Rebella - Verliebt oder was?
es für eine Weile still.
»Äh, nein.«
»Oh«, sage ich. »Mein Vater meinte, ein Jos vom Fußball
hätte mich angerufen, und da dachte ich, vielleicht hat er es
falsch verstanden und meint Josse.«
Wieder ist es kurz still und dann höre ich Josse lachen.
»Bos. Bestimmt meint er Bos.«
Am liebsten würde ich sofort auflegen. Wie selten dämlich
von mir! Natürlich meint mein Vater Bos. Marco Bos, unseren
Trainer.
»Macht doch nichts«, sagt Josse. »Der Mann ist ja auch
kaum zu verstehen!«
Ich lache kurz auf. »Ja, und mein Vater ist ziemlich taub,
das ist keine gute Kombi.«
»Macht nichts«, sagt Josse noch einmal. »Also, bis morgen
dann!«
Mist! Hoffentlich denkt Josse jetzt nicht, ich hätte ihn mit
irgendeiner blöden Ausrede angerufen, um mich wegen seiner
Schwester mit ihm anzufreunden.
Ich nehme meine Tasche und gehe nach oben.
Wenn Marie von Josse hört, dass ich ihn angerufen habe,
was wird sie dann denken?
In meinem Zimmer öffne ich die Inbox von meinem Handy und suche Maries SMS. Als ich sie lese, zuckt es kurz
in meinem Bauch.
Ich hab zwar gerade beschlossen, dass ich sie wiedersehen
möchte, aber das heißt nicht, dass ich mich traue, sie gleich
heute anzurufen. Tja, jetzt muss ich ja wohl. Sie soll nicht
glauben, ich hätte Josse wegen ihr angerufen.
Ohne weiter nachzudenken, drücke ich auf ›wählen‹.
Nicht aufschieben, das ist das Beste. Es klingelt ein paarmal,
schließlich geht ihre Mailbox dran. Ihre Stimme klingt viel
fester, viel sicherer als sonst.
»Hier ist die Mailbox von Marie. Nach dem Piep kannst du
eine Nachricht hinterlassen, dann rufe ich dich so schnell wie
möglich zurück. Oder nicht. Hängt von meinem Guthaben
ab. Tschüüss.«
Ich drücke das Gespräch weg und lasse mich rücklings
aufs Bett fallen.
Dann eben nicht.
Ich habe gerade bei einem Online-Game mit meiner Fußballmannschaft
einen Gleichstand erzielt, als mein Handy
klingelt. Ich lehne mich zurück und krame es aus meiner
Hosentasche. Auf dem Display erscheint eine Mobilnummer.
Ich glaube, sie ist von Marie.
»Hier ist Raoul.«
Es bleibt kurz still.
»Hier ist Marie«, höre ich sie sagen. »Hey, ich äh … stand
gerade unter der Dusche. Na ja, nicht die ganze Zeit, so lange habe ich nicht geduscht, dass ich dich nicht eher hätte
zurückrufen können, aber ich hatte also nicht mitgekriegt,
dass du angerufen hast.«
Ich muss mir das Lachen verkneifen. Sie ist manchmal
ganz schön durch den Wind.
»Kein Problem«, sage ich. Das Handy zwischen Kopf und
Schulter geklemmt, melde ich mich am Computer ab. »Alles
in Ordnung bei dir?«
»Hmm.«
Ich weiß nie so recht, ob sie damit nun ›Ja‹ oder ›Nein‹
meint.
»Ja?«, frage ich.
»Ja. Und bei dir?«
»Auch alles gut, klar. Ich hatte gerade noch deinen Bruder
am Telefon. Mein Vater sagte, ein Jos hätte mich angerufen,
also dachte ich, er meinte Josse, aber jetzt hat sich herausgestellt,
dass es Bos war. Mein Trainer. Vom Fußball.«
Na toll. Ich klinge schon genauso wirr wie sie.
»Ja«, höre ich Marie sagen. »Josse hat mir schon davon
erzählt.«
»Oh«, mache ich.
Ich weiß eigentlich gar nicht, was ich noch reden soll. Kann
ich einfach sagen, dass ich sie gern sehen würde? Oder ist das
zu verzweifelt?
»Ich habe übrigens Ausgehverbot«, sagt sie dann. »Weil ich
gestern so spät zu Hause war.«
»Im Ernst? In den Ferien? Wie lange?«
»Eine Woche.«
»Eine Woche!« Ich bekomme selbst einen Schrecken von
meiner heftigen Reaktion.
»Ja. Mies, was?«
»Dann darfst du Freitagabend also auch nicht weggehen?«,
frage ich.
»Ich habe schon versucht, meine Mutter mit dem Argument
zu überzeugen, dass das Tylers wie mein zweites Zuhause
ist, aber sie ist nicht drauf reingefallen«, sagt Marie am
anderen Ende der Leitung.
Ich lache. Genauso einen Spruch hätte ich auch bringen
können.
Und dann ist mir plötzlich alles egal.
»Sollen wir uns einfach für Donnerstagnachmittag verabreden?
«
Okay, jetzt ist es raus. Ich hab sie gefragt. Hab sie einfach
gefragt.
Aber warum sagt sie nichts?
»Donnerstag?«, wiederholt Marie.
Bitte. Lass sie jetzt nicht sagen, sie hätte schon was anderes
vor.
»Donnerstag kann ich«, antwortet sie.
Erleichtert atme ich auf. Jetzt schon einen Korb zu bekommen,
obwohl ich selbst nicht mal sicher weiß, ob ich verliebt
bin oder nicht, das wäre echt zu hart.
»Prima, dann simse ich dir morgen einfach noch mal, in
Ordnung?«
Erst als ich mein Handy wieder in die Hosentasche stecke,
sehe
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