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Rebellin der Leidenschaft

Titel: Rebellin der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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Frauen normalerweise keine Männerkleider, selbst wenn sie einen guten Grund dafür hatten. Manche Dinge würden sich niemals ändern. »Gut, dass Sie mich daran erinnern, Aldric«, stimmte sie zu. »Ich sollte meine illustren Gäste nicht verscheuchen, bevor ich herausgefunden habe, was sie von mir wollen.«
    Noch immer leise kichernd wartete sie, bis Aldric sich entfernt hatte, und stellte sich den Schreck der zwei sittsamen Ladys im Erdgeschoss vor, wenn sie in ihren Männerkleidern aufgetaucht wäre. So etwas gehörte sich einfach nicht.
    Nicole seufzte. Sie war sich gegenüber ehrlich genug, um zu wissen, dass ihr ihre unbekümmerte Haltung und ihr ziemlich unangemessener Sinn für Humor in ihrer momentanen etwas prekären Lage nicht viel halfen. Na ja, so richtig prekär war ihre Lage nun auch wieder nicht, wies sie sich gleich darauf zurecht. Schließlich hatte sie beschlossen, auf dem Land zu bleiben. Während sie in ihrem Kleiderschrank nach passender Kleidung suchte, gestand sie sich ein, dass es eigentlich ganz nett war, ein paar junge Frauen zu Besuch zu haben. Solche Gäste hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Nicht, dass sie auf Dragmore nicht glücklich gewesen wäre. Dragmore, Pferde und Bücher waren ihr Ein und Alles. Nur - nun ja, es war eben wirklich sehr lange her.
    Nicole streifte sich so schnell sie konnte Strümpfe und einen Unterrock über. Sie hasste Korsetts und weigerte sich standhaft, eines zu tragen, obwohl sie ohne Schuhe einen Meter siebenundsiebzig maß, also größer war als die meisten Frauen; und dazu kam noch ihr Alter - sie war dreiundzwanzig. Doch es missfiel ihr einfach, sich die Taille einzuschnüren, als wäre sie nur einen Meter fünfzig groß, achtzehn Jahre alt und kaum hundert Pfund schwer. Wenn die Leute das wüssten, würden sie natürlich wieder lästern. Das taten sie nur zu gern, wie Nicole am eigenen Leib erfahren hatte. Aber in diesem Fall konnte es niemand wissen, und selbst wenn - Nicole blieb standhaft.
    Es ging ihr dabei nicht nur um ihre Bequemlichkeit. Nicole verschlang alle Bücher, derer sie habhaft werden konnte, und teilte die Meinung einiger ihrer Lieblingsschriftstellerinnen, die Hosen der momentanen Mode vorzogen, die ihrer Ansicht nach ungesund und beengend war. Das Korsett war ein Paradebeispiel dafür. Die moderne Gesellschaft hatte klare Regeln dafür, was sich ziemte und was nicht, ausdrücklich so festgelegt, um die Frauen an ihren angestammten Plätzen zu halten, und die Mode diente genau demselben Zweck.
    Schließlich konnte man von einer Frau, die sich in ihrem Korsett ständig am Rand einer Ohnmacht bewegte, nicht erwarten, mehr zu tun als zu lächeln und nach Luft zu schnappen. Eine solche Frau konnte weder reiten noch schießen oder denken. Eine solche Frau war unterwürfig.
    Nicole war klug genug ihr Wissen für sich zu behalten.
    Nachdem sie sich fertig angekleidet hatte, warf sie noch rasch einen prüfenden Blick in den Spiegel. Sie war nervös und spürte, wie ihr die bevorstehende Begegnung auf den Magen schlug. Verärgert schimpfte sie mit sich selbst. Es war nicht das marineblaue Jäckchen und auch nicht der Rock, was ihr missfiel; Kleider waren ihr einfach nicht wichtig, so lange sie sie nicht einengten. Es waren andere Dinge, die sie an ihrem Äußeren auszusetzen hatte.
    »Na ja, was hast du denn erwartet?«, fragte sie ihr Spiegelbild seufzend. »Kleiner zu sein? Blond? Bist du denn völlig verblödet? Leute, die dich nach deinem Äußeren beurteilen, sind keinen Penny wert!«
    Die Tür ging auf. »Haben Sie mich gerufen, gnä’ Frollein?«
    Nicole errötete. Wenn die Dienstboten sie jemals bei ihren Selbstgesprächen ertappten, würde sie vor Scham in den Boden versinken. »Oh, ja, Annie, bring bitte Sue Anne meine Reithose, der Riss auf dem linken Knie müsste geflickt werden!« Sie lächelte munter und wartete, bis Annie die Hose aufgehoben hatte und damit verschwunden war. Dann musterte sie sich abermals kritisch. Sie wär lächerlich groß und viel zu dunkel. Ihr Vater war ein dunkler Typ, von ihm hatte sie ihr Äußeres geerbt und rein gar nichts von ihrer zierlichen, blonden Mutter. Eigentlich neigte sie nicht zu Verdrossenheit und Nörgelei - aber hätte ihr Haar nicht wenigstens braun statt kohlrabenschwarz sein können?
    Sie hätte Annie lieber bitten sollen, ihr bei ihrem Haar zu helfen, statt eine Geschichte über ihre Reithose zu erfinden, dachte sie, als sie mit dem Kamm durch ihre dichte, schwarze Mähne fuhr,

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