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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Mart
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innere Anspannung so unentdeckt.
    »Auf was stoßen wir denn an?«
    »Auf einen netten Abend schlage ich vor und natürlich unsere Bekanntschaft«, erklärte er. Die Gläser klirrten laut aneinander. Cloé drehte sich um: »Hey ihr habt mich wohl schon vergessen?« Sie nahm ihr Glas von der Küchenarbeitsplatte und stieß nochmals mit uns an.
    Gerade als ich mich etwas entspannte, schoss Readwolf nach: »Ich hoffe du bleibst heute etwas länger bei uns.«
    Das muss in der Familie liegen, dachte ich kopfschüttelnd.
    »Genug geredet, setzen wir uns. Das Essen kann serviert werden«, erklärte Cloé. Ich atmete auf.
    Der Braten war zart und saftig. Ich liebte Fleischgerichte über alles, aber dieses war einfach nur ein Gedicht. Entsprechend Mühe hatte ich, nicht hastig zu essen wie sonst. Readwulf saß mir gegenüber, daher konnte ich unauffällig ab und an aufsehen, um ihn näher zu betrachten.
    Er hatte wirklich vornehme Manieren: Seine Ellenbogen lagen nicht auf dem Tisch auf, er ließ den Mund beim kauen zu und benutzte sogar, die von Cloé liebevoll vorbereiteten, Stoffserviette. Das war schon deutlich mehr Kultiviertheit, als ich von so manch anderem Mann beim Essen gewohnt war. Gut, das passte auch zu seiner sonst eher schleimigen Art. Seine Augen waren tief braun, eigentlich fast schwarz. Von einem hellbraunen Kranz um die Iris war jedoch nichts zuerkennen. Komisch, denn ich hätte schwören können, dass seine Augen zweifarbig waren.
    »Satt oder wollt ihr noch mehr?«, fragte Cloé in die Stille.
    »Danke, es war völlig ausreichend und im Übrigen wie immer ein Gedicht, Cloé«, antwortete Readwulf und lehnte sich dabei bedeutungsvoll nach hinten.
    »Danke, aber ich bekomm auch keinen Bissen mehr runter. Wo hast du so gut kochen gelernt?«, fragte ich und hob die Hände hoch.
    »Auf der Schule für höhere Töchter und kochen ist wohl das einzige, was ich für mein Leben dort gelernt habe« Sie lächelte mir verlegen zu.
    »Hört, hört … die Schule für höhere Töchter. Ich wusste gar nicht, dass es so was heute noch gibt. Wie sieht es dann mit Sockenstopfen bei dir aus?« Diesen Seitenhieb konnte ich mir nicht verkneifen und sie hatte ihn sich auch verdient.
    »Wohl welche durchgescheuert?«, konterte sie umgehend.
    Readwulf konnte sich sein Grinsen nicht verkneifen. »Noch Wein die Damen?«, warf er galant ein und rettet die Situation mit seinem smarten Lächeln.
    Cloé zwinkerte zurück und verkündete dann gerade heraus: »Oh nein, ich habe etwas im Atelier vergessen. Jules, es macht dir doch nichts aus, Read so lange zu unterhalten. Ich beeile mich auch. Versprochen!«
    »Doch! Das macht mir was aus. Er ist dein Gast«, widersetzte ich mich, doch sie hatte ihren Mantel bereits in der Hand und rief aus dem Flur zurück: »Danke, du bist ein Schatz!« Die Wohnungstür krachte ins Schloss und Readwulf lachte laut los: »Das ist so typisch Cloé, dass kann man schon gar nicht mehr in Worte fassen.«
    »Das heißt, die ist immer so … so …« Mir viel das Wort nicht ein, aber er ergänzte ohne zu zögern: »Unverschämt! Ja, aber sie meint es nicht böse, glaub mir.«
    »Und nun?«, schaute ich ihn fragend an und zog die Schultern unschuldig nach oben.
    »Am besten du tust, was sie gesagt hat.«
    Ich schaute noch unschlüssiger als vorher, daher verdeutlichte er seine Aussage noch etwas: »Unterhalte mich!« Er neigte spöttisch den Kopf zur Seite.
    Ich sag´s doch, das liegt in der Familie. Einer schlimmer wie der andere, dachte ich genervt von seinem Anspruch.
    »Macht dir das Spaß?«, fragte ich strafend und stand dabei auf. Er griff sofort nach meinem Handgelenk: »Bleib!«
    Bedeutungsvoll schaute ich an meinen Arm entlang, auf seine umklammernde Hand.
    »Tut mir leid, bitte bleib doch«, verbesserte er sich.
    Ich riss mich los und lief ins Bad, diese Nähe ertrug ich keinen Moment länger. Kaum hatte ich die Tür hinter mir verriegelt, da brodelte es in meinem Kopf: Wie peinlich war das denn? Bestimmt hält der mich jetzt für eine kindische Idiotin.
    Es klopfte sanft an der Badezimmertür. »Kommst du wieder raus, ich verspreche auch artig zu sein«, züngelte er von draußen und das wirkte alles andere als beschwichtigend auf mein angeschlagenes ICH.
    »Das reicht«, schoss ich hoch und riss die Tür auf. Wütend und mit geballten Fäusten funkelte ich ihn an. Ich wollte schreien, doch aus meinem Mund kam nur ein gestammeltes: »Du … du Blöder.« Sein Gesichtsausdruck war mit einem Mal so

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