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Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt

Titel: Rebecka Martinsson 04 - Bis dein Zorn sich legt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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Kleiner.«
    Danach brachte er es nicht über sich, vor Wilmas Grab stehen zu bleiben. Er ging einfach an dem provisorischen Namensschild vorbei, einem Aluminiumstab mit einem Plastikschild und der Aufschrift »Persson Wilma«. Geschenke, Blumen, einige flackernde Grablichter. Gerade ging er über den alten Teil zurück und fragte sich, was zum Teufel er dort überhaupt zu suchen gehabt hatte, als er die Staatsanwältin entdeckte.
    Er erkannte sie an ihrem Mantel und an den langen dunklen Haaren. Er weiß nicht, warum er auf sie zugegangen ist. Er blieb ein Stück von ihr entfernt stehen. Sie bekam Angst vor ihm, als sie sich umdrehte. Das sah er.
    Jetzt will er ihr sagen, dass sie keine Angst zu haben braucht, aber er bringt kein Wort heraus. Steht nur da wie ein Idiot. Aber das war er ja schon sein ganzes Leben lang. Ein Idiot, vor dem die anderen Angst hatten.
    Sie sagt nichts. Die Angst verschwindet aus ihrem Blick und weicht etwas anderem. Etwas, das er fast nicht ertragen kann. Woran er nicht gewöhnt ist. Er ist nicht daran gewöhnt, dass die anderen schweigen. Sonst schweigt er und lässt die anderen reden, lässt die anderen bestimmen.
    »Mich sollen sie im Wind verstreuen«, sagt er schließlich.
    Sie nickt.
    »Besuchst du die, die du umgebracht hast?«, fragt er dann.
    Er weiß es ja. Er hat in der Zeitung über sie gelesen. Und die Leute reden.
    »Nein«, sagt sie. »Ich besuche meine Großmutter. Ja, und meinen Großvater.«
    Sie nickt zu dem Grab hinüber, das sie gerade vom Schnee befreit.
    Dann hört sie im Nachhinein, wie seine Frage geklungen hat. Es gab darin ein »auch«, das er nicht ausgesprochen hat. Aber es war da. Besuchst du auch die, die du umgebracht hast?
    Sie dreht den Kopf und streckt die Hand aus. Fügt mit ruhiger Stimme hinzu: »Die, die ich umgebracht habe, liegen dahinten. Und dort. Aber Thomas Söderberg ist nicht hier begraben.«
    »Du bist freigesprochen worden«, sagt er.
    »Ja«, sagt sie. »Es hieß, es sei Notwehr gewesen.«
    »Wie hast du dich dabei gefühlt?«
    Er betont das »du«. Schaut ihr nicht in die Augen. Schaut hinunter in den Schnee, als stünde er andächtig vor dem Altar in der Kirche.
    Was will er, fragt sich Rebecka.
    »Ich weiß nicht«, sagt sie zögernd. »Anfangs habe ich gar nicht so viel gefühlt. Ich konnte mich auch nicht an sehr viel erinnern. Aber später ging es mir dann schlechter. Ich konnte nicht arbeiten. Versuchte, mich zusammenzureißen, aber am Ende habe ich einen Fehler gemacht, der meine Kanzlei sehr viel Geld und Ansehen gekostet hat, sie waren gut versichert, aber dennoch. Ja, und dann wurde ich krankgeschrieben. Und ging zu Hause die Wände hoch. Wollte die Wohnung nicht verlassen. Schlief schlecht. Aß kaum. Die Wohnung war ein einziges Chaos.«
    »Ja«, sagt er.
    Sie verstummen, als eine andere Friedhofsbesucherin näher kommt. Sie nickt im Vorbeigehen. Rebecka nickt zurück. Hjalmar scheint die Frau nicht zu sehen.
    Rebecka denkt, dass er vielleicht gestehen wird. Was, verdammt noch mal, soll sie dann tun? Ihn bitten, sie zur Wache zu begleiten, natürlich. Aber wenn er sich weigert? Wenn er sein Geständnis bereut und sie umbringt!
    Aber sie sieht ihm lange in die Augen. Und erinnert sich an eine Mandantin von Meijer & Ditzinger, eine Prostituierte, der viele Häuser gehörten. Sie hielt mit ihrem Gewerbe nicht hinter dem Berg, aber die Kanzlei sollte ihr bei einer Steuersache helfen. Måns war einmal beschwipst gewesen, nachdem er einen Nachmittagsdrink eingenommen hatte, und er hatte sie ganz offen gefragt, ob sie niemals Angst vor ihren Freiern habe. Er war charmant gewesen, einschmeichelnd, ungeheuer fasziniert. Rebecka hatte sich geschämt und die Tischplatte angestarrt. Die Frau war freundlich geblieben, hatte aber eine sehr starke Integrität gezeigt, es war deutlich gewesen, dass sie diese Art von Neugier gewohnt war. Sie hatte geantwortet, nein, sie habe keine Angst. Sie schaue neuen Freiern immer lange in die Augen. »Dann weiß man«, hatte sie gesagt, »ob man sich fürchten muss oder nicht. Alles, was man über einen Menschen wissen muss, liegt in den Augen.«
    Rebecka schaut Hjalmar lange in die Augen. Und nein, vor ihm braucht sie keine Angst zu haben.
    »Du bist in der Klapse gelandet«, sagt er.
    »Ja, am Ende bin ich das. Ich war einfach durchgedreht. Und zwar, nachdem Lars-Gunnar Vinsa sich und seinen Jungen erschossen hatte. Ich konnte nicht noch einen Todesfall ertragen. Das öffnete sozusagen alle Türen, die

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