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Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Titel: Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Angst zu tun, als Isak ihn zur Sauna hinunterschleppt. Was hat er vor?
    »Vater«, sagt er. »Warte. Vater.«
    Aber Isak sagt nur: »Fresse halten.« Erklärungen will er sich nicht anhören.
    Jetzt haben sie den Steg erreicht. Und das Loch, aus dem Hjalmar vor nicht einmal einer Stunde mit einem Eimer Wasser geschöpft hat.
    Isak reißt ihm die Mütze vom Kopf. Wirft sie ans Ufer. Hjalmar wehrt sich, aber der Griff um seinen Kragen ist fester geworden, und Isak zwingt ihn vor dem Loch in die Knie und drückt dann seinen Kopf unter Wasser.
    Er fuchtelt mit den Händen. Sein Kopf droht vor Kälte zu bersten. Er ist stark, kann einmal an die Oberfläche gelangen und nach Luft schnappen, aber danach ist Isak wieder übermächtig.
    Er denkt: Jetzt sterbe ich.
    Und dann stirbt er. Sonnenschein strömt in seinen Kopf. Es ist ein warmer Spätsommertag. Barfuß geht er durch den Wald, Tannenzapfen und Nadeln unter seinen Fußsohlen, aber die sind abgehärtet. Er soll die Pferde von der Waldweide holen. Da stehen sie zwischen den Kiefern und reiben die Hälse aneinander. Schlagen mit dem Schweif nach lästigen Fliegen. Es riecht nach Sumpfporst und sonnenwarmer Erde. Rinde, Moos, Harz. Eine Ameisenstraße läuft quer über den Pfad, auf dem er steht. Die Pferde prusten freundlich, als sie ihn sehen.
    Als er wieder zu sich kommt, liegt er in der Sauna auf dem Boden des Umkleideraums. In dem Kamin brennt das Feuer. Er stellt sich auf alle viere und spuckt Seewasser aus. Danach legt er sich auf den Rücken.
    Isak steht über ihm und raucht eine Zigarette.
    »In dieser Familie halten wir zusammen«, sagt er. »Denk nächstes Mal daran.«
    Rebecka Martinsson schob die schweren Türen des Stadthauses auf. Sie genoss es, die wie Schamanentrommeln geschnitzten schönen Klinken anzufassen.
    Im Haus öffnete sich der gewaltige Saal mit seinen prachtvollen hohen Ziegelwänden und dem handgewebten Wandteppich »Sonnentrommel« in allen Farben des Sommer- und Herbstgebirges.
    Sie meldete sich im Empfang an.
    »Ich möchte ins Stadtarchiv«, sagte sie zu dem Jungen, der dort saß.
    Sie wurde gebeten zu warten, und nach einer Weile tauchte ein Mann in schwarzen Jeans und schwarzem Sakko auf. Er trug braune geputzte Lederschuhe. Seine dunklen Haare waren nach hinten gekämmt.
    »Jan Viinikainen, Archivleiter«, sagte er und hielt ihr auf schwedische Weise die Hand hin. »Und wie kann ich der Ordnungshüterin behilflich sein?«
    Rebecka hob fragend die Augenbrauen.
    »Ah«, sagte er. »Sie sind hier stadtbekannt. Als Sie diese Pastoren umgebracht haben, stand doch so viel in den Zeitungen. Notwehr, ich weiß.«
    Rebecka besiegte ihren Drang, auf dem Absatz kehrtzumachen und zu gehen.
    Er versteht das nicht, dachte sie. Die Leute verstehen das nicht, sie glauben, sie könnten sagen, was sie wollen, und mir machte das nichts aus.
    »Ich weiß nicht so recht, was ich suche«, begann sie zögernd. »Ich möchte alles über ein altes Fuhrunternehmen aus Piilijärvi wissen, Krekulas Åkeri.«
    Sie öffnete beide Arme zur Seite und zog fragend die Schultern hoch.
    »Welcher Zeitraum?«, fragte er.
    »Es wurde in den vierziger Jahren gegründet, geben Sie mir, was Sie haben.«
    Er blieb vor ihr stehen und überlegte eine Weile. Dann bedeutete er ihr mit einem Winken, dass sie ihm folgen solle. Sie gingen die geschwungene Treppe in den Keller hinunter, vorbei an dem, was gleich bei dem weiß gestrichenen Metallgitter vor dem Archiv Herrn Viinikainens Arbeitsplatz sein musste. Er schloss das Gitter vor dem Heiligtum auf und forderte Rebecka mit einer schwungvollen Geste auf, vor ihm durch die Tür zu treten.
    Sie passierten reihenweise Archivschränke aus grauem Stahl. Überall standen Ordner von unterschiedlicher Größe und Aussehen, mit Rücken aus Stoff, aus Kunststoff, aus Metall. Es gab geheftete Bücher, gebundene Bücher, altes, sorgfältig und prachtvoll gebundenes Material mit Schnur und Siegel, das über den Regalrand ragte. Auf schweren Aktenschränken aus Eiche standen pensionierte elektrische Schreibmaschinen Marke Triumph und Facit. Kartotheken drängten sich mit Aktenkästen aus brauner Pappe. Hier und dort lagen Papprollen in allen möglichen Größen. In einem der hinteren Zimmer gab es verschiebbare Aktenschränke aus Stahl mit einer halbautomatischen Mechanik, die Herr Viinikainen nun einschaltete.
    »Sie machen das so«, sagte er und zog an einem langen schwarzen Hebel mit einem Kopf, worauf das Regal, vor dem er stand, langsam zur

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