Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt
Staatsanwältin Rebecka Martinsson, die vor einigen Jahren die Pastoren umgebracht hatte, offenbar habe die …
Und Stig Rautio. Der jagt auf dem Grund und Boden von Tore und Hjalmar Krekula. Jetzt sucht er Isak und Kerttu Krekula auf, um Tore die Pacht zu bezahlen, der, wie er von Tores Frau gehört hat, gerade bei seinen Eltern weilt. Das mit der Pacht hat keine Eile, aber Stig ist neugierig. Der Ort, ja, sogar ganz Kiruna weiß, dass die Polizei bei den Brüdern Krekula eine Durchsuchung vorgenommen hat, dass das mit den Morden an Wilma Persson und Hjörleifur Arnarson zu tun hat. Isak liegt wie immer in letzter Zeit in der Schlafkammer. Kerttu brät Würste und hat für ihre Jungs Kartoffelbrei gekocht. Hjalmar isst, Tore trinkt nur Kaffee, er hat zu Hause gegessen, hat ja eine Frau, die für ihn kocht.
Kerttu bietet Stig keinen Kaffee an. Sie wissen alle, dass er zum Schnüffeln gekommen ist, aber das können sie nicht ansprechen; er reicht ihnen einen Umschlag mit dem Pachtbetrag. Er hat den erstbesten Umschlag genommen und zufällig ist es einer der schönen seiner Frau, sie hat sie auf dem Markt von Kiruna gekauft, in das handgeschöpfte Papier sind getrocknete Blumen eingepresst. Tore nimmt den Umschlag entgegen und mustert ihn spöttisch. Ja, ja, sagt der Blick, da will man wohl fein und etwas Besonderes sein.
Stig bereut, dass er sich keinen anderen Umschlag gesucht hat, ein alter Fensterumschlag wäre besser gewesen, aber scheiß drauf. Jetzt sagt er, er habe gehört, die Polizei sei dort gewesen, verdammte Idioten, Nullen, was bilden die sich verdammt noch mal ein, bald werden sie sicher auch bei ihm auf der Matte stehen. Dann erzählt er die Sache von Staatsanwältin Martinsson und Gerichtsmediziner Pohjanen. Dass sie von Wilma geträumt hat und dann zum Gerichtsmediziner gegangen ist.
»Bald werden die sich wohl Kristallkugeln kaufen, statt Diebe zu jagen«, scherzt er.
Natürlich verzieht niemand auch nur den Mundwinkel. Der Scherz bleibt in der Luft hängen, klobig und unbeholfen. Die Familie Krekula ist genauso wie immer. Hjalmar mampft Kartoffelbrei und Würste, Tore klopft mit dem Fingernagel an die Kaffeetasse, und Kerttu schenkt nach.
An diesem Tag scheint wirklich nichts Besonderes geschehen zu sein. Sie kommentieren nicht mit einem Wort, was Stig über die Polizei sagt. Es wird nur sehr lange sehr still in der Küche. Tore zählt die Scheine in dem albernen Umschlag und fragt, ob Stig sonst noch etwas auf dem Herzen habe. Nein, das hat er ja nun nicht. Er muss sich trollen, ohne im Ort etwas erzählen zu können.
Als er gegangen ist, sagt Tore ihm hinterher: »Was für ein blödes Scheißgerede. Dass die Staatsanwältin von ihr geträumt haben soll.«
Kerttu sagt: »Mit Papa geht es bald zu Ende. Das hier wird noch sein Tod.«
»Die Leute reden«, sagt Tore. »Das war immer schon so. Sollen sie doch.«
Da schlägt Kerttu mit der flachen Hand auf den Tisch. Schreit: »Du hast gut reden!«
Sie fängt an, den Tisch abzuräumen. Obwohl Hjalmar noch nicht fertig ist. Ein deutliches Signal, dass jetzt genug geredet worden ist.
Immer ist genug geredet worden, denkt Hjalmar. Das war auch damals so. Im Herbst, als der Vater den Infarkt hatte. Als Johannes Svarvare im Suff losgeredet hat. Auch da war fast sofort genug geredet.
Es ist Ende September. Die Sonne geht am anderen Seeufer unter. Hjalmar hat den Außenbordmotor von Papa Isak ins Haus getragen. Jetzt liegt der auf einer Schicht Zeitungen auf dem Küchentisch. Johannes Svarvare nimmt ihn gewöhnlich auseinander und überholt ihn für Isak. Wie immer ist der Vergaser verstopft.
Johannes Svarvare bastelt an dem Bootsmotor herum. Isak bietet zum Dank für die Hilfe Wodka an. Tores Frau ist auf einer Tupperware-Party, deshalb bekommt Tore sein Essen bei Kerttu. Auch Hjalmar ist dabei. Sie drängen sich um die Herrlichkeiten auf dem Küchentisch. Teller voller Steaks und gekochter Makkaroni kämpfen um den Platz mit Kühlmänteln, Schraubenziehern und -schlüsseln, einem Fahrtenmesser, einer Plastikflasche mit langer Tülle, die Öl für die Schraube enthält, neuen Zündkerzen und einer Blechdose voll Benzin, in die Isak den Filter legen soll.
Johannes ist jetzt richtig redselig. Er verbreitet sich über alte Bootsmotoren und allerlei Boote, die sie einmal gehabt haben oder die sie gebaut haben, über damals, als er und sein Vetter fünf Schafe, die den Sommer über auf einem Inselchen im Rautasälv geweidet hatten, in das Holzboot
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