Rebella - Verliebt oder was?
heraus. Als ich sie gefunden
habe, halte ich Benjamin das Display hin. »Hier.«
Mit zusammengekniffenen Augen fängt Benjamin an zu
lesen.
»›Ich glaube, ich bin noch in dich verliebt‹? Hat sie das
echt geschickt? An dich?«
Benjamin schaut mich an, als wäre ich ein ekliges Insekt.
Hallo? So seltsam ist das doch nicht?
Ich klappe mein Handy zu und stecke es zurück in die
Tasche.
»Julia ist überhaupt nicht in mich verliebt«, sage ich. »Sie
hat mir die SMS aus Versehen geschickt, das ist alles.«
»Wie kommst du darauf?«
Ich sehe Benjamin verwundert an. Was meint er denn damit
schon wieder?
»Ja, hör mal, ich verstehe auch nicht, weshalb Julia sich in
dich verlieben sollte, aber wer sagt, dass die Nachricht für
jemand anders bestimmt ist?«
»Kommt mir logisch vor. Warum sollte Julia in mich verliebt
sein? Das mit uns ist mindestens zwei Jahre her.«
»Na und?«
»Also ist sie bestimmt nicht mehr in mich verliebt«, sage
ich.
Und es auch nie gewesen, füge ich in Gedanken hinzu.
Wenn sie wirklich in mich verliebt gewesen wäre, hätte sie
sich mehr Mühe gegeben. Und dasselbe gilt für mich. Irgendwann
hatten wir nur noch Streit. Und haben uns nie mal ausgesprochen.
Dann ist man nicht wirklich verliebt, glaube ich.
Wenn man wirklich verliebt ist, möchte man Streit immer
schlichten, auch wenn man sich tagelang damit auseinandersetzen
muss.
Benjamin zuckt mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Kann
doch sein? Du hast sie am Samstag ja nach Hause gebracht.
Vielleicht steht sie plötzlich wieder voll auf dich.«
Mag sein, dass ich wenig von Mädchen verstehe, aber ich
glaube, Benjamin versteht überhaupt nichts. Als ob Julia sich
plötzlich in mich verlieben würde, weil ich sie Samstag nach
Hause gebracht habe. Dazu braucht es echt ein wenig mehr.
»Themawechsel«, sage ich. »Julia ist wirklich nicht in mich
verliebt. Ende.«
Ich stoße mein Schließfach mit einem Knall zu.
»Und jetzt mal kurz im Ernst: keine Witze darüber.«
Benjamin sieht mich grinsend an und hebt beide Hände. »Wenn Marie dabei ist, meinst du? Ich werde mich hüten!«
Fast wäre mir ein Stück Eis aus dem Mund gefallen, so
doll muss ich lachen.
»Hat sie das echt gesagt?«
Marie sieht mich grinsend an und nickt wild mit dem
Kopf. »Echt! Aber sie sagt oft so bescheuerte Sachen, die
Hälfte davon höre ich schon gar nicht mehr.«
Ich wische mir den Mund ab und lache noch ein wenig
weiter.
»Na ja«, sage ich dann. »Du bist nicht die Einzige, die so
eine Mutter hat. Mein Vater redet auch viel Schwachsinn,
wenn der Tag lang ist.«
Marie schüttelt ihr Haar mit einer energischen Bewegung
nach hinten und sieht mich mit einem breiten Lachen an.
»Oh ja? Was denn?«
In meinem Bauch kribbelt es seltsam. Mädchen sollten
die Haare immer offen tragen, ganz besonders, wenn sie so
schöne lange Haare haben wie Marie.
»Ob ich ein wenig Glück in der Liebe habe, fragt er zum
Beispiel. So als würde ich in einem Heimatfilm mitspielen!«
Marie nickt. »Mein Vater kann das auch gut. Dann fragt er
mich, ob ich noch herumgetändelt hätte. Herumtändeln! Ich
weiß nicht mal genau, was das bedeutet.«
Ich zucke mit den Schultern. »Das ist, soweit ich weiß, ein
superaltmodisches Wort für flirten.«
»Aber es klingt schon seltsam, findest du nicht?«
»Trotzdem – besser altmodisch als wenn sie plötzlich einen
auf modern machen. Das hasse ich wirklich richtig, wenn
mein Vater plötzlich Wörter wie ›cool‹ benutzt.«
Marie sieht mich mit großen Augen an.
»Was ist?«, frage ich.
Langsam schüttelt sie den Kopf. »Ich kann es gar nicht
glauben.« Sie schmunzelt. »Ein Junge, der mich versteht.«
Ich spüre, wie in mir ein Lachen aufsteigt, und ich muss
mich beherrschen, sie nicht wieder zu küssen. Ich verstehe
genau, was sie meint.
»Was summst du denn da?«
Ich schaue erstaunt auf. Mir war gar nicht klar, dass ich
summe. Meine Schwester sieht mich lachend an, während sie
vom Gartenstuhl aufsteht. Sie ist knallbraun, aber vielleicht
kommt das auch durch ihre blonden Haare.
»Redest du nicht mehr mit mir?«
»Deine Haare sehen so hell aus«, sage ich. »Hast du sie
gefärbt oder so?«
Nadja blickt mich erstaunt an. »Ja.« Sie fährt sich mit der
Hand durch ihre Haare, als könne sie fühlen, dass sie wirklich gefärbt sind. »Seit wann fallen dir denn solche Sachen
auf?«
Ich hebe die Schultern.
»Also, was ist, bekomme ich jetzt einen Begrüßungskuss
oder nicht?«
Nadja breitet die Arme aus, und ehe
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