Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebella - Verliebt oder was?

Rebella - Verliebt oder was?

Titel: Rebella - Verliebt oder was? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppenrath Verlag GmbH , Co. KG
Vom Netzwerk:
ich jemals Sex haben
werde.
    Wenn ich schon eine geschlagene Stunde brauche, um
Raoul zurückzurufen, wie lange wird es dauern, bis ich mich
traue, mit ihm ins Bett zu gehen?
    Gedankenverloren klicke ich irgendwelche Lieder in meiner
Playlist an. Ich bin nervös. Vor meiner Verabredung
mit Raoul ist noch so viel zu tun, dass ich nicht weiß, wo
ich anfangen soll. Ich muss mir die Beine rasieren und die
Zehennägel lackieren, falls ich morgen Sandaletten tragen
möchte. Und ich muss mir überlegen, was ich anziehe.
    Und soll ich Raoul morgen nun gleich einen Kuss geben,
wenn ich ihn sehe? Oder denkt er dann sofort, ich würde
annehmen, dass wir miteinander gehen? Warum hat nie
jemand eine Gebrauchsanweisung hierüber geschrieben?
    Ich drehe die Lautstärke voll auf und singe mit, so laut ich
kann. Warum ist Verliebtsein so schwierig?

»Hast du schon viele Freundinnen gehabt?«
    Raoul und ich sitzen bereits seit mindestens einer Stunde
im Park, und es fühlt sich an, als hätte die Welt um mich
herum aufgehört, sich zu drehen. Meine Haare hängen lose
über meine Schultern und ich wühle mit den nackten Füßen
im warmen Gras. Ich habe nicht vergessen, dass man nicht
sofort über heikle Themen sprechen soll, aber es ist mir egal.
Raoul ist anders. Mit ihm kann man reden.
    Heute Morgen habe ich eine Stunde darüber nachgedacht,
ob ich ein paar Flaschen Cola mitnehmen soll oder nicht.
Raoul sollte nicht denken, ich würde irgendein Picknick veranstalten
wollen, aber jetzt bin ich froh, dass ich sie mitgenommen
habe.
    »He, wie gut, dass du an so was gedacht hast«, sagte er, als
ich die Flaschen aus meiner Tasche holte.
    »Was ist viel?«, fragt Raoul jetzt. »Findest du zehn Freundinnen
viel?«
    Hat er schon zehn Freundinnen gehabt? Ich sehe ihn erschrocken
an. Er gibt sich große Mühe, nicht zu lachen.
    »Zehn ist schon ein wenig mager«, ziehe ich ihn auf.
    Raoul kneift die Augen zusammen. »Wie viele Freunde
hattest du denn?«
    Kurz bin ich versucht, mir was auszudenken, aber mir fällt
keine gute Antwort ein.
    »Zwei«, sage ich ehrlich. »Oder eigentlich anderthalb. Meinen
ersten Freund habe ich nicht wirklich geküsst.«
    »Nicht wirklich?«
    Ich höre selbst, wie doof das klingt. »Okay, wirklich nicht«,
sage ich lachend.
    Mit Marc bin ich im Sommer vor zwei Jahren gegangen.
Immer, wenn er mich küssen wollte, habe ich den Kopf weggedreht.
Ich mochte gar nicht daran denken. Ich konnte
mir nicht vorstellen, dass ich es jemals schön finden würde,
jemanden zu küssen. Vielleicht lag es auch an Marc und an
den ekligen trockenen Häutchen auf seinen Lippen. Mir
wurde ganz übel bei dem Gedanken, so ein Häutchen könnte
sich in meinem Mund ablösen.
    Stefan war mein erster echter Freund, auch wenn es nur
drei Wochen und zwei Tage gedauert hat, bis er Lynn erzählte,
er wolle Schluss machen. Nicht mir, sondern Lynn! Drei Tage
bevor Schluss war, hatten wir uns zum ersten Mal geküsst.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich das eher gemacht, um ihm
einen Gefallen zu tun. Blöd, total blöd. Ich fand auch nichts
Besonderes daran. Mein Kinn war ganz klebrig vor Spucke,
und ich traute mich nicht mal, sie abzuwischen.
    War das jetzt alles?, dachte ich. Ist es das, worüber alle reden?
    Erst als ich später auf einer Party einen Jungen aus meiner
Klasse geküsst habe, fand ich es schön. Erst da konnte ich
mir vorstellen, dass es noch schöner sein würde, wenn man
jemanden küsst, in den man verliebt ist.
    »Woran denkst du gerade?«
    Ich sehe auf. Wie lang habe ich schon nichts gesagt? Eine
Minute? Fünf?
    »Oh«, sage ich schnell. »Nichts Besonderes.«
    »Vielleicht an deine Exfreunde?«
    Gerade, als ich mich verteidigen will, legt Raoul seine Hand
auf meine. »War nur Spaß«, sagt er.
    Seine Hand ist erstaunlich kühl. Kühl, aber doch angenehm,
ohne sich klamm anzufühlen.
    »Kenn ich deine Exfreunde?«, fragt Raoul. »Sind sie auf
unserer Schule?«
    Ich schüttele den Kopf. »Der eine war eine Ferienliebe und
der andere ist inzwischen weggezogen.«
    Ich hatte erwartet, er würde meine Hand nur kurz berühren
und dann loslassen, aber seine Hand liegt noch immer
auf meiner.
    Plötzlich bin ich mir meiner Hand auf ganz eigenartige
Weise bewusst, als bestünde mein gesamter Körper nur aus
dieser Hand. Ich spüre ganz leicht den Rhythmus seines
Atems und merke, wie er mit dem Daumennagel vorsichtig
über den Knöchel meines kleinen Fingers streicht. Wie der
Hohlraum seiner Handinnenfläche beinahe den Rücken
meiner Hand

Weitere Kostenlose Bücher