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Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Titel: Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Seite glitt. »Und ich an Ihrer Stelle würde mir das Firmenregister ansehen. Und vielleicht den Handelskalender. Das Material über die Strom- und Wasserversorgung finden Sie dort drüben.«
    Rebecka hängte ihren Mantel auf. Jan Viinikainen zog sich an seinen Schreibtisch zurück.
    Typischer Fall von Nadel im Heuhaufen, dachte sie. Ich weiß ja nicht einmal, wonach ich suche. Sie drehte eine Runde zwischen den Regalen, warf einen Blick auf gesammelte Artikel über Phrenologie aus den dreißiger und vierziger Jahren, auf Versorgungslisten der Armenpflege von Jukkasjärvi und auf Niederschriften des Schularchivs.
    Hör auf zu jammern, mahnte sie sich dann. Kremple lieber die Ärmel hoch.
    Nach einer Stunde und zehn Minuten fand sie das Fuhrunternehmen Krekula. Und zwar in einer Liste über Fuhrleute aus der Gemeinde Kiruna, wie viele und welche Sorte Fahrzeuge sie hatten, Auskünfte über Prokuristen und Adressen.
    Sie suchte energisch, öffnete Bänder, die seit sechzig Jahren nicht mehr aufgeknotet worden waren, rümpfte die Nase, wenn kleine Staubwolken aus den Knoten aufstoben, öffnete Aktenkartons, die ebenso lange verschlossen gewesen waren. Am Ende hatte sie hämmernde Kopfschmerzen von dem vielen Staub und der ganzen aufgelösten Zellulose, die sie hier eingeatmet hatte.
    Der Archivleiter kam und fragte, wie sie vorangekommen war.
    »Gut«, sagte sie. »Etwas habe ich doch immerhin gefunden.«
    Auf dem Parkplatz wartete Vera im Auto. Sie sprang im Käfig auf und wedelte hingebungsvoll, als Rebecka ins Auto stieg.
    »Danke für deine Geduld«, sagte Rebecka. »Und jetzt drehen wir eine Runde.«
    Sie fuhr nach Luossavaara hoch und ließ Vera aus dem Wagen. Die ging sofort in die Hocke.
    »Ich hab schon verstanden, Wuschel, Verzeihung«, sagte Rebecka schuldbewusst.
    »Schlechtes Gewissen?«, hörte sie hinter sich eine Stimme.
    Es war Krister Eriksson. Er trug Trainingskleidung. Eine orangefarbene Windjacke biss sich mit seinem rosa pergamentartigen Gesicht.
    Er lächelte sie an. Sie sah seine Zähne. Die waren weiß und ebenmäßig. Das Einzige an seinem Aussehen, das vom Feuer nicht beschädigt worden war.
    »Na, wen haben wir denn hier?«, fragte er und sah Vera an. »Da wird Tintin aber eifersüchtig werden.«
    »Das ist Hjörleifur Arnarsons Hund. Ich musste sie übernehmen, sonst hätte sie eine einfache Fahrt in den Hundehimmel bekommen.«
    Er nickte mit ernster Miene.
    »Und du leitest jetzt die Voruntersuchung. Da wird Wilma Persson sicher zufrieden sein.«
    »Ich glaube nicht an so was«, sagte Rebecka widerwillig. Er schüttelte den Kopf und zwinkerte ihr zu.
    »Bist du gelaufen?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln.
    »Mmm, ich mache mein Intervalltraining an dem Hang hinter dem alten Förderturm. Aber jetzt bin ich fertig.«
    Rebecka sah zu dem verlassenen Förderturm oben auf dem Berg hoch, hohläugig und grau.
    Wenn Gebäude zu Gespenstern werden können, dann ist das hier so eins, dachte sie. Bestimmt ruft es nachts verängstigten Passanten Buhuuu zu.
    »Ja, das ist schon gruselig«, sagte Krister, als ob er ihre Gedanken gelesen hätte. »Willst du ein Stück nach oben gehen?«, fragte er. »Kann mir guttun, meine Muskeln ein bisschen zu lockern. Warte, ich muss nur schnell was zum Überziehen aus dem Auto holen.«
    Er kam in einem billigen mintgrünen Overall zurück, der aussah, als ob er zwanzig Jahre und etliche Maschinenwäschen auf dem Buckel hätte.
    Du meine Güte, dachte Rebecka. Aber sein Aussehen sorgt vielleicht dafür, dass ihm Kleider scheißegal sind.
    Was schade ist, dachte sie dann, als er ein Stück vor ihr herging und mit Vera herumtollte.
    Er hatte einen schmalen und durchtrainierten Körper, der in jeglicher Kleidung gut ausgesehen hätte. Nur vielleicht nicht in Aerobic-Overalls aus den achtziger Jahren.
    »Worüber lachst du?«, fragte er fröhlich.
    »Über das hier«, log sie unbekümmert. »Ich liebe Luossavaara. Die Aussicht von hier.«
    Sie blieben stehen und schauten auf die Stadt hinunter. Das Bergwerksgelände, das sich mit seinen grauen Granitkanten terrassenförmig in die Stadt hinunterzog. Den Berg Ädnamvaara im Nordwesten mit seinem typischen pyramidenförmigen Felsprofil. Das Windkraftwerk auf der aufgelassenen Kupfergrube Viscaria. Die Kirche aus falunrotem Kiefernholz, die einem samischen Zelt ähneln sollte. Das Stadthaus mit seinem charakteristischen schwarzen Glockenturm. Ein Stumpf aus Eisen mit hervorspringenden Verzierungen. Er hatte sie immer an

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