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Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Titel: Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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am nächsten Tag um sechs Uhr zum Melken auf den Beinen sein; es kam vor, dass er auf dem Melkschemel einschlief. Und dann war Onkel Algot stocksauer.«
    Dann folgte der übliche Durchgang der gemeinsamen Verwandtschaft. Dass eine Schwester von Karl-Åke in Lahenpera was gemietet hatte. Sivving glaubte, von den Utterströms, Karl-Åke konnte berichten, dass es die Holmqvists waren. Dass ein anderer Vetter Sivvings, Arvids Bruder, und einer von Karl-Åkes Brüdern als Skitalente gegolten hatten, dass sie sich sogar in Soppero an Rennen beteiligt und gegen hervorragende Jungs aus Vittangi gewonnen hatten. Sie sprachen darüber, wer krank war. Wer verstorben oder nur in die Stadt gezogen war und wer in diesem Fall das Elternhaus übernommen hatte.
    Am Ende fand Sivving, Karl-Åke Pantzare müsse jetzt angewärmt sein, und beschloss, zum Thema zu kommen. Er erzählte ganz offen, von seinem Vetter wisse er, dass dieser Vetter und Karl-Åke Pantzare der Widerstandsgruppe in Norrbotten angehört hatten. Er erzählte, Rebecka sei Staatsanwältin, und berichtete von den ermordeten Jugendlichen, die im Vittangijärvi nach einem deutschen Flugzeug getaucht hatten.
    »Ich sage es ganz offen, denn ich weiß ja, dass es unter uns bleibt, aber es besteht Grund zu der Annahme, dass Isak Krekula aus Piilijärvi, der mit dem Fuhrunternehmen, mit der Sache zu tun hat.«
    Karl-Åke Pantzare runzelte die Stirn.
    »Warum kommt ihr zu mir?«
    »Weil wir Hilfe brauchen«, sagte Sivving. »Ich kenne sonst niemanden, der weiß, wie es damals war.«
    »Es ist auch besser, nicht darüber zu sprechen«, sagte Karl-Åke Pantzare. »Arvid hätte dir nichts sagen dürfen; was hat er sich bloß dabei gedacht?«
    Er erhob sich und zog ein altes Fotoalbum aus dem Bücherregal.
    »Hier könnt ihr sehen«, sagte er.
    Er nahm einen Zeitungsausschnitt heraus, der lose im Album gelegen hatte. Der Artikel war fünf Jahre zurückdatiert.
    »Raubmord an Rentner«, lautete die Überschrift. Der Artikel beschrieb, wie ein sechsundneunzig Jahre alter Mann und seine zweiundachtzig Jahre alte Frau in ihrem Haus bei Boden ermordet worden waren. Rebecka überflog angeekelt die Schilderung, wie die Frau mit einem auf ihrem Gesicht festgebundenen Kissen aufgefunden worden war. Sie war misshandelt, erwürgt und erstickt und nach Eintreten des Todes »geschändet« worden.
    Geschändet, dachte Rebecka. Was verstehen die denn darunter?
    Als habe er ihre Gedanken gelesen, sagte Karl-Åke Pantzare: »Sie haben ihr eine abgebrochene Glasflasche in den Unterleib gerammt.«
    Rebecka las weiter. Der Mann war um sieben Uhr morgens, als eine Pflegerin gekommen war, um der Frau ihre Insulinspritze zu setzen, noch am Leben gewesen. Er war übel misshandelt worden, mit Tritten und Schlägen, und später im Krankenhaus gestorben. Die Polizei hatte, so der Artikel, die ganze Nachbarschaft befragt, bisher ohne Ergebnis. Es war unwahrscheinlich, dass die alten Leute zu Hause größere Geldsummen oder andere Wertsachen aufbewahrt hatten.
    »Der war einer von uns«, sagte Karl-Åke Pantzare. »Ich habe ihn gekannt. Und verdammt, das war kein Raubüberfall, da bin ich ganz sicher. Das waren Neonazis oder NRK -Leute oder andere Rechtsextremisten, die Wind davon bekommen hatten, dass er damals im Widerstand war. Man kann sich nicht sicher fühlen, auch wenn es lange her ist. Auf diese Weise vollen die jungen Leute den alten Nazis imponieren. Der Alte musste zusehen, wie seine Frau zu Tode gequält wurde. Warum hätte ein Raubmörder sie schänden sollen? Sie wollten ihn peinigen. Sie suchen noch immer nach uns. Und wenn sie uns finden …«
    Er beendete seinen Satz mit einem Kopfschütteln.
    Natürlich hat er Angst, dachte Rebecka. Es ist leichter, sein Leben zu riskieren, wenn man jung, gesund und unsterblich ist, als wenn man hier eingesperrt ist und nur noch warten kann.
    »Wir mussten doch etwas unternehmen«, sagte Karl-Åke Pantzare jetzt, eher an sich selbst gerichtet. »Die Deutschen brachten ein Schiff nach dem anderen in den Hafen von Luleå. Viele wurden niemals in den Liegeregistern verzeichnet. Natürlich wurde Erz ausgeschifft. Und Lebensmittel, Ausrüstungsgegenstände, Waffen und Soldaten wurden ausgeladen. Offiziell galten die Soldaten nur als Urlauber. Ja, verdammt! Ich habe bei den Schiffen genau gesehen, wie SS-Verbände runter- und raufmarschiert sind. Sie fuhren dann weiter mit dem Zug nach Norwegen oder wurden an die Ostfront transportiert. Wir haben oft an Sabotage

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