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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Und tagsüber hörte Frith ihn häufig ruhelos in der Bibliothek hin und hergehen, hin und her, hin und her.»
    Auch ich konnte die Zigarettenasche neben dem Sessel auf dem Boden sehen. Auch ich konnte diese ruhelosen Schritte hören – tap, tap, tap – von einem Ende der Bibliothek bis zum anderen. Mrs. Danvers schloß leise die Tür zwischen Schlafzimmer und Ankleideraum und drehte das Licht aus. Sie ging zur Tür, die zum Korridor führte, legte ihre Hand auf die Klinke und wartete, bis ich nachkam.
    «Ich staube die Sachen in den Zimmern hier jeden Morgen selbst ab», sagte sie. «Wenn Sie sie wieder einmal ansehen wollen, brauchen Sie es mir nur zu sagen. Sagen Sie mir durchs Haustelephon Bescheid. Ich werde schon verstehen. Den Mädchen habe ich streng untersagt, hier her-aufzugehen. Kein Mensch außer mir betritt diese Zimmer.»
    Ihr Verhalten bekam wieder etwas Kriecherisches, etwas aufdringlich Vertrauliches, das mir so widerwärtig war.
    Das Lächeln auf ihrem Gesicht war falsch und unnatürlich. «Vielleicht mögen Sie gern herkommen und sich hier etwas aufhalten, wenn Mr. de Winter wieder einmal in London ist und Sie sich einsam fühlen. Sie brauchen es mir wirklich nur zu sagen. Sie sind so wunderschön, diese Zimmer. Wenn man sie so sieht, will man gar nicht glauben, daß sie nun für ewig fortgegangen ist, nicht wahr? Man könnte meinen, daß sie nur zu einem kleinen Spaziergang aufgebrochen ist und abends wieder zurückkommen muß.»
    Ich zwang mich zu einem Lächeln. Ich konnte nicht sprechen. Meine Kehle war zu trocken.
    «Und es geht einem ja nicht nur in diesen Zimmern so», sagte sie, «sondern eigentlich im ganzen Haus, im Morgenzimmer, in der Halle, selbst im kleinen Blumenzimmer; ich spüre ihre Gegenwart überall. Sie auch, nicht wahr?»
    Sie starrte mich forschend an. Ihre Stimme senkte sich zu einem Flüstern. «Manchmal, wenn ich hier den Korridor entlanggehe, bilde ich mir ein, daß ich sie kommen höre. Dieser leichte rasche Schritt – unter Tausenden würde ich ihn herauskennen. Und in der Galerie über der Halle ist es dasselbe. Ich habe sie an so vielen Abenden da oben an der Brüstung lehnen und hinunterblicken sehen und die Hunde rufen hören. Manchmal sehe ich sie jetzt auch noch da stehen. Und oft ist mir, als könnte ich das Rauschen ihrer Schleppe auf den Treppenstufen hören, wenn sie zum Essen nach unten geht.» Sie brach ab. Sie sah mich unverwandt, wie fragend an. «Glauben Sie, daß sie uns jetzt sehen kann, wie wir hier miteinander reden?»
    fragte sie dann langsam. «Glauben Sie, daß die Toten wiederkommen und die Lebenden beobachten?»
    «Ich weiß nicht», sagte ich, «ich weiß nicht.» Meine Stimme klang hoch und schrill, ganz anders als sonst.
    «Manchmal frage ich mich», flüsterte Mrs. Danvers wieder, «manchmal frage ich mich, ob sie wohl nach Manderley zurückkommt und Mr. de Winter mit Ihnen zusammen sehen kann?»
    Wir standen noch immer an der Tür und starrten einander an. Ich konnte meinen Blick nicht von ihren Augen wenden. Wie dunkel und tief sie in den Höhlen dieses bleichen Totenkopfgesichtes lagen, und wie bösartig und haßerfüllt sie mich anstarrten!
    Schließlich machte Mrs. Danvers die Tür auf. «Robert ist jetzt wieder da», sagte sie. «Er ist vor einer guten Viertelstunde zurückgekommen. Ich habe ihm bereits aufgetragen, Ihren Tee zur Kastanie hinauszubringen.»
    Sie trat zur Seite, um mich vorbeizulassen, und ich stolperte an ihr vorüber den Korridor entlang, ohne auf meine Füße zu achten. Ich konnte nichts mehr erwidern. Ich tappte mich wie eine Blinde die Treppe hinunter, bog um die Ecke und stieß die Tür auf, die zum Ostflügel führte. In meinem Schlafzimmer schloß ich die Tür hinter mir ab und steckte den Schlüssel in die Tasche.
    Dann warf ich mich aufs Bett und schloß die Augen. Mir war sterbenselend zumute.

15
    Maxim rief am nächsten Morgen an, um mitzuteilen, daß er abends gegen sieben Uhr zurückkommen werde. Frith sprach mit ihm. Maxim bat ihn nicht, mich an den Apparat zu rufen. Ich hörte das Telephon klingeln, während ich noch frühstückte, und in der Annahme, daß Frith gleich ins Eßzimmer kommen und sagen würde: «Mr. de Winter möchte Sie sprechen, Madam», legte ich meine Serviette zusammen und stand auf. Und dann kam Frith und richtete mir aus, was Maxim gesagt hatte.
    «Mr. de Winter hat bereits aufgelegt, Madam», sagte er, als er mich meinen Stuhl zurückschieben und zur Tür gehen sah. «Er hat mir

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