Rebellen der Ewigkeit
um mein Fahrrad.«
»Es ist kaputt, weil ich nicht aufgepasst habe.«
»Das kann doch jedem mal passieren. Ich bin zu schnell gefahren und habe nicht mehr rechtzeitig stoppen können. Also bin ich selbst schuld.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Ohne meine Unachtsamkeit hätte die Frau nicht bremsen müssen und du wärst nicht gegen den Wagen geprallt.« Sie nestelte an ihrer Umhängetasche herum und zog einen Umschlag hervor. »Ich bezahle dir dein Rad.«
»Das kommt nicht infrage!« Willis hob die Hände.
»Aber ich bestehe darauf. Wir müssen nur eine Bank finden, damit ich meinen Scheck einlösen kann.«
»Ich will das nicht.« Willis schob ihre Hand mit dem Umschlag sanft zurück. Dabei bemerkte er das Signet auf dem Kuvert. Er blickte sie erstaunt an.
»Du hast Zeit verkauft?«
Valerie senkte den Kopf und schwieg.
»Hey, das ist doch nichts Schlimmes.« Willis war ihre Betroffenheit unangenehm. »Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht.«
Sie sah auf. »Wirklich?«
»Wirklich. Und jetzt, mit dem kaputten Rad ... Vielleicht sollte ich es tatsächlich tun. Die zahlen doch ganz gut, oder?«
Valerie nickte.
Willis wollte gerade fragen, aus welchem Grund sie einen Teil ihrer Lebenszeit verkauft hatte, als er in der Ferne eine ihm bekannte Gestalt zu entdecken glaubte. Der Mann, der bestimmt noch hundert Meter entfernt war, sah aus wie einer der beiden Killer, denen er nur mit Mühe entkommen war. Aber wie konnte das sein? Er hatte doch selbst gesehen, wie der Wagen seiner Verfolger in den Fluss gestürzt war. Vielleicht täuschte er sich auch, und der Mann, der jetzt auf sie zukam, besaß nur eine zufällige Ähnlichkeit mit dem Mörder.
Willis hatte nicht vor, es darauf ankommen zu lassen. Er fasste Valerie sanft am Arm und schob sie in Richtung der Fahrerkabine des Pick-ups. Sie blickte ihn fragend an.
»Wir sollten einmal um den Block fahren. Da hinten rückt eine Politesse an.« Das Adrenalin schoss durch seinen Körper, und er hatte Mühe, seine Stimme normal klingen zu lassen.
Sie warf einen suchenden Blick über seine Schulter. »Wo? Ich sehe nichts.«
»Sie wird gerade durch ein Auto verdeckt.« Willis lief um das Führerhaus herum und öffnete die Fahrertür. Er atmete erleichtert auf: Karelia hatte den Schlüssel stecken lassen. Er hievte sich in den Sitz und zog die Tür zu. Valerie hielt immer noch nach der vorgeblichen Politesse Ausschau.
Willis trat das Kupplungspedal durch und drehte den Anlasser. Der Motor sprang sofort an. »Los!«, rief er Valerie zu. Sie zögerte kurz, kletterte dann aber doch auf den Beifahrersitz. Willis betätigte den Blinker, warf einen Blick in den Rückspiegel und fädelte sich in den Verkehr ein.
»Hast du überhaupt einen Führerschein?«, fragte Valerie skeptisch, während sie sich den Gurt über die Schulter zog.
»Noch nicht«, grinste Willis. Er schaltete einen Gang hoch und beschleunigte. Valerie drückte sich in den Sitz.
»Was heißt das: noch nicht?«
»Es heißt, dass ich noch kein Geld für die Fahrschule hatte.« Willis stoppte vor einer Ampel und legte ebenfalls seinen Sicherheitsgurt an. Er warf einen schnellen Blick zu seiner Begleiterin hinüber. »Aber du musst keine Angst haben, ich bin schon oft genug gefahren.«
Die Ampel sprang auf Grün und Willis bog nach rechts ab. »Wir werden ein paar Mal um den Block fahren, bis die Gefahr vorbei ist«, sagte er.
»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, murmelte Valerie und umklammerte die Armlehne an der Tür.
Willis tat so, als habe er die Bemerkung nicht gehört. Er konzentrierte sich auf den Verkehr. Auch wenn er in den letzten beiden Jahren schon häufiger am Steuer gesessen hatte, so war das doch nur auf leeren Parkplätzen gewesen. Dies war sein erstes Mal im Straßenverkehr. Erneut bog er nach rechts ab. Sein Herz raste immer noch, jetzt aber nicht mehr vor Angst, sondern vor aufgeregter Freude. Fast hatte er vergessen, warum er überhaupt losgefahren war. Erst als sie wieder in die Straße vor dem Gericht einbogen, erinnerte er sich an den Mann, den er zu sehen geglaubt hatte. Er suchte den Bürgersteig nach ihm ab, konnte ihn aber nicht entdecken. Vielleicht hatte er sich doch getäuscht?
»Ich habe keine Politesse gesehen«, bemerkte Valerie. Sie hatte die Armlehne inzwischen losgelassen, beobachtete Willis aber immer noch misstrauisch.
Dafür tauchte ein Polizeiwagen hinter ihnen auf. Willis atmete tief durch und straffte die Schultern. Jetzt bloß keinen
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