Rebella - Verliebt oder was?
einem
schönen Kuss etwa auch immer einen Barhocker um?«
Tim rollt sein Bierglas zwischen den Händen. »Vielleicht
hast
du
ja versucht,
sie
zu küssen.«
Wütend sehe ich Tim an.
»Hey, schon gut!«, wehrt er ab. »Hör zu, ich weiß es auch
nicht. Wenn du sagst, du hast sie nicht geküsst, dann ist das
so. Basta. Fertig. Damit ist die Sache gegessen.« An seinem
Gesicht sehe ich, dass er sich Mühe gibt, mir zu glauben.
»Damit ist die Sache gegessen«, wiederholt er.
Ich trinke mein Bier in einem Zug leer.
Julia kann meine Bemerkung letzten Samstag doch nicht
wirklich ernst genommen haben? Was für eine blöde Ausrede.
Sie hat an dem Abend genauso rumgealbert wie ich.
Und jetzt macht sie plötzlich einen auf eifersüchtig. Wenn sie
Probleme mit Marie hat, soll sie das mit ihr ausmachen und
nicht mich da mit reinziehen.
Und dann durchzuckt mich auf einmal die Erkenntnis: die
SMS. Diese SMS vor zwei Tagen.
Mit einem Knall stelle ich mein leeres Glas auf die Theke.
Wie konnte ich nur so blöd sein? Es geht überhaupt nicht um
Marie. Julia ist in mich verliebt. Sie hat es mir selbst gesagt,
aber ich wollte es nicht glauben.
»Ist was?«, fragt Tim.
»Julia«, sage ich. »Julia hat mir Mittwoch eine SMS geschickt,
in der stand, dass sie in mich verliebt ist. Ich hab’s
nur nicht geglaubt und gedacht, sie hat sie mir aus Versehen
geschickt. Dass die Nachricht eigentlich für jemand anderen
bestimmt war.«
Tim schweigt.
»Aber die SMS war doch für mich.« Ich sage es mehr zu
mir selbst als zu Tim.
»Weiß Marie das schon?«, fragt Tim plötzlich. »Das mit
der SMS?«
»Was hat Marie denn damit zu tun?«, frage ich genervt. »Natürlich weiß sie nichts davon. Ich weiß es ja selbst erst seit
gerade.«
Tim runzelt die Stirn. »Wenn ich dich richtig verstehe,
sind Julia
und
Marie also beide in dich verliebt?«
Ich nicke langsam. Ja, sieht ganz so aus.
»Erzählst du es Marie? Dass Julia dich geküsst hat, meine
ich.«
Ich sehe auf. Muss ich das?
»Ja, schon, oder?«
»Du musst es selbst wissen«, sagt Tim lachend. »Aber sie
glaubt dir niemals, dass du nichts dafürkonntest.«
Tim gibt dem Barkeeper ein Zeichen und bestellt zwei weitere
Bier.
»Ich habe letztens wegen so was noch mächtig Zoff mit
Saskia gehabt«, fährt er fort, während er mir ein neues Bier
reicht. »Ihrer Ansicht nach war da ein Mädchen, das mit mir
geflirtet hat, und ich habe nicht schnell genug weggeschaut.
Ernsthaft, deshalb habe ich Ärger gekriegt. Weil ich nicht
schnell genug weggeschaut habe.«
Ob Marie auch so ist?, frage ich mich. Heute Abend am
Telefon war sie superrelaxt, aber wer weiß? So gut kenne ich
sie noch nicht.
»Also besser nicht erzählen?«, frage ich.
Tim hebt sein Glas und stößt mit mir an.
»Besser nicht.«
Ich habe noch immer keine Nachricht von Marie bekommen.
Heute Nacht habe ich ihr schon drei SMS geschickt und
gerade eben auch noch eine, aber ich kriege keine Antwort.
Vielleicht hat sie ihr Handy nicht dabei oder ihr Akku ist
leer. Normalerweise simst sie immer sofort zurück.
Ich muss mich beherrschen, nicht ständig mein Handy zu
checken. Irgendwas stimmt da nicht.
Was soll der Mist? Gerade habe ich versucht, sie anzurufen,
aber schon nach dem zweiten Klingeln sprang ihre Mailbox
an. Sie drückt mich einfach weg!
Hat sie von irgendwem gehört, dass ich doch in die Stadt
gegangen bin? Ist sie sauer auf mich? Aber das kann sie mir
doch sagen!
Frustriert starte ich meine Xbox. Dann eben nicht.
Ich weiß nicht mal mehr, beim wievielten Fußballspiel ich
bin, als mein Handy klingelt.
Marie, durchzuckt es mich. Sie hatte ihr Handy ausgeschaltet
und sieht jetzt erst, dass ich ihr schon so viele SMS
geschickt habe.
Schnell krame ich mein Handy aus der Tasche.
Es ist Jasper.
Mit einem knappen ›Ja‹ melde ich mich.
»Hey! Alles okay?«, fragt Jasper. Er ist ohne Frage wesentlich
besser gelaunt als ich. »Hast du Lust, gleich noch kurz
mit in die Stadt zu gehen?«
Gleich? Wie spät ist es denn? Habe ich wirklich so lange
gegamed?
»Nein«, sage ich. »Ich bleibe heute Abend zu Hause.«
Ich habe echt keinen Bock aufs Tylers. Bestimmt treffe ich
Julia dann wieder und das ganze Elend geht von vorne los.
»Echt nicht? Auch nicht auf ein einziges Bier?«
»Ein andermal, okay?«
Jasper scheint an meiner Stimme zu hören, dass ich wirklich
nicht will, denn er versucht nicht, mich zu überreden.
»Was war eigentlich gestern Abend los? Du warst plötzlich
weg. Benjamin meinte, Julia
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