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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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und werfe Kiki
einen Seitenblick zu. Schließlich haben wir die Gruppe eingeholt. Reisle
überholt die Meute und begibt sich an die Spitze. Bevor wir den Speisesaal
betreten, hält Kiki mich am Arm fest. Wir werden einen Schritt langsamer.
    »Isch glaub, eine Frau trug dat Teil.«
    »Nicht möglich.«
    »Doch, auf’m Plakat. Dat hing da schon ein paar
Jährchen.« Kiki zeichnet mit den Händen ein großes Viereck. »Wanted!«
    Ungeduldig klatscht Reisle in die Hände. »Keine
Müdigkeit vortäuschen.«
    Wir betreten den Saal, greifen uns Teller und
Besteck und stellen uns als Letzte an die Schlange der Wartenden. In mir tobt
ein Vulkan. Was Kiki sagt, kann doch einfach nicht wahr sein. Ich gehe die
möglichen Erklärungen durch. Entweder hat meine Mutter das Medaillon unwissend
auf dem Trödelmarkt gekauft. Oder es befindet sich im Besitz meiner Eltern seit
… jener Nacht, als sie mich aufnahmen. Mein Gefühl sagt mir, dass diese Antwort
stimmt. Mein Vater hat es der Rebellin abgenommen. Vielleicht hat sie es ihm
auch freiwillig gegeben. Als Erinnerung an sie? Doch wieso gab meine Mutter es
mir, bevor ich ging? Entweder tat sie es, ohne zu wissen, wie gefährlich es
ist, das Medaillon zu besitzen. Oder … Ich schlucke. Bei allen Göttern, ich
hoffe inständig, dass es nicht das ist, was ich jetzt denke. Was ist, wenn sie
das Amulett aus Angst loswerden wollte? Aus Furcht, jemand könne ihre Wohnung
durchsuchen und Beweise für Kontakte zu Rebellen finden.
    Jesus, der
du gekreuzigt wurdest, stehe mir bei!, flehe ich. Mir ist klar, dass ich
das verfluchte Teil so schnell wie möglich zurück haben muss.
    Ich seufze. Vermutlich ist es doch aus reinem
Silber. Dann wird Becky es Tag und Nacht unter der Kleidung tragen, denn dort
ist es am sichersten verwahrt.
    Verdammt, ich muss einen Weg finden, es ihr wieder
abzunehmen. Connor wird nicht der einzige Sucher hier sein.
    Ein widerlicher Gedanke macht sich in meinem Kopf breit.
Was ist, wenn Connor speziell auf mich angesetzt ist? Nein, nein, kann nicht sein, flüstert mein Mund tonlos.
    Kiki sieht mich fragend an.
    Ich schüttele den Kopf und schweige.
    Wenn Connor mich aushorchen wollte, hätte er mir
nicht erzählt, wer er ist. Es gab
keinen Grund, seine Identität preiszugeben. Er
könnte auf dich stehen, schlägt mir mein Kopf vor. Hach, nun werden wir auch noch eingebildet? Oh nein, wenn ich diese
Art von Selbstgesprächen führe, ist das ein sicheres Zeichen, dass es mir
megaschlecht geht.
    Das Frühstück ist beendet. Schnell schiebe ich
Becky eine Scheibe Wurst rüber. Vermutlich bringt der plumpe Anbiederungsversuch
rein gar nichts.
    Erstick dran!, denke ich.
    »Ich habe keinen Hunger«, murmele ich und stelle
die Teller übereinander. Am Ausgang sehe ich Kiki noch einmal. »Danke, für … du
weißt schon«, flüstere ich.
    Sie nickt ernst.
    Mit einem ganz miesen Gefühl im Magen begebe ich
mich zur Premium-Sektion.

 
    ***
    Der Platz neben Babette ist noch frei. Sie winkt
mich zu sich heran. Ich begrüße sie mit einer herzlichen Umarmung und setze
mich.
    »Kai ist mal wieder krank. Vermutlich hat er
gestern Abend mit seinem Bruder gesumpft.« Sie rollt mit den Augen. »Noch ein
Grund, warum Kai nichts für mich ist. Er ist ein Hallodri.«
    »Wusste gar nicht, dass Alkohol hier erlaubt ist.«
    »Für Kai natürlich nicht.«
    »Und das lassen die Lehrer ihm einfach so
durchgehen?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Die Gills haben hier
doch Narrenfreiheit. Das gilt anscheinend auch für ihre Brüder und die
Schwestern.« Babette zwinkert.
    »Aha«, stoße ich einen gedehnten Seufzer aus.
    »Willst du heute neben mir sitzen?«
    »Gerne, aber ich will Connor nicht enttäuschen«,
flüstere ich ihr zu. In Wirklichkeit will ich mich gut mit ihm stehen. Ich muss
unbedingt wissen, was er über die Leute hier weiß, vor allem über mich.
    Barbie sieht mich überrascht an. »Läuft da was
zwischen euch?« Plötzlich errötet sie. Was sie denkt, steht ihr förmlich auf
die Stirn geschrieben: Zwischen uns kann nichts gehen, weil Connor im Rollstuhl
sitzt.
    »Ich mag ihn irgendwie. Mehr natürlich nicht«,
hauche ich noch leiser in Babettes Ohr.
    »Verstehe.«
    »Na dann, bis später.« Ich erhebe mich und setze
mich neben Connor.
    Er blickt mich überrascht an. »Ich dachte, du
wolltest heute neben Babette sitzen.«
    »Falsch gedacht.« Vielsagend klimpere ich mit
meinen Wimpern. Heilige Jungfrau, habe ich das wirklich getan? Mit meinen weiblichen Waffen gespielt?

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