Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
Vom Netzwerk:
Kostüm bis zur letzten Minute geheimhalten, und ihr werdet vorher nichts darüber erfahren. Komm her, Jasper, lassen wir die beiden allein», und ich hörte, wie Maxim lachte, als ich hinausging, und etwas zu Frank sagte, was ich aber nicht mehr verstehen konnte.
    Ich wünschte, er würde mich nicht immer wie ein Kind behandeln, wie ein etwas verwöhntes, etwas schwieriges Kind, das er hin und wieder streicheln konnte, wenn ihm danach zumute war, das er aber meistens vergaß und mit einem leichten Klaps auf die Schulter hinaus in den Garten zum Spielen schickte. Ich wünschte, etwas ereignete sich, das mich reifer und weiser erscheinen lassen würde. Sollte es denn immer so bleiben wie jetzt? Er so unerreichbar fern, mit seinen Stimmungen, an denen ich nicht teilhatte, und seinen geheimen Sorgen, von denen ich nichts erfuhr?
    Würden wir niemals zusammenkommen, er, der Mann, und ich, die Frau, Seite an Seite, Hand in Hand, ohne diese trennende Kluft zwischen uns? Ich wollte nicht länger ein Kind sein, ich wollte eine Frau sein!
    Da stand ich auf der Terrasse und kaute an meinen Nägeln, und während ich zum Meer hinüberstarrte, stellte ich mir wohl zum zwanzigsten Mal die Frage, ob Maxim es angeordnet hatte, daß in jenen Zimmern im Westflügel alles so bleiben sollte, wie es zu Rebeccas Zeiten gewesen war, und ob er wie Mrs. Danvers bisweilen allein hinaufging, über die Bürsten auf dem Frisiertisch strich und die Schränke öffnete, um die Kleider zu berühren.
    «Komm, Jasper!» rief ich plötzlich. «Komm doch, lauf, kannst du nicht hören?» Und ich raste durch den Garten, wild und wütend, während mir die bitteren Tränen in die Augen stiegen und Jasper hysterisch bellend an mir hochsprang.
    Die Nachricht von dem bevorstehenden Kostümball sprach sich rasch herum. Meine kleine Zofe Clarice redete mit leuchtenden Augen von nichts anderem. Von ihr erfuhr ich, daß das Personal mit unserem Entschluß sehr einverstanden war. «Mr. Frith sagt, es würde wie in alten Zeiten sein», berichtete Clarice eifrig. «Ich hörte, wie er es heute morgen zu Alice sagte. Was werden Sie denn tragen, Madam?»
    «Ich weiß noch nicht, Clarice, bisher ist mir noch nichts eingefallen», sagte ich.
    «Mutter bat mich, es ihr unter allen Umständen sofort zu erzählen», fuhr Clarice fort. «Sie denkt immer noch an den letzten Ball von Manderley und sagte, er sei unvergeßlich gewesen.
    Werden Sie sich auch ein Kostüm aus London kommen lassen?»
    «Ich bin mir noch gar nicht schlüssig, Clarice», erwiderte ich. «Aber ich werde es Ihnen sagen, sobald ich einen Einfall habe; Sie sollen es wissen, aber niemand sonst. Es muß ein tiefes Geheimnis zwischen uns bleiben.»
    «Oh, Madam, wie aufregend!» seufzte Clarice begeistert, «ich kann den Tag kaum erwarten.»
    Ich war neugierig, wie Mrs. Danvers wohl diese Nachricht aufnahm. Seit jenem Nachmittag schauderte mich schon beim Klang ihrer Stimme durchs Haustelephon, und um sie so selten wie möglich hören zu müssen, benutzte ich Robert als Botengänger zwischen uns. Ich konnte den Ausdruck in ihrem Gesicht nicht vergessen, als sie nach der Auseinandersetzung mit Maxim aus der Bibliothek gekommen war, und ich dankte Gott, daß sie mich nicht da oben auf der Galerie entdeckt hatte. Vielleicht dachte sie sogar, ich sei es gewesen, die Maxim von Favells Besuch erzählt hatte. Wenn das der Fall war, haßte sie mich bestimmt noch mehr als früher.
    Die Vorbereitungen für den Ball schritten fort. Maxim und Frank schienen alles vom Verwaltungsbüro aus zu erledigen; ich brauchte mich um nichts zu kümmern, wie Frank vorhergesagt hatte. Ich schrieb nicht mal eine einzige Adresse. Aber die Kostümfrage begann mir Sorgen zu machen. Ich fand mich selber so dumm, daß mir gar nichts einfallen wollte, und ich dachte an all die Leute, die von Kerrith und den Nachbargütern kommen würden: die Frau des Bischofs, die sich auf dem letzten Ball so gut amüsiert hatte; Beatrice und Giles; die enervierende Lady Crowan und wie sie alle hießen, und so viele andere Menschen, die ich gar nicht kannte und die mich noch nie gesehen hatten – sie alle würden mich kritisch unter die Lupe nehmen wollen und voller Neugier beobachten, was ich für eine Figur machte.
    Schließlich fielen mir als letzter Ausweg die Bücher ein, die Beatrice mir zur Hochzeit geschenkt hatte, und ich setzte mich eines Vormittags in die Bibliothek und blätterte verzweifelt einen Band nach dem anderen durch, um eine Anregung zu

Weitere Kostenlose Bücher