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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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blinzelten ihn an. »Marsianer?« sagten sie beide beinahe gleichzeitig.
    Regan nickte. »Ein marsianischer Pavillon. Ganz klar! Wir stellen ihn in die fünfte Etage, direkt neben den Pavillon der Global Factors. Fünf oder sechs alte Marsianer in ihrer natürlichen Umgebung. Eine Höhle, ein paar marsianische Pflanzen, eine marsianische Familie. Die Leute werden sich über den Haufen rennen, um einen Blick auf sie werfen zu können.«
    »Richtige Marsianer?« fragte Martinelli.
    »Was sonst?« erwiderte Regan. »Ein paar echte Marsianer.«
    »Lassen sich welche beschaffen?«
    »Ich denke schon«, sagte Regan. Er unterdrückte den Widerstand, den sein Gewissen zu leisten begann. »Als ich im vergangenen Sommer auf dem Mars war, habe ich die Höhlen der Marsianer besucht, wie Sie wissen. Schon damals kam mir der Gedanke, einen marsianischen Pavillon einzurichten, und ich habe einigen Marsianern ein entsprechendes Angebot unterbreitet. Sie schienen mich zu verstehen, aber waren nicht sehr von dem Gedanken angetan, und so ließ ich ihn fallen.«
    »Und Sie glauben, daß sie sich diesmal überreden lassen?«
    »Nein«, sagte Regan, »das glaube ich nicht.« Er sah Martinelli an. »Hal, wie ist der legale Status der alten Marsianer?«
    »Ich begreife nicht ganz, Sir.«
    »Sind sie durch Gesetze geschützt? Sind sie Schützlinge der Vereinten Nationen oder etwas Ähnliches?«
    Martinelli schüttelte den Kopf. »Ich könnte das nachprüfen, Sir. Aber ich bezweifle, daß in dieser Hinsicht schon eine Entscheidung herbeigeführt wurde. Die Tatsache ihrer Existenz ist noch nicht lange bekannt.«
    »Also gut«, sagte Regan. »Beschäftigen Sie sich einen Tag lang damit. Unterdessen gehe ich von der Annahme aus, daß uns niemand ins Handwerk pfuschen kann. Rufen Sie ein halbes Dutzend Techniker und einen Ökologen oder zwei, daß wir diese Sache planen können. Ich wünsche eine so perfekte Einrichtung des Pavillons, daß kein Marsianer ihn von seiner heimatlichen Höhle unterscheiden kann. Die gleiche Temperatur, die gleiche Atemluft, die gleichen Verhältnisse – die gleichen alltäglichen Zustände. Es kümmert mich nicht, wenn es fünfzig Millionen kostet. Wir sind jetzt in einer verzweifelten Lage und müssen schnell etwas unternehmen.«
    Regan befeuchtete seine Lippen. Sein Herz klopfte heftig, seine Hände waren eiskalt.
    Alles in ihm lehnte sich gegen sein Vorhaben auf, aber er stand mit dem Rücken zur Wand. Die Weltausstellung war in Gefahr, noch vor ihrer Eröffnung zu scheitern. Und er mußte alles daransetzen, ihre Eröffnung zu gewährleisten und sie zu einem Erfolg zu machen.
    Er verfluchte den Tag, an dem er in dieses unglückselige Projekt verwickelt worden war. Der Faktorist hatte sich nie gescheut, in heikle Geschäfte einzusteigen, aber er hatte nie etwas getan, was seiner Auffassung nach schlichtweg verachtenswürdig gewesen wäre.
    Nicht bis heute.
    Martinelli und Lyle Henderson starrten ihn mit Mienen an, die von Schrecken und Bestürzung zeugten. Regan wartete auf die unvermeidliche Frage. Martinelli stellte sie.
    »Sir, darf ich um eine Erklärung bitten?«
    »Nur zu.«
    »Ich habe den Eindruck – ich möchte mich nur vergewissern, Sir ...« Er zögerte. »Sie sagten, Sie hätten im Sommer mit den Marsianern gesprochen und daß sie sich weigerten, auf der Weltausstellung zu erscheinen.«
    Regan nickte.
    »Und nun sagen Sie, daß wir auf jeden Fall einen marsianischen Pavillon einrichten werden«, sprach Martinelli weiter. »Bedeutet das, daß die Marsianer mit Gewalt zur Weltausstellung gebracht werden sollen?«
    »Genau das«, sagte Regan mit matter Stimme. »Wir werden sie entführen, Hal.«
     

 
14.
     
    Regan wußte, daß dies ein Teil der Vorbereitungen war, den er restlos mit eigenen Mitteln und auf eigene Verantwortung durchführen mußte. Es gab keinen anderen Weg. Es war eine schmutzige Sache, und er konnte kaum eine andere Person damit beauftragen.
    Bevor er damit anfangen konnte, mußte er noch einen kleinen Aufstand in den eigenen Reihen unterdrücken. Sowohl Martinelli wie auch Henderson wollten lieber ihren Abschied nehmen, als seine Komplicen werden. Regan redete ihnen das aus. Dazu brauchte er Zeit und alle seine rhetorischen Künste, aber ein Mann, dem es gelungen war, einen ganzen Aufsichtsrat daran zu hindern, ihn zu stürzen, vermochte auch zwei junge Mitarbeiter dazu zu bringen, daß sie auf ihren Posten blieben. Er gab ihnen zu verstehen, daß ihm das Vorhaben nicht weniger

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