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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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und ihm den Weg abschneiden. Er bremste hart ab, riss sein Fahrrad herum und jagte durch die Gasse zurück. Aus dem Hinterausgang eines chinesischen Restaurants trat ein Mann mit einer fleckigen weißen Schürze, der sich nur mit einem Sprung an die Wand davor retten konnte, umgefahren zu werden. Er schickte ihm ein paar Flüche in seiner Muttersprache hinterher, die Willis zum Glück nicht verstand.
    Wieder auf der Straße, strampelte er bergauf in die Richtung, aus der er vorhin gekommen war. Die Passanten auf den Bürgersteigen flogen rechts und links als flüchtige Schatten an Willis vorbei. Nach etwa hundert Metern bog er in eine kleine Seitenstraße ab, von der er wusste, dass sie auf eine weitere Hauptstraße führte. Auf diesem Weg würde er sein Ziel noch rechtzeitig erreichen.
    An der nächsten Kreuzung ging es wieder nach links. Die Steigung war hier nicht ganz so steil. Willis wollte es gerade etwas ruhiger angehen lassen, als aus einer Straßeneinmündung knapp vor ihm die schwarze Limousine auftauchte.
    Es war ihm ein Rätsel, wie sie es geschafft hatten, ihm auf den Fersen zu bleiben. Erneut riss er sein Rad herum. Die Situation glich der von vorhin bis aufs Haar – nur waren die Killer jetzt deutlich dichter an ihm dran als noch vor wenigen Minuten.
    Willis raste die Straße zum Fluss hinunter und überlegte fieberhaft, wie er seine Verfolger diesmal abhängen sollte. Am Ufer würde er in der Falle stecken. Da fiel ihm die Mitternachtsgasse ein. Sie wurde so genannt, weil sich in ihr eine Kneipe an die andere reihte und der Betrieb hier erst nach Mitternacht so richtig auf  Touren kam.
    Die Gasse lag etwa zwanzig Meter vor ihm. Er legte sich in die Kurve und bereitete sich auf den ersten Schlag vor, denn die Fahrbahn bestand aus Kopfsteinpflaster. Sein Rad sprang protestierend von Stein zu Stein, aber Willis ignorierte das Ächzen des Gestells. Er ratterte die Gasse entlang und hoffte nur, sich auf den Rädern halten zu können. Die schwarze Limousine war knapp hinter ihm eingebogen, musste ihr Tempo allerdings deutlich verlangsamen, weil rechts und links in der Gasse Blumenkübel standen, um die Fahrer am Rasen zu hindern.
    Willis konnte dadurch ein wenig wertvollen Vorsprung gewinnen. Er versuchte sich zu erinnern, was vor ihm lag. Gleich musste eine weitere schmale Gasse kommen, die direkt zum Fluss hinunterführte. Er glaubte sich zu entsinnen, dass an deren Ende keine Straße lag, sondern nur ein enger Gehweg, der lediglich durch ein wackliges Geländer abgesichert war. Schon häufiger hatte es hier abends mit Betrunkenen Unfälle gegeben, und die Stadtverwaltung versprach jedes Jahr, das Gitter höher zu ziehen, doch bislang war nichts dergleichen geschehen.
    Willis legte noch einmal an Tempo zu, als er um die Kurve bog. Dummerweise war die Gasse immer noch breit genug für die Limousine. Der Fahrer gab jetzt, da er sein Opfer so dicht vor sich sah, wieder Gas.
    Willis hatte das Gefühl, der Wagen würde ihn bereits am Hinterrad berühren, als er das Ende der Gasse erreichte. Er richtete sich auf, zog beide Bremsen durch und lehnte sich nach rechts. Das Rad machte einen Satz und er wäre fast vom Sattel geflogen. In letzter Sekunde gelang es ihm, das Vorderrad herumzureißen und auf dem Gehweg zum Stehen zu kommen.
    Seine Verfolger bekamen das Manöver nicht hin.
    Der Fahrer stieg zwar in die Eisen, aber der Bremsweg des Fahrzeugs war zu lang. Der Wagen schoss geradeaus auf das Geländer zu, riss es aus der Verankerung und stoppte ächzend. Seine Vorderräder schwebten in der Luft über dem Wasser.
    Für eine Sekunde sah es so aus, als würde das Auto in dieser Position hängen bleiben. Dann neigte es sich Zentimeter um Zentimeter nach vorn und rutschte schließlich ganz über die Kante hinweg. Mit einem lauten Platschen tauchte die Limousine in den Fluss und war bereits kurz darauf völlig versunken.
    Willis wartete nicht ab, ob sich die beiden Insassen aus dem Fahrzeug befreien konnten. Er raste den Gehweg entlang bis zur nächsten Einmündung, bog in eine kleine Straße ein und radelte keuchend die Steigung empor bis zur Hauptstraße.
    Noch genau acht Minuten, bis er am Gerichtsgebäude sein musste, um seine Sendung abzuliefern! Sein Mobiltelefon klingelte, aber er ignorierte es. Das war sicher die Zentrale, die wissen wollte, wo er sich herumtrieb. Sie konnten über das ins Rad eingebaute GPS zwar seine Position orten – warum er sich in einer Gegend befand, die nicht auf seinem Weg lag,

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