Rebella - Verliebt oder was?
verliebt in Jasper?«, frage ich.
»Nein. Nicht wirklich, glaube ich, und ich bin wahrscheinlich
auch nie in ihn verliebt gewesen. Wenigstens nicht so wie
du in Raoul.«
Lynn fummelt ein wenig an den Kordeln ihrer Kapuze
herum. »Ich kapier das wirklich nicht«, sagt sie wieder. »Jasper
wäre der perfekte Freund. Er lacht über dieselben Sachen
wie ich, er findet es nicht schlimm, wenn ich mal miese Laune
habe, und er ist lieb. Wirklich lieb. Weißt du, was er gestern
gemacht hat?«
Ich sehe sie neugierig an. »Nein?«
»Ach, egal.« Sie lässt sich nach hinten in die Kissen fallen.
»Nun sag schon«, dränge ich.
»Ich habe ein SMS-Bombardement von zwanzig Nachrichten
bekommen. In der ersten stand
Ich finde dich toll
. Danach
bekam ich noch neunzehn SMS.
Und lieb
stand in der nächsten.
Und witzig. Und das hübscheste Mädchen, das ich kenne
«, leiert sie herunter.
Ein eifersüchtiger Stich durchzuckt meinen Bauch. Wow,
wie romantisch! Ob Raoul so was auch für mich täte?
Lynn greift frustriert in die Chips.
»Verstehst du das?«, fragt sie mit vollem Mund. »Warum
verliebe ich mich denn bloß nicht in Jasper? Und sag jetzt
nicht: weil er so hässlich ist! Mir ist schnuppe, wie er aussieht.«
Ich puhle ein Stück Lakritz zwischen meinen Zähnen weg,
um Zeit zu gewinnen.
»Jetzt sag doch was«, drängt Lynn mich. »Jede Erklärung ist
mir willkommen, denn ich weiß wirklich nicht mehr weiter.«
»Vielleicht«, beginne ich langsam, »findest du ihn so super,
weil er dich so super findet. Also eben nicht super-super, verstehst
du?«
Lynn sieht mich mit gerunzelter Stirn an. »Und jetzt noch
mal mit etwas weniger viel ›super‹.«
»Jasper hat sich in dich verliebt, okay? Vielleicht findest du
es so großartig, dass sich jemand in dich verliebt hat, dass du
ihn darum … äh, tja, super findest.«
Lynn nickt ein paarmal. »Das könnte sein, das könnte sein.
Du meinst also eigentlich, dass ich ihn nur super finde, weil
er in mich verliebt ist?«
»Na ja, nicht nur, natürlich. Du findest ihn auch ganz normal
nett und witzig und lieb und blablabla. Aber du findest
ihn extrasuper, weil er so in dich verliebt ist. Darum hoffst
du, dich auch in ihn zu verlieben.«
Ich bin ein wenig stolz. Normalerweise ist es Lynn, der solche
Erklärungen einfallen, aber diese habe ich mir wirklich
selbst ausgedacht.
»Ich bin einfach verliebt in die Tatsache, dass sich jemand
in mich verliebt hat«, sagt Lynn.
»Obwohl du selbst eigentlich überhaupt nicht verliebt bist.«
»Genau.«
Lynn drückt auf Play. Schweigend sehen wir uns den Film
weiter an. In dem Moment, in dem die weibliche Hauptfigur
gerade Schluss machen will, schaltet Lynn wieder auf Pause.
»Gibt mir das denn so einen Kick? Ich meine, bin ich der
Typ, der verzweifelt mit jemandem zusammenbleibt, damit
es auf jeden Fall jemanden gibt, der mich toll findet? Bin ich
so, Marie? Findest du mich verzweifelt?«
Ich ziehe sie an mich. »Du bist die verzweifeltste Person,
die ich kenne.« Ich grinse. »Und das heißt wirklich was,
schließlich kenne ich auch Nick.«
»Nick hat eine Beziehungskrise, der bleibt bei Chris, um zu
sehen, ob noch genug da ist, um die Beziehung am Leben zu
halten. Das ist etwas ganz anderes, als verzweifelt bei jemandem
zu bleiben, weil man es so toll findet, dass derjenige in
einen verliebt ist.«
Ich schaue erstaunt auf. Das ist das erste Mal, dass Lynn
Nick verteidigt.
»Ja, ja.« Sie wedelt mit der Hand. »Ich hab den Durchblick.«
Sie richtet sich auf. »Könntest du Nick mal fragen, wie er
darüber denkt? Er ist ein Junge, vielleicht sieht er das ja ganz anders. Und ich bin überhaupt nicht verzweifelt, sondern im
Gegenteil irre lieb, weil ich mit einem Jungen zusammen bin,
in den ich nicht verliebt bin.«
Ich sage nicht, dass ich jetzt schon weiß, was Nick antworten
wird.
»Klar, Lynn. Natürlich frage ich ihn das.«
Ich langweile mich zu Tode. Wenn das so weitergeht,
räume ich sogar mein Zimmer auf, so schlimm langweile ich
mich. Ich gehe wirklich nicht jedes Wochenende aus, aber
jetzt, da ich nicht darf, merke ich erst, wie öde es ist, an einem
Freitagabend zu Hause zu hocken. Ich kann auch niemandem
vorschlagen, bei mir vorbeizukommen: Lynn geht heute
Abend auf einen Geburtstag und hat sich danach mit Jasper
verabredet und Nick ist ebenfalls zu einer Party eingeladen.
Raoul hat noch angerufen und meinte, er würde auch
nicht in die Stadt gehen. Er hätte Kopfweh und wolle früh
ins Bett.
»Und wenn du nicht
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