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Readwulf

Readwulf

Titel: Readwulf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofi Mart
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jedoch nichts.
    Es war für alle ein gelungenes Fest, auch wenn mir am Ende die Füße sauweh taten. Erst gegen drei Uhr nachts genehmigte ich mir erledigt ein Taxi nach Hause.
    »Herzlich gern und jeder Zeit wieder«, verabschiedete ich mich von Nathan und Tess.

    Laut Dienstplan musste ich am nächsten Tag um zehn Uhr in der Früh in der Rechtsmedizin erscheinen. Ich hatte etwas Mühe aus dem Bett zu kommen und die Nachwehen in meinem Kopf waren unüberwindbar.
    Aspirin wirkte bei mir nur bedingt, also würde ich den Tag ohne überstehen müssen.
    »Wohl schlecht geschlafen«, bemerkte Dr. Richards, als ich mit verquollenen Augen den Sektionsaal betrat.
    »Ich soll mich bei ihnen melden? Dr. Nail schickt mich.«
    »Ja, richtig, wenn sie in der Lage sind an einer Leichenöffnung mitzuwirken?«
    »Selbstverständlich bin ich das, Dr. Richards«, entgegnete ich energisch, also jedenfalls mit so viel Energie, wie mir zur Verfügung stand. Das reichte ihm scheinbar aus, denn er deutete wortlos an, dass ich mir meine Schürze überziehen solle.
    Die Leiche lag bereits auf dem Seziertisch, war aber noch von einem Leinentuch verdeckt.
    »Wieso nimmt der immer den Tisch in der Mitte?«, fragte ich mich. Vielleicht war das ein Tick von ihm, den er sich im Laufe der Jahre in der Rechtsmedizin angeeignet hatte. Egal, es ging los. Das Laken wurde entfernt. Wie üblich schaltete er das Diktiergerät ein, diesmal jedoch war ich auch bei den Voruntersuchungen anwesend. Der Körper war noch bekleidet, sehr elegant mit einem weißen Cocktailkleid und einem schwarzen Tüllunterrock. Selbst den Schmuck hatte man ihr noch nicht abgelegt. Dr. Richards begann seine Dokumentation: »Weiblicher Leichnam, schätzungsweise vierundzwanzig bis achtundzwanzig Jahre alt, einen Meter sechsundsiebzig groß, blondes, mittellanges Haar …« Er blickte auf und forderte mich auf: »Miss Pickering, würden sie bitte nach der Augenfarbe sehen?«
    Ohne zu zögern lief ich um den Tisch herum und blickte in das tote Gesicht der jungen Frau.
    »Das kann nicht sein!«, rief ich entsetzt.
    »Was? Kennen sie die Frau?«
    »Ja, sie war gestern Nacht auch auf der Party.«
    »Welche Party, Miss Pickering? Geht es etwas präziser?«
    »Ja, die Geburtstagsfeier von Nathan Dann meine ich.«
    »Dann müssen sie jetzt den Raum verlassen, die Polizei wird sich mit ihnen unterhalten wollen«, entgegnete Richards nüchtern, aber sehr deutlich.
    Ich war fertig! Vor ein paar Stunden hatte sie noch ausgelassen getanzt. Meine Gedächtnis verließ mich jedoch, als ich versuchte mich zu erinnern, wann ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Diese Frage würde mir der Kommissar mit Sicherheit zuerst stellen.
    »Man, wenn ich nur nicht so viel getrunken hätte«, ermahnte ich mich selbst. »Komm schon Jules, erinnere dich! Wie hieß sie?«
    Alles was mir einfiel war, dass sie die Begleitung eines ehemaligen Kommilitonen von Nathan war. Wir wurden uns nur kurz auf der Tanzfläche vorgestellt, als ich mit Nathan tanzte. Sie war mir unabsichtlich in die Hacken getreten und hatte sich sehr freundlich dafür entschuldigt. Ich wüsste nicht, dass ich sie danach noch einmal gesehen hätte. Ich zermarterte mir den Kopf, kam jedoch nicht mehr auf ihren Namen.
    Dr. Nail, der bereits über diesen Zwischenfall informiert wurde, kam auf mich zu, als ich im Flur der Rechtsmedizin saß und grübelte. »Miss Pickering, gehen sie jetzt nach Hause. Ich werde ihre Anschrift, so fern nötig, an die Polizei weiter geben. Alles in Ordnung?«
    Ich sah wohl noch recht mitgenommen aus. »Ja, alles OK.« Ohne Umwege beeilte ich mich, heim zu kommen. Diese Zufälle ließen mir keine Ruhe. Mein Kopf arbeitete ununterbrochen. Ich kannte Gracy und nun auch diese Tote. Woran Gracy gestorben war, wusste ich nicht. Bei der zweiten Toten hatte Dr. Richards ebenfalls keine eindeutige Todesursache gefunden. Auch die neue Leiche wies keine offensichtlichen Wunden auf. Drei tote Frauen, jung und hübsch. Bei allen kein offensichtlicher Befund erkennbar. »Das kann kein Zufall sein«, beschloss ich.
    Ich war noch keine zwei Stunden zu Hause, da läutete es an der Wohnungstür. Cloé öffnete und kam in mein Zimmer. »Du Jules, da sind zwei Herren von der Polizei für dich an der Tür. Was ist denn passiert?«
    »Erzähl ich dir nachher.«
    Die beiden Männer standen entspannt vor der Tür, als ich diese erreichte und sie herein bat.
    »Kommissar Iwan Dickens und das ist mein Kollege Kommissar John Kelson«, begann

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