Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt
eingeschlossen, um zu kacken und in aller Ruhe ›Haus und Garten‹ zu lesen. Und jetzt hängt er draußen an der Klinke und ist total hysterisch. Warte einen Moment. – Robert!«, brüllte sie. »Kannst du deinen Sohn übernehmen?«
Rebecka hörte einen Mann mit heller Stimme locken: »Gustav, Gustav, komm zu Papa.«
»Du musst doch kapieren, dass er nicht … trag ihn von der Tür weg«, schrie Anna-Maria. »Ehe ich mir was antue!«
Nach einer Weile hörte Rebecka, wie das wütend schreiende Kind von der Toilettentür entfernt wurde.
»So«, sagte Anna-Maria. »Jetzt können wir reden.«
Rebecka fasste kurz zusammen, was sie von Johannes Svarvare über das Flugzeug erfahren hatte und dass er sich von den Brüdern Krekula bedroht fühlte.
»Ich glaube, du hast von Anfang an recht gehabt«, sagte Rebecka zu Anna-Maria. »Es sind die Brüder.«
Anna-Maria brummte, zum Zeichen, dass sie zuhörte.
»Ich war heute Nachmittag im Stadtarchiv«, sagte Rebecka. »Nur, um mich ein wenig über das Fuhrunternehmen zu informieren.«
»Ja?«
»Und ich habe Aufzeichnungen über die Fuhrunternehmen hier in der Gemeinde gefunden. Du weißt schon, wie viele Fahrzeuge die Firma hatte und wie viele Fahrer dort angestellt waren. 1940 hatte das Fuhrunternehmen Krekula zwei Lastwagen, 1942 vier, 1943 acht und 1944 elf.«
»Aah … okay?«
»Ja, ihre Geschäfte haben in diesen Jahren also ziemlich kräftig zugelegt. Um fast fünfhundert Prozent. Außerdem haben sie sich in dieser Zeit fünf Lieferwagen mit Kühlvorrichtung zugelegt. Als ich das mit anderen Fuhrunternehmen verglichen habe, konnte sich keins mit diesem Wachstum messen.«
»Aha.«
»Isak Krekula hatte ein gutes Verhältnis zur deutschen Armee. Was an sich nicht weiter bemerkenswert ist, das hatten viele. In Luleå zum Beispiel hatten die Deutschen riesige Ausrüstungs- und Proviantlager. Fahrzeuge wurden benötigt, um das alles an die Ostfront zu schaffen. Ich habe eine Kopie einer Abmachung zwischen der deutschen Armee und der Aktiengesellschaft der schwedischen Spediteure gefunden. Da die deutschen Soldaten im Winter 1941– 1942 in Finnisch-Lappland fast erfroren wären, bestellte der deutsche Militärattaché in Schweden bei schwedischen Holzhausherstellern Baracken. Und sie mussten natürlich Verträge mit den Fuhrunternehmen abschließen, um diese Baracken an die Ostfront zu bringen. Darum ging es in dem Vertrag, den ich gefunden habe. Es gab in diesem Winter also den puren Pendelverkehr von schwedischen Fahrzeugen zwischen Norrbotten und der Front. Isak Krekulas Unternehmen wird in der Anlage zum Vertrag zwischen dem Verband der Spediteure und der Wehrmacht erwähnt. Der Vertrag wurde mit Zustimmung des schwedischen Außenministeriums und der Regierung unterschrieben.«
»Na gut«, sagte Anna-Maria und versuchte, nicht zu dem Artikel über Aufbewahrungsmethoden in ›Haus und Garten‹ hinüberzuschielen.
»Als alle Baracken ausgeliefert waren, ging es mit den Transporten für die Deutschen immer noch weiter. Es gab auch Waffentransporte, obwohl in dem Vertrag nichts darüber stand. Und«, fügte Rebecka hinzu, »ich habe einen Brief von Oberleutnant Walther Zindel gefunden, der als Armeeoffizier in Luleå stationiert und für die Vorräte der Deutschen in der Gegend verantwortlich war. Er schrieb an Martin Waldenström, den stellvertretenden Direktor der Grubengesellschaft. In diesem Brief verlangt Zindel, Isak Krekula von dem Vertrag zu entbinden, den er mit der Grubengesellschaft hatte, es ging um vier Lastwagen, die für die Grube fuhren, damit diese Fahrzeuge an die Wehrmacht in Finnisch-Lappland vermietet werden konnten.«
»Du musst entschuldigen, wenn ich langsam denke …«, begann Anna-Maria.
»Du denkst nicht langsam. Das hier hat keine Bedeutung. Aber ich stelle mir das so vor. Wie konnte Isak Krekulas Unternehmen so viel schneller wachsen als die seiner Konkurrenten? Während des Krieges konnte man mit Fuhrunternehmen viel verdienen. Und natürlich wollten alle investieren und wachsen. Woher nahm er also die vielen Mittel zum Investieren? Die können ja nicht so einfach aus seinem Unternehmen gestammt haben, denn dann hätten doch wenigstens einige von seinen Konkurrenten im gleichen Tempo wachsen müssen. Und mein Nachbar Sivving sagt, dass die Krekulas seit ewigen Zeiten Kätner waren, es gab also kein Geld in der Familie.«
»Glaubst du, dass er in irgendwelche krummen Dinger verwickelt war?«
»Vielleicht. Irgendwo muss das Geld
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