Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebellen der Ewigkeit

Rebellen der Ewigkeit

Titel: Rebellen der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
von unten ein Megafon.
    »Die Bank hat geschlossen und wird heute nicht mehr öffnen!«, rief er. »Gehen Sie nach Hause oder an Ihren Arbeitsplatz zurück und verhalten Sie sich ruhig!«
    Er wiederholte diese Aufforderung mehrfach. Die Antwort bestand aus einem wütenden Pfeifkonzert. Dann erschienen ein paar Männer auf dem Dach, die den Polizisten packten und ihm das Megafon entrissen.
    »Wir wollen unser Geld!«, rief der Mann, der nun das Megafon in den Händen hielt. »Wir fordern die TIB auf, sofort ihre Türen zu öffnen und uns den Zugang zu unserem Besitz zu ermöglichen!«
    Die Menge jubelte ihm zu und begann erneut mit ihren Sprechchören. Dann geschah das, womit Eddy schon länger gerechnet hatte: Der erste Stein flog. Er prallte an dem Sicherheitsglas der Bank ab, ohne Schaden anzurichten. Das war das Signal für andere, dem Beispiel zu folgen. Ein Steinhagel prasselte gegen das Gebäude, und es war nur eine Frage der Zeit, bis eine der Glasscheiben nachgeben würde.
    Irgendwo hinter Eddy heulte eine Sirene. Mühsam drehte er sich um, konnte aber außer Tausenden von Köpfen nichts erkennen. Die Menschenmenge schien sich inzwischen auf das ganze Viertel ausgedehnt zu haben. Ein klirrendes Geräusch ließ ihn wieder nach vorn blicken. Eine erste Scheibe war zu Bruch gegangen, was von der aufgebrachten Menge frenetisch gefeiert wurde. Die Masse drückte von hinten nach, und er musste seine volle Kraft aufbringen, um sich dagegenzustemmen. Auch er schrie jetzt, wie die neben ihm Stehenden: »Gebt uns unser Geld zurück! Gebt uns unser Geld zurück!«
    Ein dumpfes Brummen übertönte ihre Rufe. Für einen Moment hielt die Menge den Atem an. Hinter dem dreißigstöckigen Hochhausblock, der zwei Straßen weiter aufragte, schob sich langsam die Silhouette eines Helikopters hervor. Träge wie eine Hummel schwebte er auf die Menschentraube vor der Bank zu.
    Gebannt folgten die Belagerer dem riesigen schwarzen Insekt mit ihren Augen. Der Helikopter verringerte seine Flughöhe, bis ihn nur noch wenige Meter von den Köpfen der Protestierer trennten.
    Dann brach das Inferno los.
    Ein Regen von kleinen grünen Kugeln tropfte hernieder.
    Tränengasgranaten.
    Im Nu befand sich Eddy in einem Wirbel aus Körpern. Waren es gerade noch die Nachrückenden gewesen, gegen die er sich wehren musste, so versuchten nun die vor ihm Stehenden, so schnell wie möglich aus der engen Straße herauszukommen.
    Eddy war froh, dass er regelmäßig zum Training ging. Neben ihm wurden die ersten Protestierer von der panischen Masse überrannt. Er drückte die Schultern durch, spreizte seine Ellbogen ab und passte seine Schrittgeschwindigkeit an das Tempo der Menge an.
    Inzwischen war der Hubschrauber über sie hinweggeflogen. Von allen Seiten wehten dichte Tränengaswolken heran. Eddy zog sein Taschentuch hervor und band es sich um Mund und Nase. Vor ihm tat sich eine kleine Lücke auf und er beschleunigte seinen Schritt. Die Nebenstraßen waren von dem Helikopter noch nicht mit Granaten gepflastert worden, und er stemmte sich gegen den Sog der Menge und bahnte sich einen Weg zurück in Richtung des Parkhauses, in dem sein Wagen stand.
    Das Geschrei um ihn herum war ohrenbetäubend. Erneut heulte eine Sirene auf. Eddy warf einen Blick zurück. In der Ferne funkelten durch die Tränengasschwaden Blaulichter über den Köpfen der Menge. Es war Zeit, dass er von hier verschwand.
    Inzwischen konnte er sich etwas freier bewegen und die Gaswolken hatten zum Glück seine Position noch nicht erreicht. Am sichersten würde er sich in seinem Auto schützen können. Eddys Kleidung war inzwischen völlig durchnässt. Die Hitze, die vielen Menschen und der Stress hatten den Schweiß in Strömen fließen lassen. Er brauchte dringend etwas zu trinken.
    Sein Auto stand auf der obersten Etage, direkt in der prallen Sonne. Eddy riss den Kofferraum auf und holte eine Literflasche Mineralwasser hervor. Die Flüssigkeit war zwar lauwarm, aber es war ein Genuss, sie in der ausgedörrten Kehle zu spüren.
    »Haben Sie für mich auch einen Schluck?«
    Eddy drehte sich um. Hinter ihm stand ein älterer Mann mit einer blutigen Stirnwunde, dessen Hemd zerrissen war. Ohne zu zögern, hielt Eddy ihm die Flasche hin. Der Mann nahm gierig ein paar große Züge, bevor er Eddy die Flasche zurückreichte.
    »Vielen Dank«, sagte er.
    »Sie hat es an der Stirn erwischt«, sagte Eddy.
    »Eine Granate«, nickte der Mann. »Ich habe noch Glück gehabt. Die Wunde ist nur

Weitere Kostenlose Bücher