Rebellion der Verlorenen
stieß ein schauerliches Gebrüll aus und schüttelte seine verletzte Tatze. Die weißen Haare fielen ihm aus wie Schnee. Jetzt stand die Bestie auf drei Beinen und biß in die Pranke des vierten.
Luke hatte nicht vor abzuwarten, was als nächstes geschehen würde.
Er rannte, so schnell sein verletzter Knöchel das zuließ, um das Monstrum herum auf die Pritsche zu. Aber er fand keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Das Gitter in der Decke war zu hoch, als daß er es mit dem verletzten Knöchel erreichen konnte, und wenn er sich unter die Pritsche zwängte, würde das Monstrum dort sicherlich zuerst nachsehen.
Luke humpelte in den nächsten Raum, der erst recht kein geeignetes Versteck bereithielt. Er brauchte einen Moment, bis seine Augen sich an die Dunkelheit angepaßt hatten, dann stellte er fest, daß die Räume sich offenbar immer weiter fortsetzten, Raum um Raum ... und irgendwo aus dieser unbekannten Tiefe mußte das Monstrum gekommen sein Vielleicht warteten dort weitere seiner Artgenossen.
Aber eine dieser Kreaturen war mehr als genug. Die bloße Vorstellung eines ganzen Rudels glich einem Alptraum.
Das Monster wimmerte im Nebenraum. Luke konnte durchaus verstehen, wie ihm zumute war. Er nutzte die kurze Atempause, um die restlichen Splitter aus seinem Fleisch zu ziehen. Er reihte sie wie lange Messer neben sich auf, die einzige Waffe, die ihm gegen diese Bestie zur Verfügung stand.
Mit Ausnahme seines Verstandes.
Dieses riesige Lebewesen schien es nicht darauf abgesehen zu haben, ihm etwas zuleide zu tun. Es war erst unangenehm geworden, als Luke angegriffen hatte. Allem Anschein nach versuchte die Bestie herauszubekommen, mit wem oder was sie es zu tun hatte. Wenn es Luke gelang, sie davon zu überzeugen, daß er nicht der Kategorie Nahrungsmittel angehörte, hatte er vielleicht eine Chance.
Die Frage war bloß, wie er das anstellen sollte.
Das Monstrum hatte jetzt aufgehört zu wimmern und bewegte sich abermals schnuppernd auf Luke zu. Offenbar hatte es den Splitter aus seiner Tatze gezogen. Luke verteilte seine provisorischen Dolche kreisförmig um seinen Körper. Er würde damit lediglich Zeit gewinnen, aber Zeit war etwas, was er dringend brauchte.
Er hatte nicht vor, sich von diesem haarigen Ungeheuer umbringen zu lassen.
Diese Genugtuung wollte er Kueller nicht verschaffen.
37
Kueller stand in seinem Observatorium auf Almania und hielt Ausschau. Er hatte die große Kuppel der Je'har in eine Kommandozentrale umgebaut, als er seinen konventionellen Krieg gegen dieses Volk geführt hatte. Nach der Ermordung ihrer Anführer hatte er systematisch ihre Gefolgsleute vernichtet und das Geschehen auf den Bildschirmen beobachtet, die ihn umgaben. Jetzt zeigten ihm die Schirme verschiedene Ansichten des nahen Weltraums. Die Schirme auf seiner rechten Seite vergrößerten die endlose Schwärze des Alls um das Hundertfache; die zu seiner Linken zeigten eine Armada von Raumschiffen, die aus dem Hyperraum in den almanianischen Raum eingetreten war.
Ein Dutzend seiner besten Gefolgsleute war im Raum versammelt. Yanne stand neben ihm. »Mylord, ich denke, wir sollten unsere eigenen Leute hinaufschicken. Das sind Schlachtschiffe der Neuen Republik. Sie könnten Almania vernichten.«
»Das werden sie nicht«, sagte Kueller.
»Trotzdem«, beharrte Yanne. »Ich denke, wir sollten vorsichtig sein.«
»Und sie wissen lassen, daß wir sie gesehen haben?«
»Dazu sind sie zu weit entfernt. Sie werden nichts merken.«
Kueller seufzte. Seine Helfer waren bei dem geringsten Anlaß besorgt, etwas könnte schiefgehen, statt auf den Erfolg zu vertrauen. Er hatte gelernt, daß er am besten damit fuhr, wenn er sich in gleicher Weise auf Erfolg und Scheitern einstellte.
»Also gut«, sagte er. »Schicken Sie drei Sternzerstörer und die entsprechenden Begleitschiffe, und ... Yanne?«
»Ja, Mylord?«
»Wenn sie scheitern, werden Sie mit ihnen gescheitert sein.«
Yannes graue Haut wurde weiß, aber seine Stimme blieb ruhig. »Ja, Mylord.«
Er drehte sich um und erteilte einer seiner Wachen die entsprechende Anweisung. Der Mann nickte, schlug die Hacken zusammen und ging hinaus.
Die Flotte der Neuen Republik war am Himmel noch nicht zu sehen. Sie würde erst als eine Armada von Wracks im Weltraum sichtbar sein, und selbst dann würde man in der Atmosphäre nur das Aufblitzen verglühender Wrackteile erkennen können.
Auf den Bildschirmen zu seiner Linken sah Kueller, wie ein winziges Schiff sich aus der
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