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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Blickwinkel ich sein Gesicht betrachte.
    Er lässt mir den Vortritt. Ich wähle einen Platz
am Rand des Saales. Eine der abgeteilten Sitzecken, die normalerweise den
Erziehern und dem Aufsichtspersonal vorbehalten sind. Connor nickt zustimmend.
Er wartet, bis ich sitze, dann rollt er ein Stück rückwärts.
    »Warte, ich hole uns Getränke.«
    Na bravo, denke ich, nun kehrt er wieder den
Kavalier heraus. Zugegeben, so mag ich ihn eindeutig lieber. Andererseits wäre
mir im Moment seine dunkle Seite höchst willkommen, denn sie erinnert mich
daran, wer er wirklich ist. Jemand,
der mir das Leben zur Hölle machen kann, wenn er will.
    Connor kommt zurück. Hinter ihm läuft eine
Bedienstete mit einem Tablett, auf dem sie eine Flasche und zwei langstielige
Gläser balanciert. Irritiert ziehe ich eine Augenbraue hoch. Unsere Stadt hat
nur eine Kelterei. Wein ist ein teures Luxusgut.
    Die Frau schenkt uns ein und geht.
    »Wie hast du das denn hingekriegt?« Die
Premiumschüler haben zwar die besten Unterkünfte und das Essen ist
ausgezeichnet, aber der Wein ist ihnen verboten.
    »Ich habe mir eine Freimarke für Gills besorgt.«
Ein Mundwinkel zuckt. Es soll wohl ein angedeutetes Lächeln sein, wirkt aber unnahbar
auf mich.
    »Aha, Kontakte«, sage ich gedehnt. »Ich will es
gar nicht näher wissen.«
    Connor streift seine Handschuhe ab, legt sie
sorgfältig neben sich auf den Tisch und hebt dann das Glas. »Auf dich.«
    »Nein, auf gar keinen Fall trinken wir auf mich.«
    »Doch, darauf, dass du heil und gesund zurück
bist.« Plötzlich ist sein Blick wieder ganz sanft; das Blau seiner Augen verschwimmt
hinter seinen Wimpern.
    Erschrocken atme ich tief durch. Ich kann es kaum
ertragen, wenn er diesen traurigen Ausdruck in den Augen hat. Denn dann
vergesse ich, dass er ein Sucher ist. Das sind die gefährlichsten Momente in
seiner Nähe.
    »Also, dann auf mich«, lenke ich ein.
    Der kostbare Rotwein schmeckt säuerlich und
fruchtig zugleich. Augenblicklich durchströmt mich ein schummriges Gefühl bis
in alle Glieder. Der Alkohol ist mindestens ebenso gefährlich wie Connor. Ich stelle
das Glas ab.
    Irgendwie muss ich Connor dazu bewegen, von sich
zu erzählen, bevor ich womöglich unbeabsichtigt Dinge ausplaudere. Vielleicht
legt er es sogar darauf an, dass der Alkohol mir die Zunge lockert. Ich
beschließe, noch vorsichtiger zu werden.
    »Darf ich dich etwas fragen?«
    »Nur zu«, sagt er und klingt dabei ganz entspannt.
    »Wie ist deine Verletzung passiert?«
    »Ein Kampf.«
    »Warst du vor dem … Unfall … ein Gill?«
    Er betrachtet das Glas, dreht es am Stiel. Dann
stellt er es ab und beugt sich vor. »Ja.«
    »Ich kann verstehen, wenn dich das fertig macht.«
    »So ist es nicht, Soraya.«
    Ich zucke zusammen. Wie er meinen Namen
ausspricht. Ganz weich und schwermütig. »Wie dann?«, frage ich, nur um
irgendetwas zu sagen.
    »Ich war ganz gut drüber weg … bis ich dich traf.
Seither frage ich mich, was ich hier überhaupt verloren habe.«
    Eine gute
Idee, denke ich. Pack deine Sachen
und lass den scheiß Spitzeljob sein, möchte ich ihm am liebsten sagen. Aber
ich schweige.
    »Willst du wissen, wie es passiert ist?«
    »Ja«, hauche ich.
    »Zwei Jahre ist es her. Es war so’n Tag wie heute.
Knallblauer Himmel, etwas schwül. Die Ähren bogen sich bereits, so prall waren
sie in jenem Jahr. Die Arbeiter schufteten auf den Feldern und wir bewachten und
beschützten sie. Es war viel zu heiß, um mit einem Angriff der Greifer zu
rechnen. Gegen Abend brachten wir die Arbeiter zurück. Und dann beschlossen ein
paar Gills, auf dem Feld zu campieren. Warst du schon mal nachts da draußen?«
    Ich schüttele den Kopf. Nein, natürlich nicht. Was
denkt er sich? Bis ich siebzehn war, durfte ich nach Sonnenuntergang nicht das
Haus verlassen.
    »Glaub mir, Soraya, es gibt nichts Schöneres.«
Seine Augen glänzen plötzlich. »Wenn du erst einmal eine Gill bist, dann werdet
ihr das auch noch machen.«
    »Ich denke wohl kaum.«
    »Oh doch. Es gehört übrigens zur Ausbildung. Die
meisten haben Angst, wenn sie die erste Nacht im Freien verbringen. Aber wenn
du die Furcht vergessen kannst, dann spürst du da draußen das unendliche
Universum. Du blickst zum Himmel und fühlst dich eins damit. Über dir sind so
viele Sterne, dass du sie nicht zählen kannst – einfach sagenhaft!«
    »Ich weiß wie Sterne aussehen. Ich kenne tolle
Fotos von der Milchstraße und anderen Galaxien aus einem Bildband in unserer
Bibliothek. Und in der

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