Rebella - Verliebt oder was?
ich, dass meine Hand auf der metallenen Schale einen
schwitzigen Abdruck hinterlassen hat.
Und so warm ist es in meinem Zimmer nicht.
»Hast du Blei in den Beinen, Raoul? Wirklich, Junge! So
beschissen habe ich dich noch nie Fußball spielen sehen!«
Genervt gieße ich mir eine Flasche Wasser über den Kopf.
Ja, trampel ruhig noch ein wenig extra auf mir herum. Ich
verstehe es selbst auch nicht, aber es geht heute einfach nicht.
»Es ist auch viel zu heiß für Fußball«, verteidige ich mich.
»Bullshit, Junge! Allen ist warm, aber keiner spielt so träge
wie du!«
Mein Trainer sieht mich wütend an. Er hat leicht reden,
denke ich. Er steht ja nicht bei dreißig Grad auf dem Fußballfeld.
»Er hat kein Blei in den Beinen«, sagt Tim, der an uns vorbeigeht
und in meine Richtung nickt. »Er hat Marie im Kopf!«
Schnell sehe ich mich um, ob Josse in der Nähe ist, aber der
ist zum Glück schon mit ein paar anderen Jungen auf dem
Weg zu den Umkleiden.
»Halt’s Maul, Mann!«, zische ich Tim zu.
Tim kommt zu mir und klopft mir freundschaftlich auf
die Schulter. »Jetzt gib’s endlich zu«, sagt er. »Du hast doch wirklich grausam schlecht gespielt. Ich wette, du hast dich
gerade öfter austricksen lassen als Saskia am Tag Lachkrämpfe
bekommt!«
Wie witzig! Ich grinse sparsam. Was macht es eigentlich,
dass ich heute nicht mit den Gedanken dabei war? Schließlich
kann ich nicht immer gut spielen. Ich wische mir den
Schweiß von der Stirn und gehe zu den Umkleiden. Dort
hole ich meine Fußballtasche aus dem Schließfach und checke
mein Handy. Eine neue SMS.
Ich runzele die Stirn, als ich sehe, von wem sie ist. Was will
die denn auf einmal?
Hey. Ich weiß nicht so gut, wie ich das sagen soll, also sage ich
es einfach mal. Ich glaube, ich bin noch in dich verliebt. Ich verstehe
es selbst auch nicht so richtig. Können wir uns bald sehen?
Dann können wir besser reden. XxXJulia
Julia?
Ich lese die Nachricht zwei Mal, um mich davon zu überzeugen,
dass sie wirklich von ihr ist. Ich verstehe das nicht.
Julia?
Endlich dämmert es mir und ich muss lachen. Ist das etwa
wieder so eine SMS, die nicht für mich bestimmt ist? Julia
muss aber ziemlich verknallt sein, dass ihr das passiert, sie ist
ein echter Kontrollfreak.
»Was gibt’s zu lachen?«, fragt Benjamin, der plötzlich neben
mir auftaucht.
Ich klappe sofort mein Handy zu. »Och, nichts«, sage ich.
»Gar nichts.«
Benjamin sieht mich skeptisch an.
»Warum hast du dann gelacht? Hat Marie was geschickt?
Ich wusste gar nicht, dass die so witzig ist.«
»Es war nicht Marie.« Ich suche in der Tasche nach meinem
Handtuch. Was glaubt er eigentlich, wer er ist? Er soll
mich in Ruhe lassen. Warum muss er sich immer in alles einmischen?
»Nicht Marie?« Benjamin lässt nicht locker. »Von wem
denn dann? War es Julia? Leute, hört ihr das? Raoul hier simst
wie wild mit Julia, dabei hat er sich morgen mit Marie verabredet.
«
Ich fasse Benjamin am Oberarm. »Jetzt halt doch mal die
Klappe!«
Benjamin reißt sich sofort los und sieht mich wütend an.
»Sei mal nicht so empfindlich! Was hast du denn bloß in letzter
Zeit? Kaum sagt jemand was über Marie oder Julia, gehst
du ab wie eine Rakete!«
Mit übertrieben schmerzhaft verzogenem Gesicht reibt er
sich den Arm. »Tim meinte auch schon, du wärst gestern so
komisch zu Wendy und Saskia gewesen. Ist es das vielleicht?
Bist du verknallt in eine von den beiden?«
Ich sehe Benjamin an. Meint er das etwa ernst? Was hat
Saskia gestern noch mal gesagt? ›Lieber würde ich mich ertränken‹!
»Die beiden haben mächtig viel Scheiße gelabert«, sage ich.
Benjamin schaut mich an. An seinem Blick sehe ich, dass
er mir kein Wort glaubt. Dann eben nicht, denke ich.
»Es ist Julia, oder?«, sagt er auf einmal. »Die SMS von
gerade eben, die war von Julia, richtig?«
Und dann mache ich einen Fehler. Statt sofort zu leugnen,
sehe ich Benjamin erstaunt an. Als mir endlich klar wird, dass
hier der simpelste Bluff der Welt abgeht, ist es schon zu spät.
»Ha! Na also!«, sagt Benjamin lachend. »Von Julia! Wusste
ich doch, dass ich recht hatte. Und, was hat sie denn so Witziges
geschickt?«
Ich könnte mir selbst eine knallen. Jetzt kann ich genauso
gut gleich erzählen, was in der SMS stand, bevor Benjamin
sich noch irgendeinen Schwachsinn zusammenreimt.
»Gut«, gebe ich nach. »Aber du hältst den Mund, okay?«
Benjamin spuckt durch die Finger auf den Boden. »Ich
schwöre es.«
Ich suche Julias Nachricht
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