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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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mich töten können, aber dann …«
    Jetzt kam der entscheidende Sprung ihres Berichts. Sie konnte nur beten, dass die Königin nicht merkte, was sie alles ausließ. »Ich wurde plötzlich riesengroß – sogar noch größer als die Katze. Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe. Es muss sich um einen Zauber gehandelt haben.« Sie zwang sich, der Königin ins Gesicht zu blicken. »Wie ist so etwas möglich?«
    »Dein Fall ist nicht der erste«, erklärte Amaryllis. »Es passiert allerdings sehr selten und nur in Zeiten höchster Not. Die große Gärtnerin war dir gnädig.«
    Klinge nickte. »Jedenfalls hat mich das gerettet. Als der Zauber verging, probierte ich den verletzten Flügel aus und konnte wieder fliegen – er wurde durch Zauberei geheilt. Ich kehrte zur Eiche zurück, und hier bin ich.«
    Die Königin betrachtete Klinge. Sie hatte einen Finger nachdenklich an das Kinn gelegt. »Ich muss gestehen, ich bin erleichtert. Aufgrund von Rainfarns Bericht glaubte ich schon, du seist unweit der Eiche im Garten abgestürzt. Als Dorna dich nicht finden konnte, fürchtete ich, die Menschen hätten dich erwischt, und wir seien womöglich alle in Gefahr.«
    Eine kalte Hand schloss sich um Klinges Kehle. Die Vermutung der Königin kam der Wahrheit gefährlich nahe. Spürte oder wusste sie gar, dass Klinge sie täuschte? Vielleicht wollte die Königin sie prüfen, und dies war ihre letzte Chance, sich als treue Untertanin zu zeigen. Vielleicht sollte sie die Königin um Gnade bitten und ihr alles beichten.
    Doch Klinges Vertrauen zu Königin Amaryllis war erschüttert. Wenn die Königin ein ganzes Regal voll kostbarer Bücher verbrennenließ, nur um die Feen vor den Menschen zu schützen, was würde sie erst tun, wenn sie erfuhr, dass ihre Jägerin sich tatsächlich mit einem Menschen angefreundet hatte? Sie würde Klinge nicht wegen Hochverrats hinrichten lassen. Dazu waren die Feen der Eiche inzwischen zu wenige. Aber konnte sie Paul vielleicht durch einen Zauber schädigen. Diese Vorstellung gefiel Klinge überhaupt nicht.
    »Jedenfalls war der Versuch, Linde vor der Krähe zu retten, sehr mutig«, fuhr die Königin lebhafter fort. »Zumal du dich dadurch selbst in Gefahr gebracht hast. Du hast viel durchgemacht, und dass du so schnell zur Eiche zurückgekehrt bist, verdient Anerkennung. Baldriana, du hast sie untersucht. Sie ist nicht verletzt?«
    »Nein, Majestät«, sagte eine ruhige Stimme aus dem hinteren Teil des Zimmers. Klinge zuckte zusammen. Sie hatte die Heilerin ganz vergessen. »Sie braucht jetzt nur Ruhe.«
    »Dann befreie ich dich bis morgen von deinen Pflichten«, sagte die Königin. »Du kannst gehen.«
     
    Klinge kehrte in ihr Zimmer zurück und ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen. Nach dem Gespräch mit der Königin war ihr, als sei sie bis auf die Knochen durchleuchtet worden. Doch sie schien die Prüfung bestanden zu haben.
    Warum verfolgte sie dann immer noch das beunruhigende Gefühl, dass Amaryllis ihr nicht geglaubt hatte?
    Sie schwang die Beine auf den Boden und setzte sich auf. Ihr Zimmer mit seinen nackten Wänden kam ihr nach dem langen Aufenthalt im Haus der Menschen enger vor denn je. Die primitive Einrichtung schmerzte sie geradezu in den Augen. Wie gern hätte sie das Zimmer mit einigen Bildern verschönert – aber das ging natürlich nicht. Fast alle schönen Gegenstände in der Eiche wurden im Magazin aufbewahrt. Sogar an den Wänden der königlichenGemächer hing nichts. Kunst war etwas Seltenes und Kostbares und durfte deshalb nicht der Obhut einer einzelnen Person anvertraut werden.
    Doch wie war es dazu gekommen? Vor der großen Spaltung hatten in der Eiche viele Künstlerinnen und Schriftstellerinnen gelebt. Wo war ihre Kreativität geblieben? Konnte man ihre schöpferische Kraft auf irgendeine Weise wiederbeleben?
    Vielleicht fand sie in Heides Tagebuch Hinweise darauf, vorausgesetzt das Tagebuch war in der Zeit ihrer Abwesenheit nicht verschwunden – doch nein, da lag es. Klinge zündete eine Kerze an, setzte sich aufs Bett und schlug das Buch an der Stelle auf, an der sie ihr Lesezeichen eingelegt hatte.
     
    Jasmins Verfassung hat sich deutlich gebessert, seit die anderen Feen sich nicht mehr abschätzig über sie äußern. Ich freue mich, dass meine diesbezüglichen Worte ihre Wirkung getan haben. Jasmin grüßt mich inzwischen freundlicher. Dass ich ihr Kleid geflickt habe, hat dazu beigetragen. Ich habe auch wirklich selten so gute Arbeit geleistet. Man ahnt

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