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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Frank wäre nicht immer so steif.
    «Ich bin gar nicht mehr jungverheiratet», entgegnete ich. «Ich habe ja nicht einmal eine richtige Hochzeit gehabt: kein weißes Kleid, keine Myrten und keine Brautjungfern. Und ich will gar nicht, daß man mir zu Ehren einen Ball veranstaltet.»
    «Manderley im Festkleid ist aber ein sehr schöner Anblick», sagte Frank. «Passen Sie auf, es wird Ihnen schon Spaß machen. Sie brauchen auch gar nichts Aufregendes zu tun, nur die Gäste empfangen, und das ist ja weiter nicht schwer. Und ich darf Sie vielleicht jetzt schon um einen Tanz bitten?»
    Der gute Frank! Wie mich seine altväterische feierliche Galanterie rührte!
    «Sie dürfen so oft mit mir tanzen, wie Sie wollen», sagte ich. «Ich werde überhaupt nur mit Ihnen und mit Maxim tanzen.»
    «Oh, das würde aber einen schlechten Eindruck machen», erwiderte Frank todernst. «Sie würden Ihre Gäste dadurch sehr vor den Kopf stoßen. Sie müssen mit jedem tanzen, der Sie auffordert.»
    Ich mußte mich abwenden, um mein Lächeln zu verbergen. Es machte mir immer wieder Vergnügen, ihn ein wenig zu necken, weil er es nie merkte.
    «Finden Sie nicht auch, daß Lady Crowans Vorschlag, mich als Meißener Porzellanschäferin zu kostümieren, ausgezeichnet ist?» fragte ich ihn hinterhältig.
    Er betrachtete mich prüfend, ohne die Spur eines Lächelns. «Ja, das finde ich», sagte er dann.
    «Ich glaube, Sie würden sehr nett als Schäferin aussehen.»
    Ich lachte laut los. «Ach, mein guter Frank, Sie sind wirklich köstlich!» rief ich aus, und er wurde ganz rot. Meine impulsiven Worte hatten ihn sicherlich schockiert und verletzt.
    «Ich kann nichts Komisches in meinen Worten finden», erklärte er steif.
    Maxim kam durch die Glastür herein; Jasper umtanzte ihn in wilden Sprüngen. «Worüber amüsierst du dich denn so?» fragte er mich.
    «Frank ist so schrecklich galant», antwortete ich. «Er sieht nichts Komisches in Lady Crowans Vorschlag, mich als Meißener Porzellanschäferin auszustaffieren.»
    «Lady Crowan ist eine echte Landplage», sagte Maxim. «Wenn sie die ganzen Einladungen schreiben müßte und die Arbeit mit den Vorbereitungen hätte, dann wäre sie bestimmt nicht halb so begeistert von dem Kostümfest. Aber so ist es schon immer gewesen; die Einheimischen betrachten Manderley als eine Art Rummelplatz und erwarten, daß wir ihnen immer neue Attraktionen bieten. Wir werden wahrscheinlich die ganze Grafschaft einladen müssen.»
    «Ich habe die Namenlisten noch im Büro», bemerkte Frank. «Die Arbeit ist wirklich gar nicht so schlimm. Am zeitraubendsten wird das Briefmarkenlecken sein.»
    «Dazu wirst du abkommandiert werden», sagte Maxim und lächelte mich an.
    «O nein, das erledigen wir natürlich im Büro», sagte Frank. «Mrs. de Winter braucht sich über die Vorbereitungen überhaupt keine Sorgen zu machen.»
    Ich hätte gern gewußt, was die beiden wohl gesagt haben würden, wenn ich plötzlich die Absicht geäußert hätte, die ganzen Vorbereitungen für den Ball selbst in die Hand zu nehmen. Wahrscheinlich hätten sie nur gelacht und wären dann auf etwas anderes zu sprechen gekommen. Natürlich war ich froh, jeder Verantwortung enthoben zu sein, aber es gab meinem Selbstbewußtsein doch einen schweren Stoß, daß man mir nicht einmal zutraute, eine Briefmarke richtig zu lecken. Ich mußte an den Schreibtisch im Morgenzimmer denken, an die etikettierten Fächer und an die charakteristische schräge Schrift auf den Schildchen.
    «Als was wirst du denn gehen?» fragte ich Maxim.
    «Ich kostümiere mich nicht», erwiderte er. «Das ist das einzige Privileg, das dem Hausherrn bei dieser Gelegenheit zugestanden wird, nicht wahr, Frank?»
    «Aber im Ernst, ich kann doch unmöglich als Porzellanschäferin gehen», sagte ich. «Was soll ich denn um Himmels willen bloß tun? Zum Verkleiden fehlt mir jede Phantasie.»
    «Binde dir eine Schleife ins Haar und geh als Alice im Wunderland», meinte Maxim scherzhaft. «Du ähnelst ihr jetzt schon, wie du mit dem Finger im Mund dasitzt.»
    «Sei nicht so unhöflich», entgegnete ich. «Mein Haar ist zwar strähnig, aber so strähnig ist es nun auch wieder nicht. Aber jetzt werde ich dir was sagen: ich werde mich so verkleiden, daß ihr beide mich nicht wiedererkennt, ihr sollt staunen!»
    «Solange du dir dein Gesicht nicht mit Ruß verschmierst und versuchst, wie ein Affe auszusehen, soll mir alles recht sein», sagte Maxim.
    «Also gut, abgemacht. Ich werde mein

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