Reagans Satellit
äußerlich war Nola noch seine Frau, und offiziell wußte niemand davon, daß es Schwierigkeiten zwischen ihnen gab, aber bei diesen Schnüfflern konnte man seiner Sache niemals sicher sein ...
Aber welchen Grund besaß Henderson, sich über so etwas zu ärgern?
Regan vermochte es sich nicht vorzustellen. Er hatte drei Viertel der Seite überflogen, als er sah, worum es sich handelte.
Die Meldung lautete:
Noch immer bemühen Agenten des FBI sich vergeblich, die Hintergründe jenes Gerüchts aufzuklären, das besagt, eine gewisse ausländische Macht beabsichtige, den Satelliten, in dem die 1992er Weltausstellung stattfinden soll, am Tage der Eröffnung mit einem Raketengeschoß zu vernichten. Wie das Gerücht behauptet, soll der Anschlag am 12. Oktober 1992 ausgeführt werden, weil es im Satelliten von Prominenten aus aller Welt wimmeln wird, die der Eröffnung beiwohnen. Von welchem Standort das verhängnisvolle Geschoß starten wird, soll für immer, verläuft das teuflische Attentat nach den Wünschen der Verbrecher, ein Geheimnis bleiben. Wir vermuten, daß ein bestimmter, sehr dicht bevölkerter östlicher Staat diesen üblen Plan ersonnen hat, um dem Ansehen der Vereinigten Staaten endgültig den Todesstoß zu versetzen.
Regan blickte auf. Ihm war zumute, als habe ihm soeben jemand einen Vorschlaghammer in die Magengrube geschmettert.
»O Gott«, sagte er. »Wann ist dieser Dreck veröffentlicht worden?«
»Gestern, Faktorist. Die Zeitung erschien zur Mittagszeit, und fünf Minuten später erhielten wir die ersten Anrufe. Wir konnten Sie natürlich nicht erreichen, weil Sie gerade den Satelliten besichtigten.«
»Was haben Sie unternommen?«
»Wir haben dafür gesorgt, daß die Meldung entfernt wurde«, sagte Henderson. »Ich habe in Ihrem Namen die Graphic angerufen und den Leuten klargemacht, daß wir eine Verleumdungsklage erheben, sollten sie die Meldung nicht zurückziehen. Sie war prompt ab 12 Uhr 30 aus der Zeitung verschwunden.«
Regan grinste trocken. »Haben Sie bezüglich der Verleumdungsklage eine Rechtsauskunft eingeholt?«
»Ich erkundigte mich bei Martinelli. Er meinte, es gäbe wahrscheinlich keine Rechtsgrundlage dafür, aber ich solle auf jeden Fall anrufen und damit drohen.«
»Eine gute Entscheidung. Wer hat mit Ihnen gesprochen?«
»Der Herausgeber«, sagte Henderson. »Tony Coughlin persönlich. Er war ernsthaft erschüttert. Er sagte, er habe nicht gewußt, daß sich die Meldung in seiner Zeitung befinde, und er hat den Kolumnisten unverzüglich hinausgeworfen.«
»Das nutzt uns überhaupt nichts«, murmelte Regan. »Ich kann verstehen, daß Coughlin einen Schock erlitten hat. Die Global besitzt eine Beteiligung an seinem Schmutzblatt. Wollte ich es, ich könnte den ganzen Laden morgen auflösen, und das weiß er.«
»Das würde nichts mehr nutzen, Sir.«
»Wissen wir das?« Regan schnitt eine finstere Miene. »Ich wünschte, ich hätte das Schundblatt vorgestern abgeholzt! Was für eine ekelhafte Journaille!« Er starrte das gelbliche Blatt auf seinem Tisch an, und die Wörter der anstößigen Meldung blitzten wie Leuchtfeuer. »Was glauben Sie, wie viele Menschen den Quatsch gelesen haben?«
»Die Graphic besitzt ungefähr siebenhundertfünfzigtausend Abonnenten, Sir.« Henderson schüttelte seinen Kopf. »Der Text blieb jedoch bloß für eine halbe Stunde in der Zeitung. Das dürfte der Auslieferung an etwa fünfzigtausend Leser entsprechen. Aber Sie wissen ja, wie so etwas sich herumspricht. Jemand liest, daß die Weltausstellung in die Luft gesprengt werden soll, erzählt es drei Freunden, und die drei beeilen sich natürlich, und ...«
»Ja, ich weiß.« Regan schlug eine Faust auf den Tisch. »Haben Sie mit dem FBI gesprochen?«
»Ja, Sir. Dort ist nichts von einem derartigen Gerücht bekannt.«
»Also hat dieser Schmierfink sich den Unsinn aus den Fingern gesogen«, konstatierte Regan. Er erhob sich und schritt auf und nieder. Er verspürte Lust, Gegenstände zu zerbrechen und zu zerfetzen. »Irgendein unterbezahlter, schwachsinniger Griffelquäler sudelt eine Kolumne zusammen, und plötzlich, nachdem er mit seinen Berichten darüber fertig ist, wer mit wem im Bett liegt, stellt er fest, daß ihm hundert Wörter fehlen. Er schluckt ein Stimu, und schon küßt ihn die Muse, er erfindet eine Attentatsdrohung gegen die Weltausstellung. Und plötzlich stecken wir bis zum Hals in einer Katastrophe, weil niemand einen Besuch der Weltausstellung riskieren
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