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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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sonst nichts aufgetragen, nur, daß er um sieben Uhr wieder hier sein wird.»
    Ich kehrte an den Tisch zurück. Frith mußte mich für sehr dumm halten, weil ich so eifrig aus dem Zimmer stürzen wollte.
    «Es ist gut, Frith, danke schön», sagte ich. Ich setzte mich wieder und nahm mir noch etwas von den Eiern und dem Schinken. Jasper lag zu meinen Füßen, und die alte Hündin schnarchte in ihrem Korb in der Ecke.
    Ich überlegte mir, was ich heute mit meinem Tag anfangen sollte. Ich hatte sehr schlecht geschlafen, vielleicht nur deshalb, weil Maxim nicht da gewesen war. Ich hatte mich unruhig hin-und hergewälzt und war immer wieder aufgewacht, und jedesmal, wenn ich auf die Uhr gesehen hatte, stellte ich fest, daß die Zeiger kaum vorgerückt waren.
    Und als ich endlich eingeschlafen war, hatte ich verschiedene unzusammenhängende Träume.
    Wir gingen zusammen durch einen Wald, Maxim und ich, und er lief mir immer ein Stückchen voraus. Ich konnte ihn nicht einholen. Nicht einmal sein Gesicht konnte ich sehen, nur seine Gestalt, wie er mit langen Schritten vor mir herging. Ich mußte wohl im Schlaf geweint haben, denn als ich am Morgen aufwachte, war das Kissen ganz naß, und meine Augenlider waren geschwollen. Ich sah häßlich und elend aus. Um nicht zu blaß zu wirken, rieb ich mir etwas Rouge auf die Wangen, aber es half nichts, es machte es nur noch schlimmer. Es gab mir ein clownhaftes Aussehen. Die Kunst des Schminkens war mir noch fremd. Als ich durch die Halle ins Eßzimmer ging, bemerkte ich, wie Robert mich anstarrte.
    Gegen zehn – ich streute den Vögeln auf der Terrasse gerade ein paar Krumen hin – läutete das Telephon wieder. Diesmal wurde ich verlangt. Frith kam und sagte, daß Mrs. Lacy mich zu sprechen wünsche.
    «Guten Morgen, Beatrice», sagte ich.
    «Hallo, meine Liebe, wie geht es dir?» sagte sie mit ihrer fast männlich tiefen Telephonstimme, die so typisch für sie war, rasch, bestimmt und geradezu, und ohne meine Antwort abzuwarten. «Ich wollte heute nachmittag mal rüberfahren und Großmutter besuchen. Zum Mittagessen bin ich bei Bekannten, keine zwanzig Meilen von Manderley entfernt. Soll ich dich abholen, und wir fahren dann zusammen hin? Es wird ja schließlich Zeit, daß du die alte Dame mal kennenlernst.»
    «Ja, sehr gern, Beatrice», sagte ich.
    «Sehr gut, also dann hole ich dich um halb vier Uhr herum ab. Giles hat übrigens Maxim bei dem Essen in London getroffen. Sehr schlechte Küche, sagte er, aber ausgezeichnete Weine.
    Also bis nachher, meine Liebe.»
    Ein Knacken in der Leitung; Beatrice hatte den Hörer aufgelegt. Ich ging in den Garten zurück. Ich freute mich über ihren Anruf und ihren Vorschlag, der alten Dame zusammen einen Besuch zu machen. Da hatte ich doch etwas, auf das ich warten konnte und das die Eintönigkeit dieses Tages unterbrechen würde. Mir waren die Stunden bis zum Abend schon sehr lang vorgekommen. Die Ferienstimmung war mir vergangen, und ich hatte nicht die geringste Lust, wieder mit Jasper durch das Glückliche Tal an den Strand zu gehen und Steine ins Wasser zu werfen.
    Mein Freiheitsrausch war verflogen und mit ihm auch das kindliche Verlangen, in Sandalen über den Rasen zu laufen. Häuslich wie eine gute Familienmutter setzte ich mich mit einem Buch und der Times und meinem Strickzeug in den Rosengarten und machte es mir gähnend in der warmen Sonne bequem, während die Bienen zwischen den Blumen umhersummten.
    Das Mittagessen bot an diesem langen Vormittag eine willkommene Unterbrechung. Friths undurchdringliche Ruhe und Roberts etwas blödes Gesicht ließen mich die Zeit besser vergessen, als Zeitung und Buch es vermocht hatten. Und um halb vier, pünktlich auf die Minute, hörte ich den Wagen von Beatrice um die Kurve in der Einfahrt biegen und vor der Freitreppe anhalten. Bereits fertig angezogen, die Handschuhe in der Hand, lief ich hinaus, um sie zu begrüßen. «Da bin ich, meine Liebe, herrliches Wetter, was?» sie schlug die Wagentür zu und kam mir die Treppe herauf entgegen. Sie deutete einen Kuß an, indem sie mich mit ihren Lippen irgendwo nahe am Ohr streifte.
    «Du siehst gar nicht gut aus», sagte sie gleich mit einem musternden Blick. «Viel zu schmal im Gesicht und gar keine Farbe. Was ist denn los mit dir?»
    «Nichts», sagte ich kleinlaut. Ich wußte nur zu gut, was mit meinem Gesicht los war. «Ich habe nie viel Farbe.»
    «Ach Unsinn», meinte sie. «Das letzte Mal sahst du sehr viel besser

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