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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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wie Insekten, die über sie hinwegkriechen. Überall. Nein, wie glühendheiße Platten, die sich durch ihre Kleider und ihre Haut hindurchbohren. Und ihre Seele rinnt aus ihr hinaus. Ihr wird schlecht. Sie möchte sich übergeben. Aber auch das gelingt ihr nicht. Sie ist gefangen unter diesen vielen Männern, die die Hände auf ihren Körper legen. Sie tut nur eins. Sie schließt die Augen nicht. Das aber soll die Person tun, für die Fürbitte erhoben wird. Sie soll sich öffnen. Innerlich und nach oben. Doch sie behält die Augen offen. Klammert sich an die Wirklichkeit, indem sie ihre Knie anstarrt. Sie starrt einen kaum sichtbaren Fleck auf ihrem Rock an.
    » Du bleibst doch noch zum Kaffee? « , sagt Gunnar Isaksson, als sie fertig sind.
    Und sie bleibt brav. Die Pastoren und die Ältesten Brüder machen sich wollüstig über Karins Backwerk her. Bis auf Thomas, der gleich nach den Fürbitten verschwindet. Die anderen reden über Wind und Wetter und die bevorstehende Serie von Andachten, die sie zu Ostern abhalten werden.
    Niemand spricht mit Rebecka. Sie scheint gar nicht anwesend zu sein. Sie kaut auf einer Kokosmakrone herum. Die ist trocken und zerkrümelt in ihrem Mund, und sie trinkt große Schlucke Tee, um das Gebäck hinunterzuspülen. Als sie die Makrone verzehrt hat, stellt sie ihre Tasse hin, murmelt einen Abschiedsgruß und schleicht sich zur Tür. Wie eine Diebin.
     

 
    ANNA-MARIA MELLA kämpfte sich zu ihrem Haus durch. Die Auffahrt war wieder zugeweht worden, und der Wagen war vor den Torpfosten stecken geblieben.
    Sie trat den vor der Tür angehäuften Schnee mit dem Fuß beiseite und riss die Tür auf. Brüllte ins Haus hinein:
    »Robert!«
    Keine Antwort. Aus Marcus’ Zimmer war laute Musik zu hören. Den bat sie lieber nicht, Schnee zu schaufeln. Das würde nur zu einer Diskussion von einer halben Stunde führen. Und dann könnte sie die Arbeit auch gleich selbst übernehmen. Aber das brachte sie jetzt einfach nicht über sich. Der Schnee klebte im Türrahmen, und sie musste die Tür zuknallen. Robert war sicher mit Jenny und Peter irgendwohin gefahren. Vielleicht zu seiner Mutter.
    Marcus hatte Freunde zu Besuch. Vermutlich Kumpels aus seiner Hockeymannschaft. Auf dem Boden in der Diele schwamm seine Trainingstasche im Schmelzwasser seiner Schuhe, zusammen mit zwei Taschen, die Anna-Maria nicht kannte. Sie stieg über die Hockeyschläger hinweg und warf die nassen Trainingstaschen ins Gästebad. Wischte den Boden auf und stellte Schuhe und Schläger ordentlich neben die Tür.
    Als sie die nassen Trainingsanzüge in die Waschküche bringen wollte, kam sie an der Küche vorbei. Auf dem Tisch standen ein Milchkarton und eine Packung Kakaopulver. Vom Frühstück? Oder von Marcus und seinen Kumpanen? Sie schüttelte die Milch vorsichtig und roch daran. Die war in Ordnung. Sie stellte sie in den Kühlschrank. Schaute müde zum überfüllten Spülstein hinüber und ging zur Kellertür. Hinter dieser Tür standen noch immer zwei Kartons mit Christbaumschmuck. Eigentlich hätte Robert sie nach unten bringen sollen.
    Sie ging in den Keller hinunter. Stolperte über schmutzige Kleidungsstücke, die die Familie einfach auf den Boden geworfen hatte, brachte sie in die Waschküche und seufzte. Seit tausend Wochen hatte sie nicht mehr die Kraft gehabt, sich zum Bügeln und Zusammenfalten hinzustellen. Auf dem Tisch lag ein Haufen Bügelwäsche, der es mit dem Berg Tolpagorni aufnehmen konnte. Die schmutzige Wäsche dagegen türmte sich auf dem Boden vor der Waschmaschine. In den Ecken lauerten die Wollmäuse. Wohlgenährt und ohne die geringste Angst vor den Menschen. Um den Abfluss zog sich ein nasser, schwarzer Schmutzrand.
    Im Mutterschaftsurlaub, dachte sie. Dann werde ich Zeit haben.
    Sie stopfte eine Ladung ehemals weißer Socken, Unterwäsche, Laken und Handtücher in die Waschmaschine. Stellte sie auf sechzig Grad ein und drehte den Programmknopf auf B. Die Waschmaschine sprang mit einem angestrengten Brummen an, und Anna-Maria wartete auf das übliche Klicken, das wie ein kurzes Morsesignal mitteilte, dass das Programm in Gang gesetzt war, worauf dann das Geräusch des in die Trommel rauschenden Wassers folgte, doch diesmal passierte nichts. Die Maschine brummte einfach weiterhin monoton vor sich hin.
    »Na los«, sagte Anna-Maria und schlug mit den Fäusten auf die Waschmaschine ein.
    Nicht auch noch eine neue Waschmaschine kaufen müssen! Die würde doch einige Tausender kosten!
    Die Maschine

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