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Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze

Titel: Raya und Kill - Gefaehrliche Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Twin
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Die Hexe hat mir
gerade noch gefehlt. Ich verlangsame den Schritt. Doch als hätte sie hinten
Augen, bleibt sie plötzlich stehen, dreht sich auf ihrem spitzen Absatz um und
blickt mich an. Erschrocken atme ich tief durch und gehe auf sie zu.
    »Mistral! Was machen Sie um diese Uhrzeit hier noch
in den Gängen? Die Zöglinge aus Sektion Standard sind längst auf ihren Zimmern.«
    »Ich bin mit der letzten Kutsche vom Feld
gekommen, habe geduscht und meine Sachen in die Wäscherei gebracht. Mir wurde
gestattet, später am Abend in der Premium-Sektion zu essen.«
    »Ja, ich erinnere mich.« Frau Kasten runzelt die
Stirn. »Sie haben Sondertraining bei Erikson. Und Sie haben sich heute
freiwillig für die Getreideernte gemeldet. Nur weiter so!« Die Aufseherin nickt
und geht weiter.
    Was war das? Ist die Frau um diese Uhrzeit zu müde
zum meckern? Irritiert schüttele ich den Kopf. Noch überraschter bin ich
allerdings, dass sie sämtliche Daten über die Zöglinge im Gedächtnis hat und
meinen Namen auf Anhieb wusste. Ich hoffe und bete, dass ich nicht mehr auf
ihrer persönlichen Abschussliste stehe.
    Connor wartet bereits. Das hatte ich befürchtet.
Er macht ein ernstes Gesicht und blickt mich irgendwie undurchdringlich an.
Kein Lächeln, kein Anzeichen eines Grußes. Er sieht beinahe aus, als sei er in
Gedanken ganz weit weg, irgendwie entrückt. Seine Hände ruhen auf den
Greifreifen des Rollstuhls. Er trägt glänzende, schwarze Lederhandschuhe, die den
Handrücken bedecken und die Fingerspitzen herausgucken lassen. Das sieht
elegant und zugleich gefährlich aus.
    »Hey Connor«, sage ich zögerlich.
    Er hebt den Kopf, sieht mich mit
zusammengebissenen Lippen wütend an. Anstatt zu antworten, krallt er die Finger
um die Räder. »Ist was nicht in Ordnung?« Ich hocke mich zu ihm runter und
stütze mich dabei auf dem Greifreifen ab.
    Sofort legt er seine Hand auf meine. Das Leder
seines Handschuhs fühlt sich glatt und geschmeidig an, zu glatt und kühl für
menschliche Haut. Aber die Fingerspitzen sind warm und sein Griff ist fest.
    Ich blicke ihn abwartend an.
    Bevor er etwas sagt, räuspert er sich. Trotzdem
klingen seine Worte schroff. »Die Greifer-Bestien haben uns den Krieg erklärt
und du glaubst, das da draußen sei ein Spaziergang.«
    Aha, daher weht der Wind. »Ich bin doch heil und
gesund zurück«, zische ich, ziehe energisch die Hand weg und richte mich wieder
auf.
    Er legt den Kopf schief. »Hast du schon mal in den
Spiegel geschaut?«
    »Das?« Ich zeige auf meine Lippe. »Das war die
überaus freundliche Becky. Sie hatte Bedenken, dass ich heute Abend zu gut
aussehen könnte.«
    »Für dich ist das hier wohl alles nur ein
riesengroßer Spaß, oder?«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Warum kannst du dann nicht einmal ernst bleiben?«
    »Schon gut, Connor, ich hab begriffen, dass du dir
Sorgen gemacht hast.« Niedergeschlagen suche ich nach einer Gelegenheit, dieses
Gespräch zu beenden und den leeren Flur zu verlassen. Connors ernster Blick
lastet auf mir. Ich trete neben seinen Rollstuhl und hocke mich auf einen
schmalen Mauersims. »Willst du mir nicht erzählen, warum dich das hier alles so
anfrisst?«, sage ich leise.
    Er nickt. »Lass uns reden!«
    »Und die Theateraufführung?«
    »Die wurde um eine Stunde verschoben.«
    »Dann haben wir genügend Zeit.«
    Connors Mund verzieht sich zu einem rätselhaften
Ausdruck. »Magst du mit auf mein Zimmer kommen?«
    Überrascht reiße ich die Augen auf. »Hast du eine
Unterkunft ganz für dich alleine?«
    Er greift sich durchs Haar. »Tja, irgendeinen
Vorteil muss mein Zustand ja haben.«
    »Ich weiß nicht. Frau Kasten schleicht hier rum.
Und wenn ich ehrlich bin, habe ich ihr gesagt, ich sei auf dem Weg zum
Speisesaal.«
    »Okay, dann da.«
    Während Connor mit dem Rollstuhl den Weg zur
Kantine einschlägt, bleibe ich immer einen halben Schritt hinter ihm. So habe
ich Gelegenheit, ihn unauffällig zu beobachten. Er ist ein wechselhafter Mensch,
der schnell von einem Extrem ins andere fällt. Mal strahlt er eine Fröhlichkeit
aus, die mich mitreißt und vergessen lässt, dass er ein Sucher ist, und dann
wirkt er plötzlich bedrohlich auf mich – so wie jetzt. Es ist nicht zu
übersehen, dass er sich auf das Date vorbereitet hat. Er trägt ein schwarzes Seidenhemd,
ist frisch rasiert und gekämmt. Seine manikürten Fingernägel wirken elegant und
er riecht angenehm nach Shampoo und Rasierwasser. Doch auf seine Wangen fällt
Schatten, egal aus welchem

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