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Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht

Titel: Rebecka Martinsson 02 - Weisse Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asa Larsson
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außer sich. Will nicht schlafen. Braucht auch nicht zu schlafen. Die Nacht flüstert und lockt und zieht, und man muss einfach nach draußen.
    Die Feen des Waldes ziehen neue Schuhe aus allerweichster Birkenrinde an. Es ist die reinste Prinzessinnenkür. Sie verstecken sich und tanzen und schwänzeln auf den Wiesen herum, obwohl ja ein Auto vorbeikommen kann. Sie zertanzen ihre Schuhe, während die Wichtel sich zwischen den Bäumen verstecken und mit großen Augen zusehen.
    Pia Svonni drückt die Zigarette in dem umgedrehten Blumentopf aus, der als Aschenbecher dient, und lässt die Kippe im Loch verschwinden. Plötzlich hat sie Lust, mit dem Rad zur Kirche von Jukkasjärvi zu fahren. Am nächsten Tag soll dort eine Trauung stattfinden. Sie hat schon geputzt und alles vorbereitet, aber jetzt möchte sie noch einen großen Blumenstrauß für den Altar pflücken. Sie will über die Wiese hinter dem Friedhof wandern. Dort wachsen Trollblumen, Butterblumen und purpurrote Mittsommerblumen in Wolken aus weißem Wiesenkerbel. Und am Wegesrand wispert das Vergissmeinnicht. Sie steckt ihr Telefon in die Tasche und zieht ihre Turnschuhe an.
    Die Mitternachtssonne leuchtet über dem Grundstück. Das milde Licht fällt durch den Zaun, und die langen Schatten der Latten lassen die Rasenfläche aussehen wie einen selbst gewebten Flickenteppich mit gelbgrünen und dunkelgrünen Streifen. Eine Drosselbande tobt in einer Birke herum.
    Der Weg nach Jukkasjärvi führt die ganze Zeit bergab. Pia strampelt und schaltet. Sie erreicht ein lebensgefährliches Tempo. Und trägt keinen Helm. Ihre Haare wehen im Wind. Sie kommt sich vor wie mit vier Jahren, als sie auf den alten Reifen im Hof auf- und absprang, bis sie das Gefühl hatte, sich jeden Moment überschlagen zu können.
    Sie fährt durch Kauppinnen, wo einige Pferde sie von der Koppel aus anglotzen. Als sie die Brücke über den Torneälv überquert, sieht sie zwei kleine Jungen mitten im Fluss mit Fliegen fischen.
    Die Straße führt am Fluss entlang. Pia kommt am Tourismuszentrum und am Gasthaus vorbei, an dem alten Konsumladen und dem scheußlichen Bürgerhaus. An den silbrigen Holzwänden des Heimatmuseums und den weißen Dunstschleiern über der Wiese hinter dem Holzzaun.
    Ganz am Ende der Stadt, am Ende der Straße, steht die falunrote Holzkirche. Die Dachsparren riechen frisch geteert.
    Der Glockenturm ist an den Zaun angebaut. Um die Kirche zu betreten, muss man den Turm durchqueren und über einen Weg aus Steinplatten zur Kirchentreppe gehen.
    Die eine der blauen Türen des Glockenturms steht weit offen. Pia steigt von ihrem Rad und lehnt es an den Zaun.
    Hier müsste doch geschlossen sein, denkt sie und geht langsam auf die Tür zu.
    Etwas raschelt in den kleinen Birken auf der rechten Seite des Weges, der zum Pfarrhaus führt. Ihr Herz hämmert, und sie bleibt stehen und horcht. Es war nur ein kurzes Rascheln. Sicher ein Eichhörnchen oder eine Wühlmaus.
    Auch die hintere Tür des Glockenturms steht offen. Sie kann durch den Turm hindurchblicken. Die Kirchentür ist ebenfalls geöffnet.
    Jetzt hämmert ihr Herz wirklich. Es kommt vor, dass Sune den Glockenturm vergisst, wenn er am Abend vor Mittsommer gefeiert hat. Aber nicht die Kirchentür. Sie muss an die Jugendlichen denken, die die Fensterscheiben der Kirche in der Stadt eingeschlagen und brennende Lumpen hineingeworfen haben. Das ist zwei Jahre her. Was mag hier geschehen sein? Sie sieht immer neue Bilder vor sich. Das Altarbild besprayt und bepinkelt. Lange Messerkratzer auf den frisch angestrichenen Kirchenbänken. Vermutlich sind sie durch ein Fenster eingestiegen und haben dann von innen die Tür geöffnet.
    Sie bewegt sich auf die Kirchentür zu. Geht langsam. Lauscht aufmerksam in alle Richtungen. Wie konnte es nur so weit kommen? Jungen, die doch an Mädchen denken und ihre Mopeds frisieren sollten. Wie konnten sie zu Kirchenanzündern und Schwulenklatschern werden?
    Als sie den Laubengang hinter sich gebracht hat, bleibt sie stehen. Steht unter der Empore, die so niedrig ist, dass höher gewachsene Menschen den Kopf einziehen müssen. Es ist still und dunkel in der Kirche, aber alles scheint in Ordnung zu sein. Christus, der Prediger Laestadius und das Lappenmädchen Maria, durch das Laestadius erst zum Prediger wurde, leuchten unbesudelt vom Altarbild. Und doch lässt irgendetwas sie zögern. Etwas, das nicht so ist, wie es sein sollte.
    Unter dem Kirchenboden liegen sechsundachtzig Tote. Meistens denkt

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