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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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einzigen Besucher bleiben. Eine halbe Stunde später langte noch ein Wagen an, und dann folgten noch drei Bekannte, die von Kerrith einen Spaziergang zu uns herüber gemacht hatten.
    Da waren wir nun also; mit dem friedlichen Nachmittag war es vorbei; wir mußten einen Schub langweiliger Bekannter nach dem anderen freundlich willkommen heißen und den traditionellen Gang durch den Park, die Besichtigung des Rosengartens und die öde Führung zum Glücklichen Tal mit gespielter Herzlichkeit auf uns nehmen.
    Natürlich blieben sie zum Tee, und anstatt faul unter der Kastanie ausgestreckt an einem Gurkenbrötchen zu knab-bern, sahen wir uns zu der steifen Förmlichkeit der Teezeremonie im Salon gezwungen, die ich so verabscheute.
    Frith war natürlich in seinem Element; er dirigierte Robert mit einem Zucken seiner Augenbrauen, während ich mich mit der großen silbernen Teekanne und dem Wasserkessel, die ich niemals recht zu handhaben lernte, heiß und ungemütlich fühlte.
    Frank Crawley war bei solchen Gelegenheiten Gold wert. Er nahm mir die Tassen ab und reichte sie weiter, und wenn meine Antworten zu nichtssagend klangen, weil die silberne Teekanne meine Aufmerksamkeit so in Anspruch nahm, mischte er sich in seiner stillen unauffälligen Art in die Unterhaltung und enthob mich dadurch der Mühe, aufzupassen.
    Maxim befand sich meistens am anderen Ende des Zimmers, wo er irgend jemandem ein Buch oder ein Bild zeigte und den vollendeten Gastgeber spielte. Die Teezeremonie war eine Nebensächlichkeit, die ihn nichts anging. Er ließ seinen Tee, den er auf einem Nebentisch hinter einer Vase vergessen hatte, kalt werden, während ich, völlig aufgelöst hinter dem dampfenden Kessel, und Frank, der unverdrossen mit Keksen und Kuchen jonglierte, uns in die prosaischeren Pflichten der Gastlichkeit teilen mußten.
    Lady Crowan, deren geschwätziges Mundwerk einem schon nach fünf Minuten auf die Nerven ging, brachte plötzlich das Thema aufs Tapet. Es war gerade eine jener Gesprächspausen entstanden, wie sie auf jeder Gesellschaft einzutreten pflegen, und ich sah schon, wie Franks Lippen die unvermeidliche idiotische Bemerkung von dem Engel, der durch das Zimmer geht, formen wollten; da sah Lady Crowan von ihrer Beschäftigung, ein Stück Kuchen auf ihrem Teller zu balancieren, auf und entdeckte Maxim, der zufälligerweise neben ihr stand.
    «Ach, Mr. de Winter», sagte sie, «ich habe Sie schon seit Ewigkeiten immer etwas fragen wollen: sagen Sie, besteht eine Aussicht, daß Sie den berühmten Kostümball von Manderley wieder zum Leben erwecken?» sie legte beim Sprechen den Kopf kokett auf die Seite und fletschte ihre vorstehenden Zähne in der Annahme, daß man das für ein Lächeln halten könnte. Ich senkte sofort das Gesicht, machte mir angelegentlich mit meiner Tasse zu schaffen und versuchte, mich hinter der Teehaube unsichtbar zu machen.
    Ein paar Sekunden verstrichen, bevor Maxim ganz ruhig und gelassen antwortete: «Ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht», sagte er, «und ich glaube nicht, daß überhaupt noch irgend jemand daran denkt.»
    «Oh, aber ganz im Gegenteil. Ich versichere Ihnen, wir haben schon so oft davon gesprochen», beharrte Lady Crowan. «Für alle Ihre Nachbarn machte dieser Ball den Sommer erst richtig vollkommen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wieviel Freude Sie uns damit immer bereiteten. Kann ich Sie nicht überreden, wieder ein wenig daran zu denken?»
    «Ich weiß nicht recht», erwiderte Maxim kühl. «Es ist eigentlich eine Frage der Vorbereitungen. Wenden Sie sich lieber an Mr. Crawley; ihm würde der Löwenanteil an der Arbeit zufallen.»
    «Oh, Mr. Crawley, unterstützen Sie mich doch bitte», drang sie in ihn, und ein paar der anderen Gäste sekundierten jetzt. «Sie würden sich damit wirklich beliebt machen; der fröhliche Trubel auf Manderley hat uns so gefehlt!»
    Ich hörte Franks ruhige Stimme neben mir. «Die Mühe macht mir nichts aus, wenn Maxim nichts dagegen hat, den Ball zu veranstalten. Das liegt ganz bei ihm und Mrs. de Winter.
    Schließlich habe ich ja nicht darüber zu bestimmen.»
    Natürlich wurde ich jetzt bestürmt. Lady Crowan rückte mit ihrem Stuhl zur Seite, so daß mir die Teehaube keinen Schutz mehr vor ihren Blicken bot. «Meine liebste Mrs. de Winter, Sie müssen Ihren Mann doch herumbekommen. Auf Sie wird er am ehesten hören. Sagen Sie ihm einfach, er muß den Ball Ihnen zu Ehren geben!»
    «Ja, das finde ich auch», fiel jetzt ein Mann

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