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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Stimme.
    Kai lacht und er klingt leicht hysterisch. »Sie
können niemanden zwingen. Wir sind hier auf Premium. Keine Zwangsarbeiter.«
    »Das weiß ich sehr wohl«, sagt die Offizierin und
versteift ihre Haltung. »Also, wer noch?«
    Connor hebt die Hand. »Ich komme mit.« Sein
Gesicht ist so bleich, als hätte er ein Gespenst gesehen.
      »Nein, Sie
nicht«, weist die Uniformierte ihn ab.
    Er beißt die Lippen zu einem schmalen Strich
zusammen und schweigt. Barbie und ich gehen sofort mit der Offizierin mit. An
der Tür drehe ich mich noch einmal nach Connor um. Ihr müsst das nicht tun,
sagt sein Blick. Ich versuche zu lächeln.
    »Hey cool, endlich komme ich aus diesem Loch mal
raus.« Babette scheint überhaupt nicht zu begreifen, dass wir keinen
Spaziergang machen.
    Die Gill dreht sich zu ihr um. »Haben Sie keine
angemessene Kleidung?«
    »Nein, bisher nicht.«
    »Am Ausgang sind Umkleidekabinen. Dort bekommen
Sie Kadettenkleidung.«
    »Prima.«
    »Barbie«, flüstere ich. »Bist du dir sicher, dass
du das tun willst?«
    »Ja, ich hätte längst mitgehen sollen.«
    Ich schlucke und schweige. Hoffentlich kommt sie
nicht mit, weil sie hofft, da draußen auf schicke, kernige Krieger zu treffen.
Kämpfer mit starken Muskeln, hohem Ansehen und einem Herzen als wäre es aus
rosa Buttercremetorte gemacht.
    Zehn Minuten später ist Babette umgezogen und
steht abmarschbereit. Ich muss zugeben, sie sieht umwerfend gut im sandfarbenen
Hemd und in der schwarzen Lederhose aus. Ich trage nur eine dunkelbraune
Cargohose aus stabilem Hanfgewebe. Immerhin gleichen unsere Hemden sich – bis
auf einen kleinen Unterschied. An meinem haften die Embleme »Gute Ernte«, die
mich als Erntehelferin kennzeichnen. An ihrem prangen alle meine Sehnsüchte: Die
Wappen der Kadetten.
    »Moment noch!«, ruft die Offizierin. Sie greift
nach Babettes Arm und heftet mit winzigen Sicherheitsnadeln weißes Schleifenband
über die Gill-Embleme an den Ärmeln und der Brusttasche. »Damit bist du, falls
es zum Feindkontakt kommt, eine Krankenpflegerin, keine Kämpferin.«
    Mir liegt auf der Zunge zu fragen, ob unsere
Feinde den Unterschied kennen. Aber Barbie strahlt als sei Weihnachten, und ich
möchte ihr die Stimmung nicht verderben.
    Wir haben einen weiten Weg vor uns. Trotz der
Fahrt im Anhänger eines Pferdegespanns rumpeln wir ewig über eine staubige
Straße mit riesigen Schlaglöchern. Da wir von Gills umgeben sind, die stehend
auf dem Wagen mitfahren und alle vier Himmelsrichtungen bewachen, fühle ich
mich vorerst sicher. Babette starrt mit tellergroßen Augen zum Himmel. Ich
ahne, was ihr durch den Kopf geht. Aus der Ferne sehen sie aus wie Engel.
    Plötzlich beugt sie sich an mein Ohr. Sie hält
beide Hände darüber und flüstert. »Die Welt könnte so wunderschön sein, wenn es
diese Teufel nicht gäbe.«
    »Vielleicht«, antworte ich.
    »Was?«, fragt sie.
    Der Lärm der Pferdehufe schluckt unsere Worte. Ich
zucke mit den Schultern. »Ja, sicher«, brülle ich. Doch plötzlich sehe ich
wieder die Gefolterten und ihre weinenden Kinder. Vor allem die Kinder spuken
durch meinen Kopf. Den Schmerz in ihren Augen kann ich nicht vergessen. Der
Anblick ihrer gequälten und verstümmelten Leiber lässt mich einfach nicht los. Ich
hasse die Falkgreifer, aber solch einen abartigen Schmerz dürfen wir ihnen
nicht zufügen. Das dürfen wir keiner Kreatur antun. Wir sind doch Menschen.
    Betrübt senke ich die Augen. Es ist einfach kein
Platz auf dieser Welt für sie und uns.
    Endlich sind wir da und springen vom Wagen. Ich
trete neben ein rabenschwarzes Pferd und streichele seine wunderschöne Mähne.
Sie fühlt sich viel borstiger an, als ich erwartet habe. Das Pferd mahlt mit
dem Kiefer und legt den Kopf schräg über meine Schulter. Ich bin so perplex
über diese zärtliche Gäste, dass ich spontan meine Wange an den Hals des Tieres
lehne. Es riecht nach Heu und Holz, wild und stark zugleich, und so ganz anders
als der feuchte Muff in unseren Kellern oder die abgestandene schweißige Luft
im Erntebunker.
    »Soraya!«
    Ich öffne die Augen, blinzele benommen. »Ja?«
    »Hast du denn gar keine Angst?« Babette trippelt
von einem Bein aufs andere.
    »Wovor?«
    »Das Tier könnte dich beißen.«
    Ich klopfte dem Rappen auf den Hals. Er schnaubt. »Hast
du die riesigen, glänzenden Augen gesehen?«
    »Ich habe die Zähne gesehen. Das genügt mir.«
    Über die Antwort muss ich lachen. »Sie sind Wiederkäuer
und fressen nur Gras. Wusstest du das

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