Rebecka Martinsson 03 - Der schwarze Steg
Küche sieht nicht allzu chaotisch aus, und der Rest des Hauses ist gänzlich unberührt. Das kann er schaffen. Er schaut auf die Uhr. Er hat noch immer Zeit genug. Bald wird es draußen dunkel sein. Er schaut durch das Fenster. Er sieht einen Hund herumlaufen. Er hat hier einige gesehen. Wenn er die Tote irgendwo draußen ablegt, wird einer von ihnen sie finden. Und dann kann die Polizei hinter ihm her sein, ehe sein Flugzeug gestartet ist. Aber ihm wird schon etwas einfallen … unten auf dem Eis stehen diese Häuschen auf Kufen. Er kann sie zu einem hintragen, wenn es dunkel geworden ist. Wenn sie dann gefunden wird, ist er schon weit weg.
Jetzt bewegt sie sich nicht mehr.
Und nun erst findet er die Messer. Sie hängen an einer Magnetleiste neben dem Herd. Gut. Dann kann er sie losschneiden.
Als es dunkel geworden ist, trägt Douglas Morgan Inna Wattrang zu einer Arche auf dem Eis. Die Schneemobilspur ist hart, es ist leicht, darin zu gehen. Es ist leicht, die Arche aufzustochern. Drinnen legt er sie auf eine Pritsche. In der Tasche hat er eine Taschenlampe, die er im Besenschrank gefunden hat. Er deckt die Leiche mit Decken zu. Als er seine Schulter anleuchtet, sieht er auf seinem hellen Mantel einen roten Fleck. Er streift den Mantel ab, und als er die Bodenluke öffnet, sieht er ein Loch im Eis, es gibt nur eine dünne Eisschicht, die er einschlagen kann. Er presst den Mantel ins Loch, der wird unter dem Eis davontreiben.
Als er zum Haus zurückkommt, macht er sauber. Pfeift vor sich hin, während er den Küchenboden wischt. Steckt ihren Laptop, das zusammengeknüllte Klebeband, den Wischlappen und den Grillspieß in einen Müllsack und nimmt ihn mit zum Auto.
Zwischen Abisko und Kiruna bleibt er am Straßenrand stehen. Steigt aus. Es ist jetzt windig. Und eiskalt. Er geht einen Schritt auf den Wald zu, um den Müllsack wegzuwerfen. Versinkt sofort im tiefen Schnee, fast bis zur Taille. Er wirft den Sack zum Wald hinüber. Der Schnee wird ihn bald zugedeckt haben. Vermutlich wird er niemals gefunden werden. Ihr Mobiltelefon, das noch in der Tasche steckt, wirft er ebenfalls weg. Was hat er sich nur dabei gedacht, als er es mitgenommen hat? Danach muss er sich alle Mühe geben, um sich aus dem Schneeloch zu befreien. Er kriecht zu seinem Wagen und kann einigermaßen den Schnee abwischen.
Sein Auftrag ist ausgeführt. Was für ein verdammt kaltes Land.
REBECKA MARTINSSON HATTE noch eine Weile gearbeitet, nachdem sie Alf Björnfot nach Hause gefahren hatte. Als sie dann ihr Haus betrat, wurde sie schon im Gang von Boxer überfallen, er bohrte seine scharfen Krallen in ihre teure Wolford-Strumpfhose. Sie zog schnell Jeans und ein altes Hemd an. Um halb zehn rief sie Anna-Maria Mella an.
»Hab ich dich geweckt?«, fragte sie.
»Nicht doch«, versicherte Anna-Maria. »Ich liege in einem frisch bezogenen Hotelbett und sehne mich nach dem Frühstück morgen.«
»Was hat es bloß auf sich mit Frauen und Hotelfrühstück? Rührei, billige Würstchen und Heißwecken. Ich kapier das nicht.«
»Zieh mal für ein paar Tage zu meinem Alten und meinen Kindern, dann wirst du das sehr gut verstehen. Ist etwas passiert?«
Anna-Maria setzte sich im Bett auf und schaltete die Nachttischlampe ein. Rebecka erzählte von ihrem Gespräch mit Sven Israelsson. Von Quebec Invest und dem Verkauf ihrer Anteile an Northern Explore AB. Davon, dass Kallis Mining offenbar Geld abzog, um militärische Aktivitäten in Uganda zu unterstützen.
»Kannst du das beweisen?«, fragte Anna-Maria Mella.
»Noch nicht. Aber ich bin zu neunundneunzig Prozent sicher, dass ich recht habe.«
»Na gut, gibt es eine Handhabe für eine Festnahme oder eine Hausdurchsuchung? Oder irgendetwas, womit ich winken kann, damit sie mich auf Regla hereinlassen? Sven-Erik und ich waren heute da und mussten am Tor kehrtmachen. Angeblich ist Diddi Wattrang in Kanada. Aber ich glaube, er ist zu Hause in Deckung gegangen. Ich will ihn fragen, worüber er am Abend vor dem Mord mit Inna gesprochen hat.«
»Diddi Wattrang steht unter dem Verdacht schweren Insiderhandels. Du kannst Alf Björnfot um ein Haftbegehren bitten, er leitet ja die Voruntersuchung.«
Anna-Maria sprang aus dem Bett und zog ihre Jeans an, das Telefon hatte sie zwischen Schulter und Ohr festgeklemmt.
»Das mache ich«, sagte sie. »Und dann fahr ich sofort hin, verdammt noch mal.«
»Ganz ruhig bleiben«, sagte Rebecka.
»Wieso denn?«, fauchte Anna-Maria. »So, wie die mich gereizt
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