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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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er uns beim Pokerspielen erwischt, ich dachte, er würde uns die Ohren abreißen. Er war doch ein strenggläubiger Læstadianer. Aber jedenfalls fuhr Albert zu einer Beerdigung nach Junosuando, und als er zurückkam, war etwas mit ihm geschehen. Er war immer noch schweigsam. Aber er schien die ganze Zeit vor sich hinzugrinsen, obwohl er den Mund überhaupt nicht verzog, wenn du verstehst, was ich meine. Er hatte deine Großmutter kennengelernt. Und in diesem Sommer machte er dann mehrere Besuche bei der Verwandtschaft in Kuoksu. Emil drehte richtig durch, als Albert mitten unter der Ernte verschwand. Und dann kam sie endlich hier zu Besuch. Und du weißt ja, wie Theresia war. Wenn es um Arbeit ging, konnte niemand etwas an ihr aussetzen. Jedenfalls, ich weiß auch nicht, wie es kam, aber sie und Emil beschlossen, die alte Weide zu mähen, weißt du, die Wiese zwischen Kartoffelfeld und Fluss. Sie mähten um die Wette. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Es war ziemlich spät, die Kriebelmücken schwärmten schon, und es war kurz vor dem Abendessen, und die Mücken stachen munter drauflos. Wir Jungen standen am Rand der Weide und sahen zu. Isak, Emils Bruder, war auch dabei. Den hast du nie kennen gelernt, wirklich schade. Die beiden schwangen also schweigend ihre Sensen, Emil und Theresia. Wir anderen hielten ebenfalls den Mund. Es waren nur die Mücken und das Abendgeschrei der Schwalben zu hören.«
    »Hat sie gewonnen?«, fragte Rebecka.
    »Nein, aber in gewisser Hinsicht hat auch Emil nicht gewonnen. Er war zuerst fertig, aber deine Großmutter lag nicht weit zurück. Und Isak rieb sich die Bartstoppeln und sagte: Ja, Emil, wir müssen die Viecher wohl auf deine Hälfte loslassen. Emil hatte wie eine Furie mit der Sense gewütet, aber besonders sorgfältig hatte er nicht gemäht. Die Hälfte deiner Großmutter sah aus, als habe sie auf Knien gelegen und mit einer Nagelschere alles abgeschnitten. Tja, jetzt weißt du, wie sie sich den Respekt deines Urgroßvaters verschafft hat.«
    »Erzähl mehr«, bat Rebecka.
    »Ein andermal«, sagte Sivving lächelnd. »Jetzt wird geschlafen.«
    Er zog die Tür hinter sich zu.
    Wie soll ich denn schlafen können?, überlegte Rebecka.
    Sie hatte das bestimmte Gefühl, dass Anna-Maria Mella sie belogen hatte. Oder vielleicht nicht belogen, aber jedenfalls hatte sie ihr etwas vorenthalten. Und warum stellte Sanna sich dermaßen auf die Hinterbeine, weil die Mädchen vernommen werden sollten? Aus demselben Grund wie Rebecka, weil sie von Post misstraute? Oder lag es daran, dass Kinderpsychologen hinzugezogen werden sollten? Warum hatte irgendwer Viktor auf einer Postkarte mitgeteilt, das, was sie getan hatten, sei in Gottes Augen kein Vergehen? Warum hatte diese Person dann Rebecka bedroht? Oder war es vielleicht keine Drohung, sondern eine Warnung? Sie versuchte, sich an den genauen Wortlaut des Zettels zu erinnern.
    Herrgott, ich kann jetzt nicht schlafen, dachte sie und schaute zur Decke hoch.
    Aber gleich darauf war sie in tiefen Schlaf gesunken.
     
    Sie wurde von einem Gedanken geweckt, schlug im dunklen Zimmer die Augen auf und blieb ganz still liegen, um diesen Gedanken nicht zu verjagen.
    Es war etwas, das Anna-Maria Mella gesagt hatte. »Wir haben nur Indizien.«
    »Und wenn man nur Indizien hat, was braucht man dann?«, flüsterte Rebecka zur Decke hoch.
    Ein Motiv. Und welches Motiv könnte man durch die Vernehmung von Sannas Töchtern ermitteln?
    Die Erkenntnis fiel in ihr Bewusstsein wie eine Münze in einen Wunschbrunnen. Sie fiel durch das Wasser und blieb auf dem Boden liegen. Das Kräuseln der Wasseroberfläche legte sich, und das Bild war klar zu sehen.
    Viktor und die Mädchen. Rebecka wehrte sich gegen diesen Gedanken. Es konnte einfach nicht möglich sein. Aber trotzdem war es möglich.
    Sie musste an ihr Eintreffen in Kurravaara denken. Daran, wie Lova sich und Tjapp mit Seife eingeschmiert hatte. Hatte Sanna nicht außerdem gesagt, dass sie das immer so machte? Und wirkte das nicht wie die typische Reaktion eines Kindes, das …
    Sie konnte diesen Gedanken nicht zu Ende führen.
    Plötzlich musste sie an Sanna denken. An Sanna mit ihrer herausfordernden Kleidung. Und an ihren gewichtigen, gefährlichen Vater.
    Wie kann ich das bloß übersehen haben, dachte sie. Die Familie. Das Familiengeheimnis. Es kann nicht so sein. Es muss so sein.
    Aber trotzdem konnte Sanna Viktor nicht ermordet haben. Sanna würde das nicht einmal geschafft haben, wenn sie

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