Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
entschiedene afrikanische Frauenstimme. Ugandas Wirtschaftsministerin.
Er hasste Mauri. Er hasste den kleinen selbstzufriedenen Scheißkerl. Er wusste, dass Mauri Inna umgebracht hatte. Er hatte es sofort begriffen. Aber was konnte er schon tun? Er konnte es nicht beweisen. Und selbst, wenn er Mauri wegen Wirtschaftsvergehen ins Gefängnis bringen könnte, so war er doch bis über beide Ohren darin verwickelt. Dafür hatte Mauri sehr gescheit gesorgt. Und Diddi musste an seine Familie denken.
Er steckte fest. Das war bei Innas Tod sein vorherrschendes Gefühl gewesen. Natürlich hatte er um sie getrauert. Aber vor allem war da dieses panische Gefühl gewesen, nicht loszukommen. Die Estonia, die gerade untergeht. Alle Ausgänge blockiert, die Welt kippt um, und Wasser strömt herein.
Er hatte drei Tage gesumpft. Er war gerannt, von der einen Bar zur anderen, vom einen Menschen zum anderen, vom einen Fest zum anderen. Die Erkenntnis war auf dem Fuße gefolgt. Die Erkenntnis, dass Inna tot war.
Er konnte sich jetzt an immer mehr aus diesen Tagen erinnern.
»Ich kann dich nicht rächen«, hatte er zu der toten Inna gesagt. Obwohl er sich tausend Möglichkeiten ausgedacht hatte, um Mauri zu töten und zu quälen, hatte er eingesehen, dass er dazu niemals in der Lage sein würde. »Ich bin doch nur ein Weichei«, hatte er zu ihr gesagt.
Aber jetzt fing er an, sich an etwas ganz Besonderes zu erinnern. Es begann mit der Stimme von Ugandas Wirtschaftsministerin.
Er hatte einen Zugriff auf Mauri haben wollen. Und er hatte etwas falsch gemacht. Etwas, das sehr gefährlich war.
Er hatte Ugandas Wirtschaftsministerin angerufen. Das musste gestern gewesen sein. Oder?
Es war nicht schwer gewesen, durchgestellt zu werden. Der Name Kallis Mining war ein hervorragender Türöffner. Und Diddi hatte ihr erzählt, dass Mauri General Kadaga finanzierte.
Sie hatte ihm nicht geglaubt.
»Das sind doch nur aus der Luft gegriffene Unterstellungen«, hatte sie gesagt. »Wir haben das größte Vertrauen zu Kallis Mining. Wir haben eine gute Beziehung zu den Investoren in unserem Land.«
Ihm fiel ein, dass seine Stimme schrill geworden war. Empört, weil sie ihm nicht glauben wollte. Er verlangte, dass sie ihn ernst nahm, er plapperte, und all sein Wissen strömte einfach aus ihm heraus.
»Sie planen einen Staatsstreich. Oder den Mord an Präsident Museveni. Sie zahlen Geld auf ein geheimes Konto ein. Das Geld wird von dort weitergeleitet. I know this for a fact. He killed my sister. He is capable of anything.«
»Staatsstreich? Wer sind diese ›sie‹, die einen Staatsstreich planen? Das sind doch nur haltlose Unterstellungen.«
»Ich weiß nicht, wer sie sind. Gerhart Sneyers. Er und Kallis und einige andere. Sie planen ein Treffen. Sie werden über die Probleme in Nord-Uganda sprechen.«
»Wer außer Sneyers? Ich glaube kein Wort von dem, was Sie hier sagen. Wo soll diese Besprechung denn stattfinden? In welchem Land? In welcher Stadt? Sie erfinden das doch nur, um Kallis Mining in Verruf zu bringen. Wie können Sie verlangen, dass ich Sie ernst nehme? Und wann? Wann soll dieses angebliche Treffen stattfinden?«
Diddi Wattrang presste die Fingerspitzen auf die geschlossenen Augen. Das Kindermädchen nahm vorsichtig seinen Arm.
»Soll ich dir nach oben helfen?«, fragte sie.
Ungeduldig riss er seinen Arm zurück.
Herrgott, dachte er. Habe ich gesagt, dass die Besprechung hier stattfindet? Und zwar heute Abend? Was habe ich gesagt?
Ugandas Wirtschaftsministerin Florence Kwesiga, Präsident Museveni und General Joseph Muinde sind zu einer Eilbesprechung zusammengekommen.
Die Wirtschaftsministerin hatte von Diddi Wattrangs Anruf berichtet.
Sie schenkt aus einer dünnen Porzellankanne Tee mit viel Milch und Zucker ein. Der Präsident hebt abwehrend die Hand. General Muinde nimmt eine Tasse Tee. Die Ministerin findet die zerbrechlichen kleinen Tassen in den großen Händen witzig. Er kann den Finger nicht durch den Henkel schieben, sondern stellt sich die Tasse auf die Handfläche.
»Was für einen Eindruck hattest du von Wattrang?«, fragt der Präsident.
»Dass er verzweifelt und verwirrt war«, sagt Kwesiga.
»Verrückt?«
»Nein, nicht verrückt.«
»Zwei Dinge sind bestätigt worden«, sagt General Muinde.
»Erstens: Wattrangs Schwester ist ermordet worden. Zweitens: Gerhart Sneyers’ Flugzeug hat Landeerlaubnis für Schiphol und Arlanda.«
»Uns bleiben weniger als vierundzwanzig Stunden«, sagt Ministerin
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