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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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wolltest doch nicht etwa bei Julyans Schwester essen und dann den letzten Zug von Paddington nehmen?»
    «Nein.»
    Maxim trank sein Glas aus. Seine Augen waren unnatürlich groß, und tiefe Schatten lagen darunter.
    «Wie weit, glaubst du, hat Oberst Julyan die Wahrheit erraten?» fragte er.
    Ich beobachtete ihn, ohne zu antworten, über den Rand meines erhobenen Glases hinweg.
    «Er wußte alles», sagte Maxim langsam. «Natürlich wußte er alles.»
    «Wenn er es wirklich weiß», sagte ich, «dann wird er sich nie etwas anmerken lassen, niemals.»
    «Nein», sagte Maxim, «das wird er nicht.»
    Er bestellte sich noch einen Whisky, und wir saßen schweigend und zufrieden in unserer dunklen Ecke.
    «Ich glaube», sagte Maxim, «daß Rebecca mich mit voller Absicht angelogen hat. Ihr letzter, großartiger Bluff.
    Sie wollte, daß ich sie tötete. Sie hat alles vorausgesehen.
    Deshalb lachte sie auch, als ich auf sie schoß.»
    Ich sagte nichts. Ich nippte ruhig an meinem Cognac.
    Das war alles vorbei und erledigt. Das interessierte mich nicht mehr. Maxim hatte gar keinen Grund, so bleich und besorgt auszusehen.
    «Es war ihr letzter Streich», fuhr Maxim fort, «und ihr bester. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob sie nicht am Ende doch noch triumphiert.»
    «Wie meinst du das? Inwiefern könnte sie noch triumphieren?»
    «Ich weiß nicht», sagte er, «ich weiß es noch nicht.» Er stürzte auch seinen zweiten Whisky hinunter. Dann stand er auf. «Ich werde jetzt Frank anrufen», sagte er.
    Ich saß dort in meiner Ecke, und bald brachte der Kellner mir das Fischgericht. Hummer.
    Sehr heiß und gut. Ich bestellte mir ebenfalls einen zweiten Drink. Es war angenehm und gemütlich, dort zu sitzen und zu wissen, daß man keine Sorgen mehr zu haben brauchte. Ich lächelte dem Kellner freundlich zu und bat aus Übermut auf französisch noch um etwas Brot.
    Wie friedlich und behaglich es doch im Restaurant war. Maxim und ich waren zusammen.
    Alles war überstanden und geklärt. Rebecca war tot und konnte uns nichts mehr antun. Sie hatte ihren letzten Streich gespielt, wie Maxim gesagt hatte. Jetzt konnte sie keinen Schaden mehr anrichten. Nach etwa zehn Minuten kam Maxim wieder zurück.
    «Nun», fragte ich, und meine Stimme klang mir selbst ganz fern, «wie sieht’s bei Frank aus?»
    «Bei Frank ist soweit alles in Ordnung», antwortete Maxim. «Er war noch im Büro, wo er seit vier Uhr auf unseren Anruf gewartet hat. Ich erzählte ihm, wie unser Besuch verlaufen ist, und er schien sich darüber zu freuen.»
    «Ja, das glaube ich wohl.»
    «Aber etwas Merkwürdiges ist passiert», sagte Maxim nachdenklich mit gerunzelter Stirn.
    «Er sagte, er glaube, Mrs. Danvers habe sich aus dem Staub gemacht. Auf jeden Fall ist sie verschwunden. Sie hat niemandem etwas gesagt, aber sie muß schon den ganzen Tag über ihre Sachen gepackt haben, und die Bahnhofsdroschke holte ihr Gepäck um vier Uhr ab. Frith rief Frank deswegen an, und Frank sagte Frith, er solle ihm Mrs. Danvers ins Büro schicken.
    Er wartete, aber sie kam einfach nicht. Jetzt eben, kurz bevor ich anrief, telephonierte Frith wieder zu Frank hinüber, um ihm zu sagen, er habe eben ein Ferngespräch für Mrs. Danvers in ihr Zimmer umgelegt, und sie habe geantwortet. Es muß so gegen zehn nach sechs gewesen sein. Um Viertel vor sieben klopfte Frank bei ihr an, aber ihre beiden Zimmer waren leer. Sie suchten nach ihr, konnten sie aber nirgends finden. Sie muß also einfach aus dem Haus und durch den Wald gegangen sein. Am Pförtnerhäuschen ist sie nicht
    vorbeigekommen.»
    «Aber das ist doch eigentlich großartig», sagte ich. «Das erspart uns eine Menge Ärger. Wir hätten sie ja doch entlassen müssen. Ich glaube, sie hat auch etwas vermutet. Es lag so etwas in ihrem Gesicht gestern abend. Ich mußte auf der Fahrt nach London immer wieder daran denken.»
    «Das gefällt mir nicht», sagte Maxim, «das gefällt mir nicht.»
    «Sie kann ja doch nichts mehr tun», versuchte ich ihn zu beruhigen. «Wenn sie wirklich gegangen ist, um so besser.
    Der Anruf war natürlich von Favell. Er hat ihr sicher über Baker Bericht erstattet und ihr gesagt, was Oberst Julyan zu ihm gesagt hat. Oberst Julyan sagte doch, wir sollten es ihn gleich wissen lassen, wenn wir noch einmal einem Erpressungsversuch ausgesetzt würden.
    Sie werden es nicht wagen. Es ist zu gefährlich für sie.»
    «An Erpressung denke ich jetzt gar nicht», sagte Maxim.
    «Was könnten sie denn sonst tun? Wir

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