Rebellion Der Engel
hatte, schob ich auf den Schock und das Adrenalin, das durch meinen Körper rauschte.
Langsam und ein wenig wacklig kam ich auf die Beine. Gebrochen hatte ich mir zumindest nichts. Du meine Güte, so wie es aussah, hatte nicht einmal mein Kleid etwas abbekommen. Das war auch gut so, denn es hatte mein Budget bei Weitem überschritten, sodass ich es mir nicht erlauben konnte, es gleich beim ersten Tragen zu ruinieren. Was denke ich da? Wie konnte ich mir Sorgen um ein blödes Kleid machen, während mein Wagen vermutlich ein totales Wrack war!
Der Wagen.
Amber!
Ich fuhr zur Straße herum und geriet ins Wanken, fing mich jedoch sofort wieder. Die Interstate war etwa fünfzig Meter entfernt und von zwei Streifenwagen mit blinkenden Blaulichtern für den durchfahrenden Verkehr gesperrt. Dahinter standen weitere Fahrzeuge: Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, ein paar zivile Wagen, die vermutlich Zeugen und Ersthelfern gehörten. Rot und blau blinkendeWarnlichter tauchten alles in einen unwirklichen, viel zu grellen Schein. Geblendet kniff ich die Augen zusammen und versuchte mir einen Überblick zu verschaffen.
Im Grünstreifen, vielleicht zehn Meter neben der Straße, lag mein Wagen auf dem Dach. Die Karosserie war verbeult wie eine zerdrückte Bierdose und im Verdeck klaffte ein langer Riss, doch die Windschutzscheibe war unversehrt. Wie zum Teufel war ich aus dem Wagen geschleudert worden, wenn nicht durch die Scheibe?
Ich kniff die Augen zusammen und konzentrierte mich auf den Beifahrersitz. Er war leer. O Gott, hoffentlich hatte jemand Amber herausgeholt und kümmerte sich jetzt um sie. Oder musste ich fürchten, dass sie ebenfalls irgendwo am Waldrand lag, unentdeckt wie ich?
Mein Blick streifte über die Fahrzeuge, die auf der Fahrbahn abgestellt waren, bis ich Amber entdeckte. Sie saß auf der Ladekante eines Notarztwagens. Ein Sanitäter stand bei ihr und versorgte eine blutende Wunde an ihrem Kopf. Weitere Notärzte liefen hektisch hin und her, holten Geräte und Medikamente aus dem Wagen und brachten sie zum Straßenrand.
Ich drängte mich zwischen den Helfern hindurch, die allesamt keine Notiz von mir nahmen, und hielt auf den Krankenwagen zu. Mein erster Impuls war es, nach Amber zu rufen, doch abgesehen davon, dass meine Rufe vermutlich ohnehin in der hektischen Betriebsamkeit der Hilfskräfte untergegangen wären, traute ich meiner eigenen Stimme nicht.
Mit jedem Schritt, den ich mich dem Krankenwagen näherte, wurde Ambers Gesicht deutlicher. Im grellen Licht, das aus dem Wageninneren nach draußen strömte, sah sie bleich und mitgenommen aus. In ihren Augen lag eine Traurigkeit, wie ich sie noch nie an ihr gesehen hatte. Sie zitterteund Tränen verschmierten das Blut, das aus der Platzwunde über ihre linke Gesichtshälfte rann.
»Ihr Handgelenk ist gebrochen«, hörte ich den Sanitäter sagen. »Davon abgesehen haben Sie vermutlich eine Gehirnerschütterung. Das werden sich die Kollegen im Krankenhaus genauer ansehen.«
Ich bezweifelte, dass Amber ihn hörte. Ihr Blick schien ins Nichts gerichtet und ihre Lippen bewegten sich unaufhörlich. Erst als ich noch näher herankam, verstand ich, was sie sagte. Es war mein Name, den sie immer und immer wieder murmelte.
»Ich bin hier«, sagte ich und wollte nach ihrer Hand greifen, wagte es jedoch nicht, da ich nicht wusste, welches das gebrochene Handgelenk war.
Amber wiegte sich leicht vor und zurück. »Rachel«, murmelte sie. »Rachel, Rachel. O Rachel.«
»Ich brauche noch etwas zur Beruhigung!«, rief der Sanitäter seinem Kollegen im Inneren des Notarztwagens zu.
»Rachel. Rachel.«
»Mir geht es gut.« Meine Stimme bebte, nicht mehr lange und der Schock würde mich lahmlegen. »Es ist alles in Ordnung. Du fährst jetzt ins Krankenhaus und lässt dich wieder zusammenflicken. Ich werde da sein, wenn sie dich auf dein Zimmer bringen, okay?«
Amber antwortete nicht, sie murmelte nur weiter meinen Namen. Es war gruselig, sie so abwesend und neben der Spur zu sehen. Ich wusste nicht, wie ich ihr helfen sollte, denn sie nahm mich ebenso wenig wahr wie den Arzt, der sie versorgte. Am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und festgehalten, bis die Angst und die Traurigkeit aus ihrem Blick verschwunden wären; stattdessen machte ich einen Schritt zur Seite, damit der Sanitäter ihr das Beruhigungsmittel spritzen konnte.
»Sie kommt doch wieder in Ordnung?«, fragte ich ihn.
Er sagte nichts.
Sein Schweigen versetzte mich in Panik. Ging es
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