Rebellion der Verlorenen
gehen«, sagte Luke mit brüchiger Stimme. »Heißt das, daß ich jetzt auch trinken kann?«
Er hatte gehofft, sie damit zum Lachen zu bringen. Aber sie fuhr herum und sah ihn mit schreckgeweiteten Augen an.
»Sie hätten nicht aufstehen dürfen«, fuhr sie ihn an.
Luke brachte ein schwaches Lächeln zuwege. »Schmerz ist eine verblüffende Erfahrung. Aber ich hoffe, daß er bald vergehen wird. Ich mache doch nicht irgend etwas schlimmer, oder?«
Die Frau zögerte kurz und schüttelte dann den Kopf. Dann seufzte sie und stand auf. »Setzen Sie sich, Luke Skywalker. Ich mache Ihnen etwas zu essen.«
Daß sie seinen Namen kannte, ließ ihn verblüfft zusammenzucken. Lausend Erklärungen schössen ihm durch den Kopf. Vielleicht hatte sie seinen X-Flügler durchsucht, oder sie kannte ihn aus irgendwelchen alten Nachrichtenholos, aber vermutlich steckte etwas ganz anderes dahinter.
»Sie wissen, weshalb ich hier bin?«
Sie nickte mit kläglicher Miene. »Mein Sohn hat mir gesagt, daß Sie kommen würden.«
Luke setzte sich hin, ohne auf den Schmerz zu achten, der von seinen Schenkeln bis in seine Brust schoß.
Brakiss' Mutter.
Und sie hatte Luke das Leben gerettet.
»Er war früher gar kein so schlimmer Junge, Luke Skywalker. Wirklich nicht. Er war ein wunderbares Baby und hat förmlich von innen heraus gestrahlt, so lebendig war er.« Die Frau ging in die Küche und machte sich dort zu schaffen. Es war, als würde es sie irgendwie beunruhigen, über ihren Sohn zu sprechen. »Aber dann sind sie gekommen.«
»Das Imperium.«
»Ja. Sie haben ihn mir weggenommen. Als Säugling.«
Luke rappelte sich auf, wollte sie trösten, aber sie stand keinen Augenblick still.
»Sie haben ihn zurückkommen lassen, auf Besuch. Aber er hat nie mehr gelächelt. Sein Gesicht war wie eine Maske.« Sie schaltete die Küchenmaschine ein. Ein leises Summen war zu hören. »Sie haben ihm etwas weggenommen.« Sie drehte sich um, lehnte sich an die Küchentheke und sah Luke an. »Sie haben versucht, es ihm zurückzugeben, nicht wahr? Auf dieser Akademie. Sie haben versucht, mir mein Kind zurückzubringen.«
Luke spürte eisige Kälte in sich aufsteigen. Das Imperium hatte Brakiss als Säugling an sich gerissen. Sie hatten gewußt, daß er für die Macht sensitiv war. Kein Wunder, daß Brakiss mit sich selbst nicht zurechtgekommen war. Der Verlust seines Selbst, seiner guten Seiten, der Verlust jeglicher Wärme war tiefer gegangen, als Luke hatte ahnen können.
»Ich habe es versucht«, entgegnete Luke. »Aber es ist mir nicht gelungen.«
»Er war danach noch mal hier, aber er ist nicht geblieben.« Die Falten in ihrem Gesicht schienen tiefer geworden zu sein »Er hat denen auf dem imperialen Stützpunkt alles gesagt, was Sie getan haben. Und das hat an ihm genagt. Früher habe ich nie so etwas wie ein Gewissen bei ihm feststellen können. Und dann machte es ihn bloß zornig.«
Die letzten Worte sprach sie ganz leise. Einen Mann wie Brakiss zornig zu machen konnte tödlich sein. »Und dann haben sie ihn hier nicht mehr gebraucht. Also ist er weggegangen. Er hat gesagt, er hätte Fähigkeiten, die er verkaufen könnte. Anschließend habe ich lange nichts von ihm gehört Bis vor kurzem, als er mir sagte, daß Sie kommen würden, um nach ihm zu suchen.«
Der Schmerz wurde allmählich erträglicher. Und auch der Durst. Luke stand immer noch reglos da.
»Er will, daß Sie ihn finden, Luke Skywalker.« Sie rang die Hände. »Ich denke, Sie sollten nach Hause gehen. Ihn vergessen. Daraus kann nichts Gutes werden. Alles, was an meinem Jungen gut war, ist vor langer, langer Zeit gestorben.«
»Nein«, widersprach Luke. »Es ist nicht gestorben. Es ist nur tief in ihm vergraben.« Und es würde schwerer sein, an dieses Gute heranzukommen, als bei allen anderen, weil Brakiss sich nicht aus freier Entscheidung der dunklen Seite zugewandt hatte so wie Anakin Skywalker. Jemand anderer hatte die Wahl für ihn getroffen, zu einem Zeitpunkt, da er noch gar nicht bewußt hatte denken können. »Sie wissen doch, wo er ist, oder?«
Die Frau nickte. »Er hat es mir gesagt. Er will, daß Sie zu ihm gehen. Aber Sie sind ein netter Mann, Luke Skywalker. Ich kann Sie nicht dorthin schicken. Mein Sohn will Sie töten.«
»Ich weiß«, antwortete Luke. »Aber das ist nicht das erste Mal, daß ich mich in Gefahr begebe.«
»Aber in eine Gefahr wie diese haben Sie sich noch nicht begeben«, sagte sie. »Oh, Luke Skywalker, nicht wie diese.«
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