Rebellion der Verlorenen
Mauersteinen bestanden; es roch ein wenig muffig. Er war lange nicht mehr benutzt worden und deutlich größer, als er ihr in der Vorstellung erschienen war. Irgendwie hatte sie damit gerechnet, sich durch einen engen Schacht drängen zu müssen. Doch der Stollen hatte beinahe die Ausmaße einer großen Halle.
An einer Seite gab es Sprossen und verrostete Metallteile, die als eine Art Leiter dienen mochten. Beinahe hatte sie das Gefühl, in einen Brunnenschacht zu klettern. Aber wenn sie den Bildern in ihrem Kopf Glauben schenken durfte, war das nicht der Fall. Dies war ein alter Fluchtweg, den die Erbauer des Turms angelegt hatten, er würde sie daher bestimmt in keine Sackgasse führen.
Die Kletterpartie in die Tiefe währte eine Ewigkeit. Leia war froh, daß sie stets auf ihre physische Kondition geachtet hatte, trotzdem wurden ihre Arme und Beine langsam müde, jede ihrer Bewegungen hallte durch das alte Gemäuer, und je weiter sie sich von der Oberfläche entfernte, um so dunkler wurde es um sie.
Sie ließ ihren Fähigkeiten in der Macht freien Lauf. Sie hoffte, weitere mentale Bilder einzufangen, stieß jedoch auf undurchlässige Schwärze.
Dann fühlte sie Luke irgendwo dicht unter sich und wurde plötzlich mit Bildern förmlich bombardiert: Weiße, weiße, weiße Geschöpfe, die im Sonnenlicht herumsprangen, so blendend weiß, daß sie das Licht zu reflektieren schienen.
Rosen. Überall der Duft von Rosen; grüne Blätter und schlüpfriges Essen, richtiges Essen. Wasser und Himmel.
Und ein so ausgeprägtes Gefühl der Freude, daß Leia vor Überraschung beinahe die Sprossen losgelassen hätte.
Diese Eindrücke kamen nicht von Luke. Lukes Präsenz in der Macht war wie ein steter Akkord, der von dieser Empfindung unbändiger Freude überlagert wurde.
Leia hoffte, daß es ihm gutging und daß er die richtige Wahl getroffen hatte, indem er hierhergekommen war. Sie erreichte das Ende des Stollens und fand sich auf einem Mauervorsprung über einer Falltür aus Brettern mit einem verrosteten Handgriff aus Metall wieder. Sie zog daran, und die Tür schwang ächzend auf.
Unter sich sah sie ein riesiges weißes Gesicht mit einer rosa Nase, einem riesigen rosa Maul und blauen Augen, so groß wie Untertassen. Das Maul öffnete sich, und sie preßte sich gegen die Mauer und griff nach ihrem Blaster.
»Ist schon in Ordnung.« Das war Lukes Stimme. »Er ist mein Freund. Ich glaube, er ist einfach glücklich, dich zu sehen.«
Sie musterte die Kreatur mit gerunzelter Stirn. Sie war am ganzen Körper weiß wie die Lebewesen, die sie in ihrer Vorstellung in der Sonne herumtollen gesehen hatte. Das Gefühl der Freude war von diesem Geschöpf ausgegangen.
»Würdest du ihm sagen, daß er Platz machen soll, damit ich näher kommen kann?«
»Das wird einen Augenblick dauern.«
Das weiße Geschöpf drehte den Kopf zur Seite und trat geziert - wenn man dieses Wort für etwas von seiner Größe verwenden konnte - zur Seite.
Leia packte den Mauervorsprung, ließ sich daran hinab und blickte in einen Gang, in dem sie ein riesiges offenes Gitter, die Spuren einer kürzlich stattgefundenen Auseinandersetzung und ein ganzes Sortiment von Blastern sah. Luke rastete auf dem Rand des Gitters. Ein paar Meter entfernt füllte sein Begleiter den Gang von einer bis zur anderen Seite aus.
Leia ließ sich fallen, vorsichtig darauf bedacht, neben dem Gitter und nicht in der Öffnung im Boden zu landen, die den Eindruck machte, in endlose Tiefen zu führen.
»Was ist denn da unten?« erkundigte sie sich.
»Soweit ich das feststellen konnte«, antwortete Luke, »eine Art Verlies. Das Thernbee war lange Zeit dort unten eingesperrt.«
Leia sah das Lebewesen an. Sein gigantischer Schweif fegte vor und zurück, und jedesmal, wenn er die Wand traf, gab es einen lauten Knall. »Du hast mich also hierher geführt«, sagte sie.
»Er kann nicht sprechen«, erklärte Luke. »Ich bin nicht einmal sicher, ob er gesprochene Sprache überhaupt versteht. Er kommuniziert telepathisch.«
»Und ist uns hoffentlich freundlich gesinnt«, meinte Leia, während sie auf Luke zuging.
»Sehr freundlich. Manchmal sogar zu freundlich.« Luke blickte ihr reglos entgegen, für Leia ein eindeutiges Zeichen, daß es ihm nicht gutging. Das und seine eigenartig grünliche Hautfarbe. Seine Kleidung war zerrissen und geschwärzt, sein Haar angesengt, und seine künstliche Hand war völlig von Haut entblößt. Sein linker Knöchel war geschient. Als Leia um das
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