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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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sich neben das Mädchen auf die Sitzbank, und Karelia klemmte sich wieder hinters Steuer. Zwei Minuten darauf erreichten sie das Gerichtsgebäude.
    Es war ein mächtiges Bauwerk, umgeben von Kolonnaden, unter denen Anwälte mit ihren Mandanten entlanggingen und sich besprachen. Davor war in die Mitte einer Rasenanlage eine Schneise für Parkplätze geschlagen worden. Alle Parkbuchten waren belegt. Karelia warf einen Blick in den Rückspiegel und wendete dann auf die andere Seite. Sie setzte den Pick-up halb auf den Bürgersteig und schaltete den Motor aus.
    »Das gibt garantiert einen Strafzettel«, kommentierte Willis.
    »Egal. Mein Termin fängt in drei Minuten an.« Karelia fischte eine dicke Aktentasche hinter ihrer Rückenlehne hervor und öffnete die Tür. »Ihr wartet hier am besten auf mich. So wird den Wagen wenigstens niemand abschleppen.«
    »Ich muss auch mit raus.« Willis stieß die Beifahrertür auf. »Ich muss meine Sendung abliefern.«
    Karelia zögerte kurz. »Für wen ist deine Sendung denn?«
    »Karelia Simms«, erwiderte Willis.
    »Ich bin Karelia Simms!«
    Einen Moment lang starrten die beiden sich wortlos an. Dann zog Willis den Briefumschlag aus der Tasche und streckte ihn Karelia über den Sitz hin.
    »In dem Fall … Hoffentlich hilft es Ihnen. Denn jemand war verdammt daran interessiert, dass Sie diesen Umschlag nicht in die Hände bekommen«, sagte er.
    Karelia musterte ihn. »Wenn hier das drin ist, was ich denke, haben wir den Prozess so gut wie gewonnen. Den Rest erzählst du mir gleich.«
    Sie lief über die Straße zum Gerichtsgebäude. Willis kletterte aus der geöffneten Beifahrertür. Er hatte zum ersten Mal seit dem Unfall Gelegenheit, das Mädchen näher zu betrachten.
    Sie hatte dunkelbraunes, lockiges Haar, das ihr lang über die Schultern fiel. Ihre verschlissene Jeansjacke war an einem Arm gerissen. Ihre Jeans wies zwei Löcher in Kniehöhe auf und selbst ihre Turnschuhe waren eingerissen. Mit vornübergebeugtem Kopf hockte sie auf der Sitzbank und regte sich nicht.
    »Willst du nicht aussteigen?«, fragte Willis. »Frische Luft tut dir sicher gut.«
    Zögernd hob das Mädchen den Kopf und blickte ihn an. Sie hatte tiefbraune, traurige Augen. Über ihrer rechten Augenbraue prangte eine frische Schürfwunde. Einen Moment geschah nichts. Willis war sich nicht mal sicher, ob sie ihn überhaupt wahrnahm oder einfach nur durch ihn hindurch ins Leere starrte. Ob das noch eine Folge des Unfalls war? Schließlich kletterte sie aus dem Auto. Sie hielt sich an der Tür fest, so als traue sie ihren Beinen nicht. Willis stand bereit, sie aufzufangen, falls sie einknickte, aber das erwies sich als unnötig.
    »Es scheint wirklich alles in Ordnung zu sein«, murmelte sie mehr zu sich als zu ihrem Gegenüber.
    »Wir haben beide unverschämtes Glück gehabt«, sagte Willis. »Ich bin übrigens Willis. Und wie heißt du?«
    »Valerie«, antwortete sie. Sie machte ein paar kleine Schritte, um ihre Standfestigkeit zu testen. Erst dann ließ sie die Autotür los.
    Sie ging um die Tür herum und beugte sich vor, um sich im Außenspiegel zu betrachten. »Ich sehe ja furchtbar aus«, sagte sie und strich sich mit den Händen über die Haare.
    »Dafür, dass du gerade einen Unfall hattest, siehst du ziemlich gut aus, finde ich«, bemerkte Willis.
    »Danke.« Valerie lächelte ihm matt zu, bevor sie ihre Selbstinspektion fortsetzte. Sie zupfte ein wenig an den Löchern in ihrer Kleidung herum und gab dann auf.
    Willis blickte an sich herab. Er sah nicht viel besser aus. Seine Hose war an den Knien eingerissen und seine Hände waren aufgeschürft. Aber das war nicht das Schlimmste. Sein Problem war das Rad, das total verbogen auf der Ladefläche lag. Er würde es ersetzen müssen, und das überstieg seine finanziellen Möglichkeiten um ein Vielfaches.
    Sein Mobiltelefon klingelte erneut. Er kramte es aus der Hosentasche hervor, um zu sehen, wer es war. Natürlich die Zentrale. Sie wollten sicher wissen, ob er die Sendung abgeliefert hatte. Seufzend drückte er die Annehmen-Taste.
    Fünf Minuten später hatte er einen Wutausbruch seines Chefs über sich ergehen lassen müssen und die Ankündigung erhalten, dass ihm die Kosten für das Rad von seinem Lohn abgezogen würden. Das bedeutete drei Monate unentgeltliches Arbeiten. Willis fragte sich, wie er in dieser Zeit überleben sollte.
    »Ärger?« Valerie blickte ihn fragend an.
    Willis machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nicht so schlimm. Es geht

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