Rebella - Verliebt oder was?
ich was dagegen
machen kann, hat sie mich schon auf beide Wangen geküsst.
»Du siehst gut aus, Brüderchen. Wo warst du? Bei Tim und
Jasper?«
Ich schüttele den Kopf, erzähle aber nicht, wo ich gewesen
bin. Das geht Nadja nichts an. Womöglich dreht sie sofort
durch und will alles Mögliche über Marie wissen. Und da rauf
habe ich keine Lust. Was zwischen Marie und mir ist, möchte
ich noch eine Weile für mich behalten.
»Oh. Na ja. Fragst du mich nicht, warum ich hier bin?«
»Warum bist du hier?«
»Was sind wir heute wieder schlagfertig! Also gut, ich bin
hier, weil ich endlich alle Klausuren geschrieben habe und
ein paar Tage Ferien brauche. Lieb, dass du danach fragst.«
»Keine Ursache«, sage ich grinsend.
»Sonst alles in Ordnung? Was macht die Schule? Mama
sagte, du wärst versetzt worden? Und die Liebe? He, du rätst
nie, von wem ich diese Woche eine SMS gekriegt habe.«
Ich bin so an Nadjas Geschnatter gewöhnt, dass ich nicht
mal versuche, irgendwas zu erwidern.
»Von Julia!«, sagt sie, ohne meine Antwort abzuwarten.
Ich sehe erstaunt auf. »Julia?«
»Ja. Weißt du noch, dass ich letztens zufällig an sie denken
musste? Verrückt, oder? Dass sie dann plötzlich simst.«
»Was hatte sie denn?«
Ich versuche, möglichst gleichgültig zu klingen. Julia? Was
wollte die denn von Nadja? Okay, sie mochten sich immer
schon, aber dicke Freundinnen waren sie nun auch nicht
gerade …
»Oh, einfach so. Wie es mir geht. Und dass ich mich melden
soll, wenn ich bald mal wieder hier bin.«
»Oh.«
»Siehst du sie noch ab und zu?«
Ich schüttele den Kopf. »Letztes Wochenende zufällig, aber
sonst nicht.« Ich erzähle nichts von der SMS, die ich gestern
von ihr bekommen habe.
»Mit dir ist was«, sagt Nadja plötzlich. »Du siehst anders
aus als das letzte Mal, das ich dich gesehen habe. Besser, keine
Frage, aber anders.«
Ich schaue an meinen Sachen herab. Ich glaube nicht, dass
sich was verändert hat.
»Na ja, vielleicht ist es einfach die Sonne. Bestimmt hast
du dich zu lange rösten lassen.« Nadja schlägt ihre Zeitschrift
wieder auf. »Es ist, als würdest du glühen.«
Im Badezimmer spritze ich mir möglichst viel kaltes Wasser
ins Gesicht. Nadja hat recht. Mein Kopf glüht und meine
Augen glänzen auch viel mehr als sonst.
Mein Kopf fühlt sich an, als würde er jeden Moment
zerspringen. Ich habe schon zwei Aspirin genommen, aber
die helfen nicht.
Wie nervig. Normalerweise habe ich nie Kopfweh. Vom
Alkohol kann’s auf jeden Fall nicht kommen, denn ich habe
gestern Abend keinen Tropfen getrunken.
Und heute Abend spare ich mir das auch lieber. Ich gehe
einfach mal früh schlafen, vielleicht hilft das ja.
Gerade habe ich noch mit Marie telefoniert und gesagt,
dass ich auch nicht in die Stadt gehen werde.
»Meinetwegen brauchst du das nicht zu tun«, sagte sie. »Nur weil ich Ausgehverbot habe, brauchst du ja nicht auch zu Hause zu hocken.« Marie ist so relaxt. Es gibt genug Mädchen,
die einem deswegen sofort Stress machen würden, da
bin ich mir sicher.
Ich lege mich auf den Rücken ins Bett und ziehe mir das
Kissen über den Kopf. Innerhalb von ein paar Minuten bin
ich weg.
Ich habe das Gefühl, die ganze Nacht geschlafen zu haben,
aber als ich auf mein Handy schaue, sehe ich, dass es erst halb
zehn ist.
Es dauert eine Weile, bis ich feststelle, dass meine Kopfschmerzen
weg sind. Verrückt ist das, man merkt sofort, wenn
man Kopfweh hat, aber nicht, wenn es weg ist.
Eine neue SMS ist gekommen.
Hey, Mann! Kommst du noch mit auf ein Bier? Wir sind
gegen neun Uhr im Tylers. Soll ich dich abholen oder sehen wir
uns da?
Ist es echt erst halb zehn? Tim und die anderen sind bestimmt
noch da. Und morgen ist auch kein Fußball.
Ich schlage die Laken zurück und steige aus dem Bett. Ach,
warum eigentlich nicht?
Die Musik in der Kneipe ist so laut, dass ich schreien muss,
als ich eine Runde Bier bestelle.
Meine Mutter fand es überhaupt nicht gut, dass ich noch
weggehen wollte. »Eben hattest du noch Kopfschmerzen«,
sagte sie in so einem Ton, als hätte ich sie angelogen. »Und
das Mädchen, diese Marie? Der hast du doch auch erzählt, du
würdest zu Hause bleiben.«
Ich spürte, wie ich rot wurde. Hatte meine Mutter etwa das
ganze Gespräch zwischen Marie und mir belauscht?
»Nur keine Panik«, sagte meine Mutter sofort. »Das war
alles, was ich zufällig mitbekommen habe.«
Na klar. Wer’s glaubt …
»Ich kann ja wohl selbst entscheiden, ob ich noch in die
Stadt gehe«,
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