Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
brummte gequält. Anna-Maria schaltete sie aus und wieder ein. Probierte es mit einem anderen Programm. Am Ende versetzte sie ihr einen Tritt. Danach kamen die Tränen.
Als Robert eine Stunde darauf in die Waschküche herunterkam, saß Anna-Maria vor dem Tisch. Faltete wütend Kleidungsstücke zusammen, während die Tränen ihr über die Wangen liefen.
Seine sanften Hände fuhren über ihren Rücken und ihre Haare.
»Was ist denn los, Mia-Mia?«
»Lass mich in Ruhe!«, fauchte sie.
Aber danach, als er sie in den Arm nahm, schluchzte sie an seiner Brust und erzählte von der Waschmaschine.
»Hier herrscht so ein schreckliches Chaos«, schniefte sie.
»Sowie ich zur Tür hereinkomme, sehe ich nur Dinge, die erledigt werden müssen. Und dann das hier …«
Sie fischte eine blauweißgestreifte Strampelhose aus dem Bügelwäscheberg. Die blaue Farbe war durch die vielen Wäschen gebleicht, und der Stoff fusselte.
»Armer Kleiner. Er wird sein ganzes Leben lang geerbte, ausgewaschene Sachen tragen müssen. In der Schule werden sie ihn deswegen schikanieren.«
Robert lächelte in ihre Haare. Bisher hatte es nur wenige Stürme gegeben. Als sie Peter erwartet hatte, war alles viel schlimmer gewesen.
»Und dann die Arbeit«, sagte Anna-Maria jetzt. »Wir haben eine Liste aller Teilnehmer an der Wunderkonferenz bekommen. Und die wollten wir jetzt durchgehen. Aber heute ist Sanna Strandgård in Untersuchungshaft genommen worden, und nun will von Post alle Kraft auf sie verwenden. Deshalb habe ich Sven-Erik versprochen, mich um die Liste zu kümmern, weil ich ja offiziell gar nichts mit dieser Ermittlung zu tun habe. Ich weiß nur nicht, wann ich das schaffen soll.«
»Komm«, sagte Robert. »Wir gehen in die Küche, und ich mach uns einen Tee.«
Danach saßen sie einander gegenüber am Küchentisch. Anna-Maria rührte lustlos mit dem Löffel in ihrem Becher und sah zu, wie der Honig sich im Kamillentee auflöste. Robert schälte einen Apfel, zerlegte ihn in winzige Stücke und reichte sie ihr. Sie stopfte sie achtlos in den Mund.
»Das kommt schon alles in Ordnung«, sagte er.
»Sag nicht, dass alles in Ordnung kommt.«
»Dann ziehen wir um. Du und ich und das Baby. Wir verlassen dieses chaotische Haus. Die Kinder kommen erst mal allein zurecht. Und danach wird sicher das Jugendamt eingreifen und sie in tüchtigen Pflegefamilien unterbringen.«
Anna-Maria lachte auf und putzte sich danach mit einem Stück steifen Küchenpapiers die Nase.
»Oder wir können meine Mutter bitten, herzuziehen.«
»Nie im Leben.«
»Sie würde aber aufräumen.«
Anna-Maria lachte.
»Nie und nimmer.«
»Die Spülmaschine ausräumen. Meine Socken bügeln. Dir gute Ratschläge geben.«
Robert stand auf und ließ die Apfelschale in den Spülstein fallen.
Warum kann er sie nicht gleich in den Mülleimer werfen?, überlegte Anna-Maria müde.
»Komm, wir setzen die Kinder ins Auto und holen uns Pizza«, sagte er. »Und dich können wir bei der Wache absetzen, dann kannst du heute Abend diese Wundermenschen durchgehen.«
Als Sara und Rebecka am Freitagabend Sivvings Küche betraten, waren Sivving und Lova mit dem Wachsen von Skiern beschäftigt. Sivving hielt einen Klumpen weißes Grundierungsparaffin an ein Reisebügeleisen und ließ es auf die in einem Gestell befindlichen Skier tropfen. Danach verteilte er das Paraffin mit dem Bügeleisen behutsam überall auf den Skiern. Er stellte das Bügeleisen weg und hielt Lova die Hand hin, ohne sie anzusehen. Wie ein Chirurg bei einer Operation.
»Schaber«, sagte er.
Lova reichte ihm den Schaber.
»Wir wachsen Skier«, erklärte Lova ihrer älteren Schwester, während Sivving das überschüssige Paraffin in weißen, kräuseligen Spänen von den Skiern schabte.
»Seh ich doch«, erwiderte Sara, bückte sich und streichelte Bella, die unter dem Fenster auf dem Flickenteppich lag und so energisch mit dem Schwanz wedelte, dass der Heizkörper hinter ihr lossummte.
»Ach was«, sagte Rebecka zu Sivving. »Ihr habt die Küche erobert.«
»Ja, klar«, sagte er. »Für diese Arbeit brauchen wir doch viel Platz. Und du solltest lieber Bella begrüßen, ehe sie total durchdreht. Ich hab sie dahinten hingelegt, damit sie nicht zwischen den Paraffinspänen herumspringt. So, Lova, jetzt kannst du mir das Gleitparaffin geben.«
Er nahm das Bügeleisen vom Spülstein und ließ über den Skiern eine neue Portion Paraffin schmelzen.
»So, Kleine, jetzt kannst du deine Skier nehmen und eine
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