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Reagans Satellit

Reagans Satellit

Titel: Reagans Satellit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Regan zu Nola, brachten ihren Neid zum Ausdruck, weil er ein solches Juwel von Ehefrau besitze.
    Glaubt mir, dachte er, wenn ihr sie wollt, dann könnt ihr sie haben!
    Er sprach den Gedanken nicht aus. Auf das Dach des Weißen Hauses trommelte Regen. Kurz vor Mitternacht verwandelte der Regen sich in Schnee, und als Regan aus einem Fenster blickte, wirkte die Welt frisch, sauber und neu.
    »Ein glückliches Neues Jahr!« brüllte jemand.
    TV-Kameras schwenkten durch den Raum – denn natürlich fand die Party des Präsidenten die Beachtung der gesamten Nation. Regan drehte sich um und zwang für die Millionen von Zuschauern ein heiteres Lächeln auf seine Lippen.
    Er fragte sich, auf welche Weise man wohl jetzt in Marsport feierte. Wahrscheinlich, so überlegte er, hatte man dort zuviel Arbeit, um sich großartige Feierlichkeiten erlauben zu können. Wahrscheinlich war Silvester für die Marskolonisten ein Tag wie jeder andere, ein Tag voller Arbeit.
    »Glückliches Neues Jahr, Claude!«
    Das war Nola. Anscheinend war sie ein wenig betrunken. Ihre Augen schimmerten, und ihr Gesicht war gerötet.
    »Ein Hoch auf das Jahr 1992!« schrie sie. »Küß mich, Claude!«
    »Man sieht uns im TV.«
    »Sei nicht so steif. Der Präsident hält seine Neujahrsansprache. Küß mich zum Neuen Jahr.«
    Ihre Lippen berührten die seinen. Sie schwankte ein bißchen. Rasch entzog er sich ihrer Umarmung. Er bemerkte, daß sie mehr war als nur ein wenig angeheitert. Sie war stockbetrunken.
    »Fröhliches Neues Jahr!« kreischte Nola und schlang einen Arm um Faktorist Irwin Davidson. Der Chef der Interworld blickte etwas verblüfft drein. Dann grinste er Regan und seine eigene Frau an und gab Nola, offensichtlich recht verlegen, einen Kuß.
    »Fröhliches Neues Jahr«, wünschte Faktorist Davidson.
    Regan füllte sein Glas auf. Der Champagner schmeckte ihm wie Wasser. Ein Orchester spielte Auld Lang Syne. Die erlauchten Gäste lachten und sangen. Ihre Stimmen klangen ein bißchen heiser. Regans Herz hämmerte. Er mußte fort, wenigstens für einen Moment.
    Er ging durch eine Doppeltür und erreichte den Zugang zu einem Balkon. Er öffnete auch die Balkontüren und trat hinaus. Die Kälte störte ihn nicht. In der Hoffnung, einen Blick auf den Mars oder auf den Metallmond, den er an den Himmel geschossen hatte, zu erhaschen, schaute er empor.
    Das Schneetreiben war zu dicht. Regan vermochte nichts zu sehen. Nach einer Weile zog er sich ins Innere zurück und gesellte sich wieder zu den anderen Gästen. Ein Kellner, der verkrampft lächelte, reichte ihm neuen Champagner. Er nahm ihn gerne – es war Marke Mumm, Jahrgang 1985. Ein hervorragendes Weinjahr. Aber der Champagner schmeckte ihm noch immer wie Wasser. Der Mangel lag, wie er wußte, nicht am Champagner.
     
    *
     
    März 1992.
    Noch sieben Monate bis zum Eröffnungstermin.
    »Glauben Sie, dieser unsinnige Artikel über das angeblich geplante Attentat hält die Leute fern?« fragte Hal Martinelli.
    Lyle Henderson schüttelte den Kopf. »Teilweise, aber diese Geschichte spielt nur eine sehr geringe Rolle.«
    »Ja«, pflichtete Regan ihm bei. »Nur eine sehr geringe.«
    »Aber woran liegt es dann?« wollte Martinelli erfahren. »Warum bucht denn niemand?«
    Regan starrte seine Assistenten an. »Die Hälfte fürchtet sich«, sagte er. »Sie möchte kein Raumschiff betreten und erst recht keinen Satelliten. Und die andere Hälfte – nun, vielleicht will sie kein Geld ausgeben. Ein Besuch der Weltausstellung kann fünf- bis sechshundert Dollar kosten, berücksichtigt man die Anreise zum Raumhafen, die Fährenbenutzung, das Eintrittsgeld und so fort. Vielleicht haben wir falsch kalkuliert. Vielleicht gibt es einfach nicht genug Leute, die bereit sind, soviel auszugeben.«
    »Die Umfragen, die wir durchgeführt haben, deuten ...«, begann Henderson.
    Regan runzelte die Stirn. »Umfragen! Was beweisen sie schon?«
    Seine Geduld begann nachzulassen. Er hatte den Tiger nun eineinhalb Jahre lang geritten und nun näherte er sich einem Punkt, an dem er die Belastung nicht länger durchzustehen vermochte. Er begann zu zweifeln, daß sich innerhalb der verbliebenen sieben Monate der Erfolg des Projekts sichern ließ.
    Dabei war alles vorbereitet. Der Satellit war fertig, der Fährbetrieb ebenso. Inzwischen waren die Verträge für sämtliche Pavillons unterzeichnet. Mehrere davon waren bereits erstellt, die meisten befanden sich im planmäßigen Baustadium, und am 12. Oktober würden sie alle

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