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Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Titel: Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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schon«, sagte Rebecka und lachte laut. »Meinst du nicht, dass die Frühlingssonne heute ziemlich kräftig scheint?«
    »Man weiß nie«, sagte Anna-Maria lächelnd. »Wir werden ja sehen.«
    Hjörleifur Arnarsons Haus lag in unwegsamem Gelände. Es war ein zweigeschossiges, rot gestrichenes Holzhaus. Auf dem Hofplatz standen eine alte Badewanne und eine Menge anderer Schrott, Kaninchenställe, Fallen in diversen Sorten und Größen, Heuballen, ein Pferdepflug, allerlei zusammengenagelter Kram, der wie der Anfang irgendeines Bauprojekts aussah.
    Einige Hühner scharrten in dem weichen Frühjahrsschnee. Ein freundlicher Hund, der aussah wie eine Mischung zwischen Labrador und Bordercollie, kam schwanzwedelnd auf die Besucherinnen zugelaufen.
    »Hallo«, rief Anna-Maria, »ist hier jemand?«
    Sie sah Rebecka an. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sie mitzunehmen. Ihre gesamte Erscheinung war auf irgendeine Weise zu fein. Man konnte sie leicht für arrogant halten. Andererseits. Wenn eine sich von einem glücklichen Hund alle Schminke aus dem Gesicht lecken ließ, wie es gerade geschah, dann musste sie wohl akzeptabel sein.
    Anna-Maria verdrängte den Gedanken an Sven-Erik. Der hatte immer eine beruhigende Wirkung auf andere.
    Er fehlt mir, dachte sie, überrascht von dieser Erkenntnis. Ich bin stocksauer auf ihn, aber er fehlt mir.
    »Hallo«, sagte ein Mann, der hinter der Hausecke aufgetaucht war.
    Hjörleifur Arnarson. Er trug einen unbeschreiblich schmutzigen Blaumann. Der schlotterte um seinen hageren Körper. Seine Haare waren lang und lockig, wenn er auch oben auf dem Kopf kahl war. Braun gebranntes, wettergegerbtes Gesicht. Er hatte sich kaum verändert, seit Anna-Maria ihn zuletzt gesehen hatte. Das musste fünfzehn Jahre her sein, rechnete sie rasch aus. Er trug einen Korb voller Eier am Arm. Die Hühner scharten sich zutraulich um seine Füße.
    »Frauen«, rief er beglückt.
    »Äh, ja«, sagte Anna-Maria. »Wir kommen von der Polizei.«
    Sie stellte sich und Rebecka vor.
    »Das macht nichts«, beteuerte Hjörleifur. »Darf ich ein paar Eierchen anbieten? Die sind ökologisch. Steigern die Fruchtbarkeit. Hast du Kinder?«
    »Ja«, lachte Anna-Maria und fühlte sich überrumpelt von dieser Frage. »Vier.«
    »Vier!«
    Hjörleifur Arnarson blieb stehen und musterte sie voller Bewunderung.
    »Mit demselben Mann?«
    »Ja.«
    »Das ist schlecht. Das Optimale sind Kinder von so vielen Männern wie möglich. Das bereichert die genetische Variation. Größere Chancen auf einen biologischen Volltreffer. Hast du Kinder?«
    Er wandte sich Rebecka zu.
    »Nein«, gab sie zu.
    »Das ist überhaupt nicht gut. Freiwillig oder unfreiwillig? Entschuldige meine Offenheit. Aber unfruchtbare Frauen sind für die Menschheit null und nichts wert.«
    »Wir können ja vielleicht arbeiten«, schlug Rebecka vor. »Während ihr anderen Kinder in die Welt setzt.«
    »Wir können selber arbeiten«, stellte Hjörleifur fest. »Und Kinder in die Welt setzen. Aber du bist bestimmt fruchtbar. Vielleicht nur so eine Karrierefrau. Mit dem richtigen Mann könntest du bestimmt viele Kinder bekommen.«
    »Mit den richtigen Männern, meinst du wohl«, musste Anna-Maria einfach dazwischenwerfen, und sie freute sich über den Hör-bloß-auf-Blick, den Rebecka ihr zuwarf.
    »Aber eins nach dem anderen«, sagte Hjörleifur und musterte Rebecka lüstern. »Kommt rein.«
    Rebecka bedachte Anna-Maria mit einem Blick, der besagte: »Kommt rein und lasst euch befruchten, oder was?«
    »Wir wollten nur …«, begann Anna-Maria, aber da war Hjörleifur schon im Haus verschwunden.
    Sie konnten ihm nur folgen.
    In der Küche stellte Hjörleifur die fruchtbarkeitssteigernden Eier in einen Karton auf die Anrichte. Sorgfältig schrieb er mit Bleistift auf jedes das aktuelle Datum. Anna-Maria sah sich mit einer Mischung aus Entsetzen und Munterkeit um. Dass eine Küche dermaßen durch und durch chaotisch und schmutzig sein konnte! Ihre eigene schien dagegen glatt aus einer Einrichtungszeitschrift entsprungen zu sein.
    Vor dem holzbefeuerten Herd lag eine dicke Schicht von Holzspänen und Rinde. Der Boden war von einem Korkteppich bedeckt, dessen Farbe durch den Schmutz wirklich nicht mehr zu erkennen war. Ein Flickenteppich unter dem Tisch wies den gleichen graubraunen Farbton auf wie der Boden. Auf dem Tisch lag eine vor Schmutz steife Decke. Die Fensterscheiben waren in der Mitte immerhin so weit abgewischt, dass man hinausschauen konnte. Er hatte keine

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