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Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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wussten sie natürlich nicht.
    Willis überquerte die Kuppe des lang gezogenen Hügels, der diesen Teil der Stadt durchschnitt. Das Gerichtsgebäude lag genau an seinem Fuß. Er würde seine Sendung doch noch pünktlich abliefern können.
    Vor ihm befand sich nur ein Fahrzeug. Es war ein alter roter Pick-up, der nicht viel schneller fuhr als er. Durch die abschüssige Fahrbahn hatte das Rad ein ebenso hohes Tempo wie das Auto. Willis sah die Kreuzung näher kommen.
    Mit einem Mal machte der Pick-up eine Vollbremsung.
    Auch Willis bremste mit voller Kraft, allerdings einen Sekundenbruchteil zu spät.
    Unaufhaltsam näherte er sich der Heckklappe des Pick-ups. Willis wusste, dass er der Katastrophe nicht entgehen konnte.
    Sein Rad prallte gegen das Heck des Fahrzeugs. Die Aufprallgeschwindigkeit war so hoch, dass er sich nicht mehr im Sattel halten konnte und über den Lenker hinweg auf die Ladefläche des Pick-ups und weiter auf die Fahrerkabine zuflog. Schützend riss er die Arme vors Gesicht.
    Das Letzte, was er sah, war der Hinterkopf der Frau, die am Steuer des Wagens saß.

4.
    Karelia zog die Handbremse an und sprang aus dem Wagen. In fünf Minuten musste sie bei Gericht sein – und jetzt das! Sie lief um den Kühler herum. Vor ihr lag die junge Frau auf der Straße und versuchte gerade, sich aufzurichten.
    Karelia stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie war also nicht unter die Räder gekommen, sondern hatte lediglich einen Stoß abbekommen. Hoffentlich war ihr außer dem Schrecken nichts weiter passiert! Sie nahm sie bei den Schultern und half ihr beim Aufstehen.
    »Ist alles okay?«, fragte Karelia.
    Die junge Frau nickte und biss sich dann auf die Lippen, um einen Schmerzenslaut zu unterdrücken.
    »Kannst du stehen?« Karelia stützte den Arm der jungen Frau ab. Langsam richtete sie erst das eine, dann das andere Bein auf.
    Gut , dachte Karelia, es scheint nichts gebrochen zu sein . Sie lehnte das Mädchen gegen den Kühlergrill und ließ es los.
    »Warte einen Moment. Ich bin sofort wieder da.«
    Inzwischen hatte sich eine Gruppe von Schaulustigen um den Unfallort versammelt. Ein grauhaariger Mann kam auf Karelia zu.
    »Ich bin Arzt«, sagte er. »Ich kümmere mich um sie.«
    Karelia nickte und lief um ihren Pick-up herum. Auf der Ladefläche lag ein junger Mann, und hinter dem Fahrzeug erkannte sie ein verbeultes Fahrrad, das halb unter ihr Auto gerutscht war.
    Sie ließ die Heckklappe herunter und zog sich auf die Ladefläche hoch. Der junge Mann, der ebenfalls nicht älter als achtzehn zu sein schien, kam bereits wieder zu sich. Sie hockte sich neben ihn. Er musste aus dem Sattel direkt auf den Pick-up geschleudert worden sein.
    Der Junge stöhnte und schüttelte den Kopf. Dann setzte er sich auf und betastete vorsichtig seine Arme und Beine.
    »Alles okay?«, fragte Karelia erneut.
    »Ich muss zum Gericht«, antwortete der Junge und versuchte aufzustehen. Erst jetzt bemerkte sie die Kuriertasche, die er umhängen hatte.
    »Nun mal langsam«, sagte sie, aber er schien sie nicht zu hören. Er zog sich am Führerhaus hoch, blieb einen Moment auf schwankenden Beinen stehen und wankte dann vorsichtig zum Heck des Fahrzeugs.
    Karelia folgte ihm. »Dein Rad ist hinüber«, klärte sie ihn auf. »Wenn du willst, kann ich dich zum Gericht mitnehmen. Ich muss da nämlich auch hin.«
    Der Junge kletterte vom Wagen und richtete sein Fahrrad auf. Der Lenker und das Vorderrad waren heillos verbogen.
    »Damit komme ich nicht mehr weit«, murmelte er.
    »Sag ich doch. Lad es auf, wir nehmen es mit«, rief Karelia, die bereits auf dem Weg nach vorn war. Das Mädchen sah immer noch benommen aus, konnte aber schon wieder stehen, ohne sich abstützen zu müssen. Der grauhaarige Mann bewegte einen Zeigefinger vor ihren Augen hin und her.
    »Keine Gehirnerschütterung und keine Knochenbrüche, soweit ich feststellen kann«, sagte er und nahm den Finger herunter, als er Karelia bemerkte. »Da haben Sie beide noch mal Glück gehabt. Ich würde sie trotzdem im Krankenhaus untersuchen lassen.«
    Karelia nickte. »Ich nehme sie mit. Danke, Doktor.«
    Sie öffnete die Beifahrertür und half dem Mädchen, in die Kabine zu klettern. Der Junge hatte sein Fahrrad inzwischen auf die Ladefläche gehievt und die Heckklappe wieder geschlossen. Leicht hinkend kam er nach vorn.
    »Habe ich das richtig verstanden? Sie fahren zum Gericht?«, fragte er.
    Karelia nickte. »Rein mit dir, sonst komme ich zu spät.«
    Der Junge drückte

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