Rebella - Verliebt oder was?
neuer Freund.«
»Wieso?«, frage ich.
Verdammt, das war die falsche Reaktion.
»Ich hatte ihn gerade noch am Telefon.« Josse grinst. »Er
stammelte irgendeine blöde Ausrede, ich hätte ihn angerufen
oder so und jetzt würde er mich zurückrufen.«
Lynn wirft mir ein Kissen zu. »Glaubst du mir nun endlich,
dass er auf dich steht? Sonst hat er Josse doch noch nie
angerufen!«
Insgeheim verwünsche ich Lynn. Warum kann sie nicht ab
und zu mal ihr großes Maul halten? Dass alle alles über sie
wissen dürfen, heißt noch lange nicht, dass sie auch meine
Geheimnisse ausposaunen darf!
»Hat er noch was über Marie gesagt? Hat er nach ihr
gefragt?«
Josse schüttelt den Kopf. »Nein.«
Ich versuche, Lynns Blick einzufangen, um ihr zu verstehen
zu geben, dass sie die Klappe halten soll, aber Lynn ist da
absolut schmerzfrei.
»Bist du deswegen hier?«, frage ich Josse. Er braucht nicht
zu glauben, dass ich ihm auch nur ein Sterbenswörtchen
über Raoul erzähle.
»Oh, bitte vielmals um Entschuldigung.« Josse hebt die
Hände. »Ich dachte, verliebte Mädchen wären froh, wenn sie
etwas über ihren Freund erfahren.«
»Er ist nicht mein Freund«, erwidere ich automatisch.
»
Noch
nicht«, sagt Lynn.
Ich will gerade den Mund öffnen, als mein Handy superlaut
mit einem unbekannten Klingelton klingelt.
»Aha!« Josse zieht überlegen die Augenbrauen in die Höhe.
»Ruft er jetzt die ganze Familie an? Soll ich Mama Bescheid
sagen, dass sie mal besser am Telefon bleiben soll?«
Ich bekomme einen Schreck, als ich den Namen auf dem
Display lese. Ganz ruhig bleiben, rede ich mir gut zu. Ich darf
mir jetzt auf gar keinen Fall anmerken lassen, dass etwas los
ist.
»Nerv nicht«, sage ich. »Das ist gar nicht Raoul.«
»Wer ist es denn?«, fragt Lynn. »Nick? Warum gehst du
nicht ran?«
»Keine Lust.« Ich lege mein Handy unter mein Kissen. Die hysterische Melodie macht mich nervös. Warum ruft Raoul
mich bloß an?
Ich sehe, wie Lynn und Josse einen Blick wechseln. Die
glauben mir kein Wort.
»Ist doch egal, wenn ich jetzt nicht rangehe«, sage ich verärgert.
»Ich rufe Nick gleich zurück.«
Josse hebt wieder die Hände, als wolle er sich ergeben.
»Übrigens, bestell Raoul doch bitte schöne Grüße, wenn du
ihn gleich zurückrufst, ja?«
Mit einem Satz springe ich auf und knalle die Tür hinter
ihm zu.
Lynn sieht mich an, als würde sie gleich vor Neugier platzen.
»War das Raoul? Es war Raoul, oder? Warum gehst du
denn nicht ran?«
Es fühlt sich an, als würde ich jeden Moment aufgeben. Ich
kann das hier alles nicht! Besser, ich höre jetzt sofort damit
auf. Aus mir und Raoul wird nichts. Ich traue mich ja nicht
mal, ans Telefon zu gehen. Wie soll das erst werden, wenn wir
wirklich miteinander gehen? Dann muss ich ihn doch auch
anrufen? Und seine Eltern kennenlernen? Und er wird auch
zu uns nach Hause kommen. Ich habe keine Ahnung, wie ich
das alles durchstehen soll. Ich glaube, ich bin einfach nicht
gut in der Liebe.
»Also?«, bohrt Lynn nach.
Ich sage nichts. Lynn würde es doch nicht verstehen. Die
macht sich echt keinen Kopf, wenn ein Junge sie anruft. Ich
bin so eine Memme.
»Weißt du nicht, was du sagen sollst, ist es das?«, fragt
Lynn.
Ich zucke mit den Schultern.
»Hier.« Sie zwinkert mir zu und wirft mir die Zeitschrift
rüber, in der sie gerade liest. »Da steht zufällig was Passendes
drin. Seite neununddreißig.«
Ungeduldig blättere ich durch die Zeitschrift.
Talk to him!,
lese ich. Stundenlang schmusen? Yes! Bauchschmerzen vor
Lachen? Yes! Aber ein gutes Gespräch mit deinem Freund – no
way? Mit diesen Tipps klappt es.
Neugierig lese ich weiter.
Stell Fragen!
Mädchen reden mehr als Jungs? Unsinn! Du musst
die Quasselstrippe nur zum Leben erwecken. Goldener
Tipp: Frage ihn nicht sofort nach Gefühlsdingen!
Vielleicht fällt es dir ganz leicht, über deine Gefühle
und die Liebe zu sprechen, aber für ihn ist das wie
Shoppen: Das macht er nur alle paar Monate mal
und sorgt dann auch gleich dafür, dass es für das
nächste halbe Jahr reicht.
Nicht klagen!
Auch wenn er irrsinnig lieb ist, zum Rumjammern
bist du bei ihm an der falschen Adresse. Wenn du
dich nur eine Runde ausheulen möchtest, gehst du
besser zu deinen Freundinnen. Sobald das Jungenhirn
nämlich das Signal ›Problem‹ auffängt, macht
es sich auf die Suche nach Lösungen. Gut gemeint,
aber er versteht einfach nicht, dass fünf Minuten
schön rumjammern viel mehr hilft, als sofort eine
Lösung
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