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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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weg. Klinge stieß sich vom Schrank ab und landete auf der Bettkante.
    »Sieh mich an!«
    »Ich will nicht darüber reden.«
    »Vielleicht nicht, aber du musst.« Klinge marschierte zum Ende der Matratze. Sie blieb so dicht neben Paul stehen, dass sie ihn fast berührte. »Ich habe dir heute das Leben gerettet. Du schuldest mir etwas.«
    »Schön. Was willst du? Noch mehr Messerklingen?«
    »Nein.« Obwohl es ein verlockendes Angebot war. »Ich will dich verstehen.«
    »Warum denn? Was interessiert dich überhaupt an mir?«
    »Keine Ahnung!« Klinge hatte die Stimme erhoben, und Paul zuckte zusammen. »Ich weiß nicht mal, warum ich dir in den Teich nachgesprungen und warum ich gewachsen bin oder warum ich meine Flügel verloren und wiederbekommen habe. Ich weiß nicht, warum ich überhaupt noch hier sitze und mit dir rede, wo ich doch dringend nach Hause müsste – keine Ahnung, was mir daran so wichtig ist!« Sie drückte entnervt die Finger an die Stirn und fügte leiser hinzu: »Aber es ist nun mal so.«
    Paul saß bewegungslos und mit gesenktem Kopf da. »Gut«, sagte er schließlich leise, »ich sage es dir.«

 
    ELF
     
    Klinge setzte sich mit gekreuzten Beinen auf die Matratze und wartete. Paul verknotete die Finger ineinander und räusperte sich.
    »Ich habe dir ja erzählt, dass ich als Kind gemalt habe und das auch gut konnte. Sogar mehr als gut – manche sprachen schon von Genie und Wunderkind. Aber nach einigen Jahren … ging auf einmal nichts mehr. Ich malte zwar noch, aber nur ganz gewöhnliche Bilder, ohne Leben. Ich war nichts Besonderes mehr.
    Darüber war ich sehr unglücklich. Meine Eltern merkten es, aber ich konnte es ihnen nicht erklären. Wie auch, ich verstand es ja selbst nicht? Sie kamen zu dem Schluss, der Kunstunterricht an meiner Schule sei daran schuld, und schickten mich auf ein Internat. Keine schlechte Schule übrigens, auch wenn ich mich zuerst daran gewöhnen musste. Meine Bilder wurden nicht besser, aber ich freundete mich mit einigen Mitschülern an, und sie weckten mein Interesse für etwas ganz anderes – das Rudern.«
    »Rudern?«, fragte Klinge, doch Paul schien sie nicht zu hören.
    »Ich hatte bis dahin mit Sport nicht viel am Hut gehabt, aber als ich die Ruder in den Händen hielt, wusste ich sofort: das war es. Ich ließ alles andere stehen und liegen und stürzte mich in das Training. Am Ende des Jahres gewann ich erste Wettkämpfe.« Die Erinnerung belebte sein Gesicht. »Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll – das Gefühl nach einem Rennen. Man ist außerAtem und mit den Nerven am Ende, und jeder Muskel tut einem weh, aber zugleich fühlt man sich so unglaublich lebendig.«
    Klinge nickte. Das zumindest verstand sie vollkommen.
    »Nach meinen ersten Siegen hatte ich Blut geleckt. Ich konnte nicht mehr malen, aber rudern dafür immer besser. Nichts anderes interessierte mich mehr. Ich hatte so viel vor – ich wollte mich für die Weltmeisterschaft qualifizieren, vielleicht sogar die Olympischen Spiele. Aber dann …«
    Er beugte sich nach vorn und stützte das Gesicht in die Hände. »Es war Freitagabend«, fuhr er mit belegter Stimme fort. »Ich hatte mit Freunden ein Fußballspiel angesehen und mich verspätet … Ich sah, wie das Schultor sich vor mir schloss und begann zu rennen. Die Ampel stand noch nicht auf Grün, aber die Straße schien frei. Ich hatte sie zur Hälfte überquert, da kam ein Auto um die Ecke. Ich sah es erst, als ich damit zusammenstieß, und spürte, wie meine Wirbelsäule brach …«
    Klinge biss erschrocken die Lippen zusammen. Ein langes Schweigen folgte.
    »Jetzt bin ich von der Hüfte an abwärts gelähmt«, flüsterte Paul. »Ich kann nicht mehr gehen, nicht mehr rudern, nicht einmal mehr …« Er lachte freudlos. »Glaub mir, du willst gar nicht wissen, was ich alles nicht mehr kann. Ich werde nie an den Olympischen Spielen teilnehmen und nie mehr richtig rudern können. Meine ganzen Träume – weg. Einfach so.«
    »Und deshalb …?«, fragte Klinge unsicher. Sie konnte Pauls Verzweiflung nachfühlen. Als sie geglaubt hatte, sie könnte nie mehr fliegen, war es ihr ähnlich gegangen. Aber deshalb nicht mehr leben zu wollen … das konnte sie nicht verstehen.
    »Nein«, sagte Paul. Er klang müde. »Oder doch, aber nicht nur deshalb. Nach dem Unfall wussten meine Freunde nicht mehr, was sie mit mir reden sollten. Natürlich haben sie mich besuchtund so weiter, aber es war einfach erbärmlich, und zuletzt besuchten mich nur

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