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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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nicht, dass das Kleid einmal so schlimm zugerichtet war, und es steht Jasmin sehr gut …
     
    Einige weniger interessante Einträge folgten, doch ein paar Seiten später stieß Klinge auf den folgenden Eintrag:
     
    Wenn meine teure Freundin Lavendel mir die Nachricht nicht überbracht hätte, hätte ich sie nicht geglaubt: Die Königin hat Jasmin zu ihrer Beraterin ernannt! Es ist natürlich eine große Ehre, und ich freue mich um Jasmins willen darüber. Trotzdem ist mir die Entscheidung der Königin nicht ganz geheuer. Jasmin ist bestimmt sehr klug, doch sie hat ein hitziges Temperament und handelt manchmal vorschnell, wo Klügere noch zur Vorsicht raten würden.
     
    Das war ja alles gut und schön, wenn man mehr über Politik erfahren wollte, dachte Klinge, doch sie war es leid, immer nur vom Leben in der Eiche zu hören. Wann hörte Heide endlich auf, über Jasmin zu sprechen, und berichtete über etwas wirklich Wichtiges? Ungeduldig blätterte sie einige Seiten vor und las.
     
    Heute Morgen saß ich zusammen mit Lavendel bei einer Tasse Tee, da kam die Nachricht, Königin Schneeglöckchen wünsche mich zu sprechen. Angesicht der vielen anderen tüchtigen Feen der Eiche hatte ich mir kaum noch Hoffnung gemacht, dass ihre Wahl auf mich fallen könnte. Doch meine Gebete wurden erhört, die große Gärtnerin sei gepriesen. In einem halben Jahr werde ich die Stelle der Näherin an meine Schülerin Bryony abgeben und eine wichtigere Arbeit übernehmen.
    Ich muss mich sorgfältig auf die bevorstehende Aufgabe vorbereiten. Sie wird nicht leicht sein, denn ich muss noch viel lernen. Doch verspüre ich keine Angst oder Sorge, sondern nur freudige Erwartung. Ich soll also nach draußen gehen, zum erstaunlichen Volk der Menschen!
     
    Klinge zuckte zusammen. Das Buch entglitt ihren Händen und fiel umgedreht auf den Boden. Sie hob es auf, glättete die zerknitterten Seiten und las die letzte Zeile von Heides Eintrag noch einmal und dann immer wieder, solange die Kerze an ihrem Bett im flüssigen Wachs knisterte und flackerte.

 
    ZWÖLF
     
    Die Sterne vor Klinges Fenster verblassten, und am Horizont graute bereits der Morgen. Auf dem Tisch neben Klinge klebten zahllose Kerzenstummel, und überall lagen Zettel mit Notizen verstreut. Klinge hatte die ganze Nacht gelesen, bis die Seiten vor ihren Augen verschwammen. Trotzdem brachte sie es nicht fertig, Heides Tagebuch wegzulegen.
     
    Ich habe den Namen Henriette Eichholz gewählt und bin eine junge Dame, die erst vor Kurzem vom Kontinent in England eingetroffen ist. Das erklärt hoffentlich die Auffälligkeiten meiner Sprache und meines Benehmens. Begleiten wird mich auf meiner Reise Lilie, eine besonnene Fee reiferen Alters. Sie wird als meine unverheiratete Tante und Anstandsdame auftreten. Ich werde ihren Rat umso lieber entgegennehmen, als sie die Welt der Menschen gut kennt.
    Trotzdem wünschte ich, auch Lavendel könnte mich begleiten. Die Trennung schmerzt uns beide, schließlich kann es Jahre dauern, bis wir uns wiedersehen. Doch will sie mich als treue Freundin nicht verletzen, indem sie mich bittet zu bleiben. Könnte ich doch dasselbe auch von Jasmin sagen …
     
    Klinge rieb sich die Schläfen, um ihre pochenden Kopfschmerzen zu lindern. Nur noch ein paar Seiten, beschloss sie.
     
    … Ich hatte zuerst geglaubt, sie würde sich mit mir freuen, doch ihre eigenen schlechten Erfahrungen in der Außenwelt (von denen ich immer noch herzlich wenig weiß) erfüllten sie mit bösen Vorahnungen, und sie riet mir mehr oder weniger deutlich ab. »Du beherrschst schon ein Handwerk«, sagte sie, »und brauchst kein zweites zu erlernen. Warum unter die Menschen gehen, wenn du der Eiche auch hier dienen kannst?« Mit solchen schmeichelnden Worten wollte sie erreichen, dass ich blieb.
    Sie meinte es ernst, und ich wusste, dass ihre Sorge um mein Wohl aufrichtig war. Doch ihrem Rat zu folgen stand außer Frage. Ich habe allerlei Ausflüchte gebraucht und war dabei, so fürchte ich, recht kurz angebunden. Seitdem zeigt sie mir die kalte Schulter, und unsere Freundschaft, wenn man davon sprechen konnte, scheint beendet.
    Genauso wie dieses erste Tagebuch, dem hoffentlich noch viele weitere folgen werden. Ich lasse es mit den anderen Relikten meines Lebens in der Eiche zurück und werde bei meiner Ankunft an meinem Bestimmungsort einen neuen Band anfangen. Bis dahin lebe wohl, lieber Leser!
     
    Das war alles? Ungläubig blätterte Klinge um, doch die letzte Seite war leer.

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