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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Eigentlich
müsste ich sie jetzt trösten, irgendetwas Nettes sagen, aber ich kann nur
unentwegt zu Becky starren. Sie trägt ein blaues Kleid mit cremefarbenem
Rüschenausschnitt – und meine Halskette.
    Das Medaillon blitzt hinter dem hellen Stoff hervor.
    Verdammt
noch mal. Das gibt es doch wohl nicht.
    Jeder konnte das Ding sehen. Ich glaube es nicht.
Verzweifelt schiebe ich die Augenbrauen zusammen.
    Wie in Trance gehe ich an Kiki vorbei auf Becky
zu. »Wo wart ihr?« beginne ich ein Gespräch mit ihr. »Normalerweise seid ihr um
diese Uhrzeit längst hier.«
    Becky schnappt den Mund auf und wieder zu. Aber
sie sagt keinen Ton.
    »Wir waren bei einer Infoveranstaltung«, antwortet
Alice mit ihrer lieblichen Singsang-Mädchenstimme.
    Mir wird heiß und kalt. Wie viele Leute konnten
das Medaillon sehen? War auch nur einer dabei, der es erkannt hat, dann bin ich geliefert.
    »Worüber wurdet ihr informiert?«, frage ich
atemlos.
    »Wie wir uns bei einem Angriff verhalten sollen,
erste Hilfe, und so’n Zeug«, höre ich Alice wie aus fernem Nebel reden.
    »Was starrst du mich so an?« Becky weicht einen
Schritt zurück.
    »Tu ich das?« Meine Stimme klingt hysterisch. »Ist
mir gar nicht aufgefallen«, sage ich deutlich leiser und zwinge mich zur Ruhe.
    Ihre Miene verfinstert sich. »Glotz endlich
woanders hin!«
    »Ich will aber nicht«, zische ich.
    Sie atmet scharf ein und ihre Nasenflügel weiten
sich. »Willst du was aufs Maul?«
    »Vielleicht«, entgegne ich und hoffe, wenigstens äußerlich
gelassen zu wirken. Meine innere Anspannung jedoch ist kurz vor dem Bersten.
    »Kannste gerne haben.«
    »Nur zu! Becky Specky«, fordere ich sie heraus. »Lass
es uns endlich austragen!«
    Ich tänzle von einem Bein aufs andere. Irgendwie
muss ich sie aus der Reserve locken und zum Angriff motivieren. Das wäre die
einfachste Sache.
    »Wieso warst du eigentlich auf der Veranstaltung?«
Ich lecke mir über die Lippen, überlege die nächsten Worte sorgfältig. »Du
kommst doch gar nicht in die Nähe der Falkgreifer. Bist viel zu langsam, um
hier voll mitzuarbeiten. Aber immer einen auf dicke Hose machen.«
    Beckys Augen blitzen auf. Endlich habe ich die
richtigen Worte gefunden. Ihre Faust schnellt vor. Ich lasse es geschehen. Sie
braucht diesen kleinen Erfolg, damit es später nicht heißt, ich habe sie
angegriffen und verprügelt. Sie trifft mich an der Unterlippe. Der Schlag ist überraschend
hart.
    Meine Lippe platzt auf, ich taumle rückwärts und
ich schmecke Eisen. Mit dem Handrücken wische ich mir das Blut von den Lippen.
    »Du wirst einsehen müssen, dass ich das nicht akzeptieren
kann«, warne ich sie.
    Im nächsten Moment packe ich sie an den Schultern
und reiße sie zu Boden. Wir ziehen uns gegenseitig an den Haaren. Es tut
scheißweh und ihre Hiebe treffen mich hart. Ich keuche auf vor Schmerz, doch
nach kurzer Zeit sitze ich oben, und sie schnaubt erschöpft.
    Hm, denke ich, nicht gut. Ich bin ihr
überlegen – und das zu eindeutig. Also
lasse ich mich auf die Seite fallen, löse schweren Herzens den Klammergriff
meiner Beine. Becky nutzt erfreut die Gelegenheit und wir drehen uns wie ein
Wollknäuel über den Boden. Ich greife ihr in den Nacken. Mit einem Ruck ziehe ich
an der Kette, wobei ich Becky ein Büschel Haare ausreiße. Endlich halte ich die
Kette in der Hand.
    Das Medaillon rutscht auf den Boden. Becky liegt
drauf. Ich lasse das Kettchen los. Sicher hat sie gemerkt, was ich getan habe.
    Wir rollen noch einmal über den Boden. Schließlich
lasse ich mich ergeben auf den Rücken fallen und kassiere einen weiteren Schlag
ihrer Faust. Diesmal auf den Wangenknochen. Ich habe das Gefühl, alle meine Gesichtsknochen
sortieren sich neu. Immerhin konnte ich gerade noch den Kopf hochreißen und
verhindern, dass sie mir ein Veilchen verpasst. Während Becky ihre Fäuste auf
mir niederprasseln lässt, greife ich mit einer Hand hinter meinen Rücken.
Stückweise schiebe ich die Hand weiter, bis ich endlich das verflixte Metall
zwischen den Fingern spüre.
    »Jetzt reicht es aber!«, brülle ich schmerzerfüllt,
stoße Becky mit dem Ellbogen zu Boden und schiebe sie von mir weg. Blitzschnell
stehe ich auf und flüchte japsend ins Bad. Ich knalle die Tür zu und schließe
ab.
    Geschafft!
    Erleichtert reiße ich die Klobrille hoch.
    Weg mit dem fürchterlichen Teil. Dieses verhasste
Ding. Und dafür lass ich mich auch noch verprügeln? Fassungslos taste ich über
mein geschundenes Gesicht. Niemals darf

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